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Flamencosession mit SchneegestöberAgujetas Chico & GästeShangl Hangl, Berlin, 16.1.2016
Text: Katrin Wilke
Berlin galt schon als wichtiges europäisches Flamencozentrum, lange bevor die vielen, vor allem von der heimischen Arbeitslosigkeit vertriebenen Spanier – darunter auch etliche Flamencokünstler – an der Spree landeten. Zu den Neuankömmlingen, die die Szene ungemein bereichern, gehört der Sänger und Gitarrist Agujetas Chico. Dass der sympathische Andalusier mit seiner im Flamenco noch eher selten kultivierten Doppelbegabung in nur drei Monaten Wurzeln schlug, war bei jenem Konzert namens „Die Kunst der Improvisation“ zu spüren. Neben dem spanischen Tänzer und Cajonero Juanky Montero sowie dem langjährigen Wahlberliner und unter Flamencos beliebten, vortrefflichen amerikanischen Geiger Roland Satterwhite stand ein Gitarrist in der Ankündigung, den die Aficionados mit Freude erwarteten: der Madrider Pionier des Nuevo Flamenco, Juan José Suárez „Paquete“. Der sagte jedoch im letzten Moment seine womöglich erste Berlinvisite sowie die Mitgestaltung eines geplanten Workshops ab.
Der „Master of Ceremonies“ indes machte diesen Ausfall mit künstlerischem wie Improvisationsgeschick wett und dem Namen der Veranstaltung in doppelter Hinsicht alle Ehre. Der zierliche Mittdreißiger verzauberte im Handumdrehen in einer Art Heimspiel die vielen, mehrheitlich jungen, spanischen Konzertgäste. Antonio Manuel Dorrey de los Santos – so sein bürgerlicher Name – weiß, was er tut. Der in Jerez de la Frontera geborene Gitano ist als Spross einer dort maßgeblichen Flamencodynastie mit allen Wassern der Kunst gewaschen.
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