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Aus dem Dunkel des RaumesGwenifer RaymondMusikbrauerei, Berlin, 29.5.2019
Text: Michael Freerix
Tradition steht wieder einmal hoch im Kurs. Das Jungtalent Gwenifer Raymond ist auf ihrer ersten Deutschlandtour und macht Station in Berlin. In Cardiff geboren, lebt sie derzeit in Brighton, wo sich eine interessante Szene an jungen Frauen zusammengefunden hat, um US-amerikanisch gefärbte Retro-Sounds der Sechziger und Siebziger zu spielen. So ist auch die rein instrumentale Musik von Raymond eher dem Gitarrengenre des amerikanischen Primitivismus zuzuordnen. Ihr Debütalbum You Never Were Much Of A Dancer> wurde auf dem US-amerikanischen Label Tompkins Square veröffentlicht, das ähnlich geartete Künstlerinnen und Künstler – lebende wie tote – um sich versammelt hat.
Unspektakulär tritt Raymond aus dem Dunklen des Raumes auf die Bühne – lange Haare, kariertes Hemd, Jeans, Sneaker. Sie schnappt sich ihre Gitarre, setzt sich auf den Stuhl, platziert die sechssaitige Gitarre auf dem Schoß und spielt los. Sie beugt sich tief über ihr Instrument, sodass die langen Haare ihr Gesicht verdecken. Ganz im Gegensatz zu ihrem eher scheuen Auftreten haut Raymond kraftvoll in die Saiten, metallen schwirren die Töne durch den Raum. Nur selten blickt sie auf, hin zum Licht der Lampe, als wäre sie vom Klang der eigenen Finger verzaubert und bereit, sich in ihm zu verlieren. Wo ähnliche Musik der Sechzigerjahre, wie etwa von Leo Kottke oder John Fahey, virtuos und trotzdem melodiös war, arbeitet Raymond mehr an einem kompakten Klang, der sich rhythmisch immer wieder gegeneinanderschiebt und verschachtelt. Filigrane Stellen spart sie aus.
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