Zeichnung: Woody Guthrie Mit freundlicher Genehmigung von Woody Guthrie Publications |
Michael Sez
Wenn es nach dem Willen des Establishments der Demokraten geht, wird im kommenden Juli Joe Biden als Kandidat für die Präsidentschaftswahl in den USA aufgestellt. Diese Aussichten lassen die Aktienwerte der
privaten Gesundheitsindustrie steigen, denn Biden wird ihre Profite sicher nicht antasten. Auch die fossile Industrie dürfte unter ihm kaum gezwungen werden, den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren.
Der ehemalige Vizepräsident ist das Aushängeschild für die neoliberale Politik der Demokratischen Partei, in deren Mittelpunkt Sozialabbau, kapitalfreundliche Gesetzgebung und repressive Strafrechtsverschärfungen
stehen. Unabhängig von seinen politischen Positionen sprechen manche Beobachter angesichts vieler befremdlicher Auftritte und Artikulationsschwierigkeiten davon, dass Biden unter einem rapide voranschreitenden
geistigen Verfall leide. Wenn er dennoch gegen seinen Konkurrenten Bernie Sanders gewinnen sollte, dann ist das in indirekter Weise auch die Schuld der sogenannten sozialen Medien. Ein Zeitungskommentar formulierte
das so: Die Jungen twittern, die Alten gehen zur Wahl. Das belegen die Zahlen, denn die Begeisterung und überwältigende Unterstützung der Jugend für Sanders im Internet spiegelt sich im mehr als enttäuschenden
Anteil der Jungwähler nicht wider.
Daran konnte auch die imposante Liste von mehr als zweihundert Musikerinnen und Musikern nichts ändern, die den demokratischen Sozialisten – übertragen auf deutsche Verhältnisse müsste man wohl eher
Mainstream-Sozialdemokraten sagen – unterstützen. Darunter auch viele Bekannte der Folker-Leserschaft: Devendra Banhart, Harry Belafonte, Billy Bragg,
Jackson Browne, Ani DiFranco, Béla Fleck, Sarah Lee Guthrie, Norah Jones, Buffy Sainte-Marie, Jack White, Neil Young und, und, und … Die Tatsache, dass auch sie trotz
ihrer Namen die Jugend nicht dazu bewegen können, das Handy hinzulegen, die Kopfhörer abzunehmen und in ein Wahllokal zu gehen, muss nachdenklich stimmen. Geht es letztendlich
doch um ihre Zukunft, um ihre Welt. Und Joe Biden hat weder ein Programm zur Lösung der Probleme noch ein Interesse, an deren Ursachen ranzugehen.
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