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Moderne Folk-KunstAnna & ElizabethMusikbrauerei, Berlin, 24.4.2019
Text: Michael Freerix
Etwas versteckt am Prenzlauer Berg liegt die Musikbrauerei, ein ehemaliges, behutsam restauriertes Brauhaus, das nun als Veranstaltungsort dient. Das Gelände wird wegen seiner Lage von Berliner Partyveranstaltern gemieden. Auch weil die Räumlichkeiten gewölbig, kahl und teilweise nur über steile Wendeltreppen erreichbar sind. Dieser urwüchsige Ort bildet den Hintergrund für den ersten Auftritt der US-Amerikanerinnen Anna & Elizabeth in Berlin.
Zunächst scheint die Wahl der Location etwas irritierend, wenn man ihr stark von traditioneller Hillbilly-Musik durchtränktes aktuelles Album The Invisible Comes To Us in den Ohren hat. Dafür scheint eine rauchige Kneipe als Auftrittsort angemessener. Doch greift Elizabeth, kaum auf der Bühne, zur elektrischen Gitarre und macht damit klar, dass es an diesem Abend keine Neuinszenierung traditioneller Musik geben wird. Und dies, obwohl die Setliste komplett aus dem traditionellen Repertoire besteht, für das die beiden durch ihre Veröffentlichungen bei Smithsonian Folkways bekannt wurden. Ihr Weg hin zu dieser Musik, so erzählen sie zwischen zwei Songs auf der Bühne, sei der zufälligen Begegnung mit einer alten Frau geschuldet gewesen. Die habe Fiddle gespielt und davon geschwärmt, wie faszinierend es gewesen sei, sich mit anderen Musikern zu treffen, um traditionelle Songs zu spielen. Es seien überhaupt die besten Momente in ihrem Leben gewesen. Das weckte die Neugier von Anna & Elizabeth, und die beiden machten sich in Archiven auf die Suche nach wenig bekanntem Material aus der Vergangenheit. Sie hörten sich zahllose Wachszylinder-Aufnahmen an, die schließlich zum Grundstock ihres eigenen Repertoires wurden.
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