|
Lena Jonsson TrioPinguin und AntilopeHeidbarghof, Hamburg, 2.10.2019
Text: Guido Diesing
Nein, das Pinguinkostüm hatte sie nicht dabei. Das wäre wohl auch zu viel des Guten gewesen. Sucht man im Internet Infos über Lena Jonsson, landet man schnell beim Video zu ihrem Stück „Happy Penguin“. Darin macht die schwedische Geigerin als Pinguin verkleidet und im Zeitraffer allerlei Unsinn im Schnee und sorgt augenblicklich für gute Laune.
Beim Deutschlanddebüt ihres Trios mit Erik Ronström (Gitarre) und Kristofer Sundström (Bass) im Hamburger Heidbarghof gelingt ihr dies auch ohne Kostümierung problemlos. Dazu reichen ihre positive Ausstrahlung mit einem Dauerlächeln, das sich schnell auf die Zuhörer überträgt, ihre lebendigen und ausführlichen Ansagen und natürlich die Musik. Das Trio spielt ausschließlich Eigenkompositionen, wie Jonsson sicherheitshalber betont. „Auch wenn einige richtig alt klingen – lasst euch nicht reinlegen!“ Tatsächlich ist die schwedische Volksmusik, mal schwungvoll, mal melancholisch, mit ihren typischen langen Melodiebögen und abwechslungsreichen rhythmischen Akzenten der wichtigste Ausgangspunkt der Musik, unüberhörbar etwa im Geigen-Gitarren-Duo „Rullen“. Aber eben nur der Ausgangspunkt. Jonssons musikalische Interessen sind viel weiter gefasst, schließlich spielt sie neben ihrem Trio auch in der Folkrockband Skenet, im Duo mit dem bretonischen Akkordeonisten Martin Coudroy und hat ihren musikalischen Horizont in der Progrockband Dungen sowie im Duo mit der früheren Crooked-Still-Fiddlerin Britanny Haas erweitert. So schleichen sich hin und wieder Bluegrass-Einflüsse in die Musik, sehr deutlich in „Högersvajpen – Swiping Right“ (inspiriert von der Dating-App Tinder) mit von unten angeschliffenen Tönen und swingender Phrasierung.
... mehr im Heft. |
|