Zeichnung: Woody Guthrie Mit freundlicher Genehmigung von Woody Guthrie Publications |
Michael Sez
Am 24. September haben die Bundesbürger wieder einmal die Qual der Wahl – Betonung auf Qual. Während landauf, landab in der Welt eine verrückte Mischung aus Autokraten, Despoten und Unzurechnungsfähigen von Trump und Putin über Orbán, Szydło und Duterte – die Liste lässt sich beliebig verlängern – die Macht übernommen hat, soll Deutschland mit Merkel oder Schulz in die Zukunft gehen. Diese Alternative tut richtig weh. Und angesichts der Tatsache, dass die Grünen sich gerade mit Macht selbst unter die Fünfprozentgrenze bringen wollen und die Schulz-SPD immer noch nicht begriffen hat, dass sie keine Volkspartei mehr ist, dürfte das Ergebnis schon jetzt feststehen: Merkel bleibt Kanzlerin. Wobei ihr egal sein dürfte, ob sie ihre Wiederwahl mit der nach Macht geradezu geifernden FDP oder in einer Neuauflage der großen Koalition sichern kann. Aus „staatspolitischer Verantwortung“ heraus haben die Sozialdemokraten noch nie davor zurückgeschreckt, ihre Seele zu verkaufen. Wobei davon ohnehin nicht mehr viel zu erkennen ist. Und was sagen die Künstler im Allgemeinen und die Musiker im Besonderen? Man könnte meinen, eine bleierne Ruhe liege über dem Land. Oder habe ich etwas verpasst? Konstantin Wecker plädiert im Gastspiel für eine „utopische Tendenzkunst“ in „stürmischer Zeit“. Mögen seine Worte offene Ohren in der Szene finden, denen Taten folgen. Zweifel sind jedoch angebracht. Zu viele der Nachfolger der alten Garde der engagierten Liederleute verwechseln offensichtlich politischen Aktivismus mit eigener Nabelschau. Wie wäre es zum Beispiel einmal damit, wenn sich einige prominente Künstler zur Wahl stellen würden? Ein Blick in das aktuelle Handbuch des Deutschen Bundestages zeigt, dass sich unter den Abgeordneten nur ein einziger (Ex-)Musiker befindet, Diether Dehm von den Linken.
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