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Leichtigkeit, Freundlichkeit und SympathieJoan BaezZelt-Musik-Festival, Freiburg, 14.7.2015
Text: Stefan Franzen
Wo sie ihre aktuellen Kämpfe ausfechte, wurde sie 2012 vom französischen Fernsehen gefragt. Sie selbst stehe heute nicht mehr in der ersten Reihe, entgegnete sie, vielmehr reflektiere sie über ihr Leben und kümmere sich um ihre einhundertjährige Mutter. Doch es ließe sich heute ja unter einer großen Anzahl von Vietnams auswählen. Die Welt ist nicht friedlicher geworden, seit Joan Baez vor einem halben Jahrhundert ganz vorne mitmarschierte, von Selma bis Hanoi. Deshalb sind ihre Konzerte auch weit entfernt von akustischer Nostalgietapete. Das zeigte sich auch beim Freiburger Zelt-Musik-Festival, wo sie einen ihrer wenigen Deutschlandauftritte für dieses Jahr absolvierte.
Burschikos, in Bermudas, Sandalen und ärmellosem Top, beginnt die Vierundsiebzigjährige im heißen Zelt ihre zweistündige Show solo. Ihre Stimme hat an dunklen Facetten gewonnen, doch die Höhen erreicht sie immer noch nahezu kristallklar. Dazu liefert sie flüssiges, swingendes Picking. Gleich zu Anfang setzt sie zwischen Steve Earles „God Is God“, „There But For Fortune“ von Phil Ochs und das traditionelle „Silver Dagger“ von ihrem ersten Album die große zeitliche Klammer, die auch den Abend bestimmen wird. Potpourricharakter kommt trotzdem nie auf, und das liegt an der fein ausdifferenzierten Variation. Baez hat drei Mitstreiter mitgebracht, die ihr dienend zuarbeiten: Sohn Gabriel Harris setzt dezente perkussive Akzente an Congas, Cajón und Becken, Dirk Powell wirkt als Multiinstrumentalist. Mit schönen Mandolinenlinien schmückt er Dylans „It’s All Over Now, Baby Blue“, den Woodstock-Song „Joe Hill“ würzt er mit Akkordeon, „Long Black Veil“ bekommt durch seine Fiddle ausgeprägtes Countryflair. Hier taugt auch das Timbre der Backgroundsängerin Grace Stumberg, die Baez meist angenehm harmonisiert, aber die Rauheit von „Me And Bobby McGee“ zu sehr dämmt.
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