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Rauchschwalben und SchienenersatzverkehrMasha PotempaZebrano-Theater, Berlin, 10.12.2016
Text: Stephan Göritz
Was haben das Salz, das nach der Flut zurückbleibt, ein von der Bußgeldstelle übersandtes Foto und eine Flucht vor dem finnischen Geheimdienst miteinander zu tun? Für Masha Potempa viel, denn in diesen drei Liedern geht es – wie in ihrem gesamten Programm „Rauchschwalben am Horizont“ – um das Reisen und die Sehnsucht nach neuen Erfahrungen. So nahm sie uns mit in das überschaubare Dorf der Kindheit und in die ferne Stadt, in der die Sonne nachts heller scheint als am Tag. Eine besonders intensive Variante des Reisens sind für sie Träume, in denen man sich von keiner Grenze aufhalten lassen muss. Außerdem ist es viel kostengünstiger zu träumen, als bei einer Autoreise zu sehr aufs Gaspedal zu drücken und nach der Rückkehr ein überteuertes Porträtfoto von der Bußgeldstelle im Briefkasten zu finden. Auch jede Liebe ist für Masha Potempa eine neue Reise, die manchmal viel zu schnell zu Ende geht und von der dann, wie nach dem Rückgang der Flut, nur das Salz bleibt. Zuweilen verstand sie das Reisen auch ganz konventionell als Fahrten in fremde Länder und streute Lieder ein, die sie nicht selbst zu schreiben brauchte, „weil es die ja schon gibt“, wie sie sagte, so das italienische „Bella Ciao“, das von der französischen Gruppe Au P’tit Bonheur ausgeliehene „J’Veux Du Soleil“ oder ein englisches Seemannslied, bei dem es ihr gelang, das gesamte Publikum in einen Chor von Fahrensleuten zu verwandeln.
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