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Sibirien-Folk mit Rammstein-TouchYat-KhaHorst, Frankfurt/Main, 25.7.2018
Text: Hans-Jürgen Lenhart
Mit offenem Mund stand so mancher Zuschauer vor der sibirischen Band Yat-Kha, als diese im Frankfurter Club Horst mit ihren Kehlkopfgesängen loslegte. Der Untertongesang von Bandleader Albert Kuvezin, dessen vibrierender Reibeisenbass an Tiefe nicht mehr zu unterbieten ist und unterhalb der verbreiteten Stimmregister liegt, ist äußerst faszinierend. Teile des Kehlkopfs werden dabei zusammen mit den Stimmbändern in Schwingung versetzt. Dazu sang Geiger Sholban Mongush öfter noch unendlich lang intonierte, sirrende Obertöne, nicht ganz unähnlich den Klängen der Maultrommel, die die Weite der sibirischen Landschaft vor Augen erscheinen ließ. Beide Gesangsarten sind schlicht Stimmwunder. Man kennt das von Huun-Huur-Tu, der bekanntesten aus dem südsibirischen Tuwa stammenden Gruppe. Yat-Kha allerdings wirkte hier noch um vieles exotischer, packender, verrückter, denn die Band versetzte die sibirische Folklore mit krachigem Rock und bekommt so einen Touch Rammstein. Dies passte insofern zusammen, dass beides recht archaisch wirkt. Bei dem rauen Gesang liegt eine Verbindung mit Rockmusik nahe, zumal die manchmal galoppierenden Rhythmen so noch viel energetischer wirken.
Die eigentliche Faszination Yat-Khas ging jedoch von der Elektrifizierung der sibirischen Folklore aus, und dies war längst nicht alles. Die Band um Leadgitarrist und Kehlkopfsänger Albert Kuvezin, der übrigens auch Huun-Huur-Tu mitgegründet hat, versuchte sich sogar an Bob Marley oder Iron Butterfly. Danach wusste man wirklich, was eine Coverversion der völlig anderen Art ist. 2005 hat die Band übrigens ein ganzes Album mit Coverversionen veröffentlicht: Re-Covers. Kuvezin nutzte oft die Fuzzbox und gab der Musik damit gelegentlich einen Touch von sibirischem Teufelskrautrock. Bassist Theodore Scipio sorgte für die Wucht dieser Mischung und steuerte klanglich oft gar Richtung Death Metal.
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