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Meine Heimat ist das Land der SommersterneHommagekonzert für Walter LiederschmittBrunnenhof, Trier, 7.9.2014
Text: Michael A. Schmiedel
Der Brunnenhof ist wohl der trierischste aller Veranstaltungsorte der ältesten Stadt Deutschlands: Umgeben von der romanischen Architektur des Simeonstift-Museums mit Blick von der Seite auf die Porta Nigra, ist man mittendrin, sowohl im katholischen als auch im römischen Trier. Wegen Ersterem mag man ein wenig erstaunt sein, dass Walter Liederschmitt diesen Ort so gerne für seine Konzerte nutzte, wenn man weiß, wie sehr er immer wieder gerade die katholische Obrigkeit der Bischofsstadt kritisierte. Dem im Oktober 2013 an einer Lungenembolie verstorbenen Trierer Englisch- und Französischlehrer, Mundartmusiker, Liedermacher, Stadtführer und keltischen Barden (siehe Halbmast in Folker 1/2014) gedachten an diesem lauschigen Spätsommerabend ein paar Hundert Fans, Freundinnen und Freunde. Die einen, indem sie Lieder von ihm sangen und spielten, die anderen, indem sie Ersteren zuhörten.
Auch wenn die verbleibenden Mitglieder der eh immer recht fluktuierende Gruppe Woltähr nicht alle vertreten sein konnten, so waren es doch genug für ein zweiteiliges Konzert. Im ersten Set spielten Felix Thielen (Gitarre), Michael Thielen (Gitarre; Jugendfreund und als Karl-Marx-Darsteller wichtiger Teil von Liederschmitts Karl-Marx-Stadttour), Andreas Sittmann (Gesang, Gitarre; Frontmann der lokalen Irish-Folk-Band Rambling Rovers und neben Liederschmitt der zweite Bänkelsänger Triers) und Thomas Kramer (Violine; ebenfalls Mitglied der Rambling Rovers). Sie begannen mit „Meine Heimat“ und fuhren mit einer Menge Woltähr’scher Lieder fort, immer wieder mal von irischen und bretonischen Melodien umspielt, auf die auch getanzt wurde. Sittmann sang die Lieder auf seine eigene Weise und doch konnte man bei geschlossenen Augen „den Walter“ immer wieder heraushören, nicht zuletzt bei seinen Moderationen in moselfränkischem Idiom. Indes übernahm Kramer die Rolle des, wie er sich ausdrückte, „Platt-Fuzzis“, indem er das „Konzer-Delsches-Leed“ sang.
Bevor es in den zweiten Teil überging, sang der siebzehnjährige Al-Harith Abdulsattar zu Ehren seines ehemaligen Lehrers „Donna Donna“ auf Englisch und Jiddisch. Sodann setzten Dorle (Gitarre) und Florian Schausbreitner (E-Bass), bis zuletzt mit Walter Liederschmitt als DFW im Trio unterwegs, die Revue fort, mit Unterstützung von Michael Thielen und Abdulsattar. Da es inzwischen dunkler geworden war, wurden parallel Woltähr-Konzertfotos von Jürgen Tribull von der Fotografischen Gesellschaft Trier auf eine Leinwand projiziert. Das verstärkte die Vorstellung, „der Walter“ stehe auch jetzt mit auf der Bühne. Die Moderationen zwischendurch waren nicht professionell, nicht routiniert, teilweise eher etwas unbeholfen, aber gerade dadurch echt und aufrichtig. Es sollte keine Trauerfeier sein und war auch keine, aber hier und da …
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