Nachspieloder Beinahe das Letzte
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#METOO – AND YOU?
Wenn jedem Anfang – wie es heißt – ein Zauber innewohnt, kann das Ende kaum anders als in Ernüchterung enden.
Es begann damit, dass Keyboarder Knud sich erbot, Hackbrettistin Lilo eine neue Saite aufzuziehen, und dieses Procedere verdächtig lange dauerte.
Knud, sagt Lilo aus, habe sie gebeten, die Saite an einem Ende straffzuhalten, während er – ohne Brille – versuchte, das andere Ende ins Loch des
Stimmwirbels einzuführen. „Der kann ohne Brille keine Panflöte von einer Orgel unterscheiden“, kommentiert Geigerin Beate,
„nicht mal in ein Schallloch könnte der eine Saite einfädeln!“ Knud sieht das ganz anders. „Wie soll ich denn das Loch treffen, wenn sie den
Draht nicht straff hält!“ Als er ihr zeigen wollte, wie sie’s machen soll, habe sich dummerweise sein Hosenschlitz im Griff des Stimmschlüssels
verfangen und sei aufgeplatzt. Was Lilo in den völlig falschen Hals bekam. „Sie schrie so laut“, erinnert sich Flötistin Melanie, „dass Knud vor Schreck die Saite losließ und
diese sich um Lilos Busen ringelte.“ – „Dumme Sache“, erklärt Basser Bert. „Wie Lilo aus der Saite wickeln, ohne sie obenrum zu berühren?“ Beate sollte helfen, stach sich aber in den
Finger und musste notverbunden werden. Blut tropfte ihr aufs Shirt, und als Bert (oder war’s Udo?) dieses abwischen wollte, fing er auf offener Bühne eine Ohrfeige. Melanie grinsend:
„Geschah ihm ganz recht! Der geierte doch schon seit langem auf eine Gelegenheit. Ich weiß noch, in Krefeld …“ – „In Bitterfeld war das“, unterbricht Bert, „als ich Beate um den Hals fiel,
weil ich auf ihrer Kolophoniumdose ausgerutscht war.“ Das sei ihm von der Damenfraktion dann als vorsätzlich unziemliches Naherücken ausgelegt worden. – Also beschlossen die Herren Bert, Knud
und Udo, Lilo könne ebensogut mit der Hackbrettsaite um den Leib weiterspielen.
In diesem Moment unterbrach der Veranstalter das Konzert, indem er mit einer Zwickzange erschien und die Saite beherzt durchknipste. Dafür fing er eine Schadensanzeige,
musste dem Publikum die Eintrittsgelder zurückerstatten und wurde von der Lokalpresse unangemessen gemobbt. Der Klub kam in Verruf und ging pleite. Was zur Folge hatte, dass
die GEMA bis heute auf ihre Gebühren wartet. – Der Autor kann nur hoffen, dass angesichts dieser letzten Tatsache keiner seiner „lieben Leser“ in unsittliche Schadenfreude verfällt.
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