Diskografie:
Light Up The Dark (Lorimer Records, 2015)
Flash Company (Copperplate Independent, 2012)
Curious Things Given Wings (Copperplate Independent, 2010)
The Outside Track (Bedspring Music, 2007)
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Musik entlang der keltischen AchseThe Outside TrackTransatlantische FreundschaftenSeit zehn Jahren spielen The Outside Track in unterschiedlichen Besetzungen eine stilistische Fusion aus irischer, schottischer und ostkanadischer Folkmusik. Nach vier Alben und zahllosen Konzerten sind zwei Dinge gleich geblieben: die Leidenschaft für den gemeinsamen Nenner ihrer Musiktraditionen und die unstillbare Neugier auf deren feine Unterschiede. Diesen Herbst stellt die Band im Rahmen einer Deutschlandtournee ihr neues Album Light Up The Dark vor.
Text: Judith Wiemers
In unserer globalisierten Zeit reisen die Menschen der Industriestaaten mit einem völlig neuen Selbstverständnis. Mit unerhörter Geschwindigkeit und finanzieller Sicherheit erkunden sie Regionen rund um den Globus. Mit Menschen reisen stets auch Kulturgüter, seien sie materieller oder immaterieller Natur. Besonders Musik als Ausdruck von Identität war wohl schon immer ein bedeutsamer Begleiter von Reisenden oder auch Vertriebenen, die ihre Lieder mitnahmen in eine ungewisse Zukunft. So auch im Fall der irischen und schottischen Massenemigrationen in Zeiten von Hungersnöten und politischen Unruhen. In der Diaspora der amerikanischen und vor allem der kanadischen Ostküste blühte ab dem neunzehnten Jahrhundert die entwurzelte keltische Musikkultur unter neuen Vorzeichen auf und trat in Dialog mit lokalen Traditionen, um sich zu einem erkennbaren sogenannten „Cape Breton Stil“ zu entwickeln – benannt nach der gleichnamigen Insel vor der kanadischen Küste.
The Outside Track gehen den Weg der Auswanderer und ihrer Musik quasi rückwärts und vereinen die musikalischen Idiome schottischer, irischer und ostkanadischer Tanzmusik. Die Musiker selbst verkörpern die divergierenden stilistischen Ausprägungen, denn Ailie Robertson (keltische Harfe) und Fiona Black (Tastenakkordeon) kommen aus Schottland, Teresa Horgan und Cillian O’Dalaigh an der Gitarre aus Irland, und Geigerin Mairi Rankin stammt aus Nova Scotia in Kanada. „Im Grunde sind sich die drei musikalischen Traditionen, die bei uns aufeinandertreffen, sehr ähnlich. Sie basieren auf denselben Tanzrhythmen und Tonarten und haben zumeist die gleichen Formen, nämlich Jigs und Reels“, erklärt Gründungsmitglied Robertson. Selbst das Repertoire überschneide sich zu großen Teilen wie auch die Instrumentierung. Der Unterschied ihrer musikalischen Herkunft liege im Detail beziehungsweise in der schwer zu fassenden Qualität, die Robertson als „Swing“ bezeichnet. „Der Swing ist die Art, eine Melodie zu interpretieren. In Schottland spielen wir sehr geradlinig, der irische Stil ist verzierter, und in Cape Breton klingt die Musik sehr beschwingt und tänzerisch.“
Feine Differenzen bei direkter Verwandtschaft – dies gilt auch für den Stepptanz, den zwei Bandmitglieder regelmäßig jeweils im irischen und im Cape-Breton-eigenen Stil bei Auftritten im direkten Vergleich präsentieren. Die eklektische Mixtur der drei musikalischen Dialekte, zwischen denen sich The Outside Track mühelos bewegt, macht den besonderen Reiz dieser Band aus; nicht nur für den Zuhörer, sondern im gleichen Maße auch für die Musiker selbst.
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