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Rau und persönlichThe OnceBadehaus, Berlin, 8.2.2019
Text: Michael Freerix
Es ist ein beinahe schon privater Abend, den die kanadische Band The Once im Berliner Badehaus zelebriert. Unterstützt von einem Bass spielenden Schlagzeuger präsentiert das Trio neue und ältere Songs, eigene und fremde. Zwar klingen sie auf ihrem neuen Album Time Enough eher wie eine Softrockband von 1973, doch live ziehen sich The Once ein anderes Paar Schuhe an. Da sind sie ganz die Folkies ihres Debütalbums.
Publikum ist im Badehaus Berlin leider nur spärlich erschienen, doch ist dessen Reaktion nach der charmanten June Cocó, die vor The Once ganz allein mit Klavierbegleitung spielt, bereits enthusiastisch, sodass die Kanadier von Beginn an in Wohlgefühl baden. Die einzelnen Songs werden von längeren Erzählpassagen eingeleitet, insbesondere als einer der Musiker schnell noch mal aufs Klo muss: Da wird aus der kurzen, einleitenden Erzählung eine ausladende Familiengeschichte mit vielen Einschüben. In der geht es um Väter, die viel zu früh sterben, und um viele Familien, die dieses Schicksal teilen, wie es dies eben nur in einem Fischerdorf in Neufundland gibt. Und darum, wie diese spezielle Form des Zusammenlebens auch eine besondere Dorfgemeinschaft hervorbringt. Aus solchem Material bauen The Once ihre Songs, die von dem Leben mit der Natur und dem Meer erzählen, als entstammten sie Romanen von Annie Proulx oder Bernice Morgan. Dieses lebendige Erzählen fügt sich wunderbar in die Musik des Abends ein, was im Zusammenspiel eine Stimmung erzeugt, die wiederum die Band enthusiasmiert, obwohl das Programm hauptsächlich aus melancholischen Balladen besteht.
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