|
Wo Häuser auf Bäumen wachsenDas 23. FolklorumKulturinsel Einsiedel, Neißeaue-Zentendorf, 2.-4.9.2016
Text: Kai Engelke
Die in der Zentrallausitz, quasi am östlichsten Punkt Deutschlands gelegene Kulturinsel Einsiedel ist nichts weniger als die fortwährende Realisierung eines verrückten Traumes. Der ehemalige Holzfäller und spätere Holzbildhauer Jürgen Bergmann fungiert seit mehr als zwei Jahrzehnten als geistiger Vater und Spiritus Rector der „grüngeringelten Abenteuerlandschaft“ an beiden Ufern der Neiße. Auch auf der polnischen Seite, zu Fuß über eine schwimmende Holzbrücke leicht zu erreichen, gibt es im Dorf Bielawa Dolna mittlerweile eine Büffel-WG, ein Mühlencafé mit Gondelteich, einen Waldwesenskulpturenpark und verschiedene Waldspielplätze.
In einem mehrere Hektar großen Waldgebiet der Kulturinsel entstand mithilfe von mittlerweile einhundertzwanzig Mitarbeitern das erste Baumhaushotel Deutschlands, mit neun individuell gestalteten Wipfelappartements. Es gibt eine Baumjurte, ein Fassbaumhaus, ein Felsenbaumhaus und etliche Vögelbaumbetten – die heißen wirklich so. Im sogenannten „Krönum“, einem in seiner Art mit Sicherheit einzigartigen Holzbau auf dreiundzwanzig Ebenen, können Dinnershows erlebt, Geburtstage, Jubiläen, Klassentreffen und sogar Hochzeiten gefeiert werden. Die Kulturinsel Einsiedel stellt mit ihren skurrilen, überall präsenten Holzplastiken, ihren bunten, meisterhaft gefertigten Baumhäusern, ihren zahlreichen Spielmöglichkeiten für große und kleine Kinder sowie ihren ungewöhnlichen Tiergehegen – es gibt tatsächlich eine lebendige Kuh auf dem Dach zu bestaunen – eine spielerische Verbindung von Kunst, Kultur und Natur dar.
Einmal im Jahr, jeweils am ersten Wochenende im September, findet das sogenannte Folklorum statt, ein buntes Spektakel mit Artisten, Gauklern, Feuerspuckern, Tänzern, Zauberern, Geschichtenerzählern, Clowns, Marketendern und Musikanten. In diesem Jahr standen „Starke Frauen“ im Vordergrund. Die Jazzsängerin Pascal von Wroblewsky erfreute ihr Publikum mit sehr eigenwilligen, quasi tiefergelegten Interpretationen einiger Hits von Siebzigerjahre-Ikonen wie Janis Joplin, Emerson, Lake & Palmer, Deep Purple und den Doors. Die ewig junge Udo-Lindenberg-Entdeckung Ulla Meinecke – seit mehr als dreißig Jahren eine feste Größe in der deutschen Rock-, Pop- und Liedermacherszene – überzeugte mit neuem Bühnenprogramm, neuen Songs und neuer Dramaturgie.
... mehr im Heft. |
|