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Botschafter der VielfaltPink MartiniFrankfurter Hof, Mainz, 26.4.2017
Text: Hans-Jürgen Lenhart
Das US-amerikanische Orchester Pink Martini wird aufgrund seiner Auftritte im edlen Zwirn und seines Auftauchens auf Loungekompilationen in den Neunzigern oft für eine Easy-Listening-Truppe gehalten. Das Repertoire der Band, ihre Besetzung und ihr Konzept weisen die Formation jedoch als weltmusikalische Feinschmecker aus, die die kulturelle Vielfalt Amerikas repräsentieren. So werden Lieder in fünfzehn Sprachen gesungen, darunter Armenisch und Xhosa, und die Musiker vermitteln genau das Gegenteil von kultureller Abschottung und des „America first“ der Trump-Ära. Live erwies sich die Truppe bei ihrem Konzert in Mainz keineswegs als Begleitmusik zum Cocktailnippen, sondern riss die begeisterten Zuschauer vielmehr ständig zum Tanzen von den Stühlen – bis hin zur Polonaise.
Weltmusik heißt beim Konzert von Pink Martini, fast vergessene Songperlen aus aller Welt mit einem Schuss Nostalgie neu zu erleben. Viele davon stammen aus den Vierzigern wie der kubanische Klassiker „Quizás, Quizás, Quizás“. Sängerin Storm Large erklärte dazu im Konzert, gerade nicht eine der bekannten englischsprachigen Fassungen wie die von Doris Day präsentieren zu wollen, sondern sich am Original zu orientieren. Etliche der Lieder stammen aus Filmen wie die Zugabe „El Negro Zumbón“ und sind Beispiele für den frühen Einfluss der Latin Music auf amerikanisches Entertainment, Adaptionen im Bereich Easy Listening bis hin zum deutschen Schlager der Fünfzigerjahre. Letzteres wurde auch deutlich, als der um deutschsprachige Moderation bemühte und dabei immer schelmisch wirkende Bandleader und Pianist Thomas Lauderdale den Tango „And Then You’re Gone“ erklärte. Dabei spannte er einen Bogen von Freddy Quinn über Franz Schubert bis zum Discohit „I Will Survive“. Beim Hören solle man sich zudem in einen Tanzpalast ins Havanna des Jahres 1952 versetzen. Alles klar? Offenbar macht diese Experimentierfreude den Erfolg des Orchesters aus.
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