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Nostalgisches FamilientreffenClannadFabrik, Hamburg, 18.2.2019
Text: Guido Diesing
Manchmal reichen ein paar Takte, um eine ganze Flut von Erinnerungen und nostalgischen Gefühlen auszulösen. Beim Auftritt von Clannad in der Hamburger Fabrik ist es das Harfenintro zu „Crann Úll“ gleich zu Beginn des Konzerts, das die Zuschauer in die Zeitmaschine steigen lässt. Spätestens als Moya Brennans junggebliebene Stimme einsetzt und ihre Brüder Pól und Ciarán an Tin Whistle und Kontrabass einsteigen, macht sich diese wohlige „Ach-weißt-du-noch“-Stimmung breit. Es ist ein Abend, der ganz im Zeichen des Erinnerns steht. Kein Wunder! War doch schon das im Vorjahr veröffentlichte Live-Album Turas 1980 ein Rückblick auf die Zeit, in der drei Geschwister und zwei Onkel aus Donegal an der Schwelle zum weltweiten Ruhm standen und die späteren Charts-Erfolge, Filmmusiken, Grammy-Nominierungen und New-Age-Verirrungen noch in der Zukunft lagen. Auch beim Konzert in der vollbesetzten Fabrik steht die frühe Phase der Bandgeschichte im Mittelpunkt. Ganz zur Freude der Zuschauer, von denen ein beträchtlicher Teil schon damals dabei gewesen sein dürfte.
So ist alles bereitet für ein beiderseits beglückendes Wiedersehen. Da stört es nicht, dass die Arrangements im Vergleich mit den alten LPs teilweise vereinfacht sind, was auch dem Verlust des 2016 verstorbenen Pádraig Duggan geschuldet sein mag. Manche musikalischen Feinheiten gibt es dennoch zu hören, etwa in „Siúil A Rún“, wo sich zur Begleitung von Moyas Gesang die Gitarrenparts ihrer Brüder gekonnt ineinander verzahnen. Vereinzelte rhythmische Ungenauigkeiten sind zu verschmerzen, denn Clannad war nie eine Band, die von instrumentaler Virtuosität gelebt hat. Der Zauber ihres unverwechselbaren Klangs lag in der hörbaren gegenseitigen Vertrautheit und der Fähigkeit, insbesondere mit den sich bestens mischenden Gesangsstimmen ätherische Atmosphären heraufzubeschwören.
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