Folker-Logo   Abo   Mediadaten/Anzeigen


Suche
   Intern   Über uns


Kontakt/Impressum/Datenschutz

       
Backkatalog   Ausgabe Nr. 5/2015   Internetartikel
Michael Kleff * Foto: Ingo Nordhofen

Resonanzboden
— Gedanken zur Zeit




[Zurück zur Übersicht]



Dieser Artikel ist ein Auszug aus der Printversion, das Heft kann bestellt werden unter www.irish‑shop.de.

Oder gleich zum (Schnupper-)Abo.
















Zeichnung: Woody Guthrie
Mit freundlicher Genehmigung von Woody Guthrie Publications


Michael Sez

„Das Festivalteam kommt mehr vom Rock, die wissen musikalisch gar nicht, wo Asien und Afrika liegen. Dafür kennen sie jede Unterhose, die in Woodstock getragen wurde, und wollen sie nach Rudolstadt holen.“ Diese von Christof Dieckmann in seinem Bericht über das TFF 2015 (siehe Folker 4/2015) zitierte Aussage von Programmdirektor Bernhard Hanneken bekommt eine zusätzliche Bedeutung angesichts der Ankündigung der Festivalleitung, das sogenannte „Magie-Konzert“ nach fünfundzwanzig Jahren abzusetzen. Dabei hat genau dieses Projekt dem TFF ein Alleinstellungsmerkmal verliehen, das es von anderen Weltmusikfestivals unterscheidet. Künstler aus verschiedenen Ecken der Welt auf die Bühne stellen, das können alle. Aber Musiker mit ihren jeweiligen Instrumenten aus verschiedenen Kulturen zusammenzuholen und mit ihnen ein eigenes Programm zu entwickeln, das ist schon einzigartig. Der langjährige Leiter des Magieprojekts, Wolfgang Meyering, muss ganz schön angepisst gewesen sein, als man ihm die Entscheidung der Festivalleitung mitteilte. Auf Anfrage, wieso die von Publikum wie Künstlern gleichermaßen beliebte Reihe eingestellt wird und ob Meyering an dem Entscheidungsprozess beteiligt gewesen sei, erklärte Programmchef Hanneken: „Es ist eine Fehlinformation, dass die Reihe eingestellt wird. Es wird auch in Zukunft ein Magie-Konzert in Rudolstadt geben – nur nicht mehr jährlich, weil wir uns die Freiheit nehmen wollen, nach fünfundzwanzig Jahren auch mal ein anderes Projekt zu realisieren. Noch ein zusätzliches Projekt – zusätzlich zu Länder- und Tanzschwerpunkt sowie Orchesterprojekt – kriegt das TFF personell, finanziell und organisatorisch nicht zufriedenstellend gestemmt. Die Entscheidung wurde dem Leiter des Magie-Projekts am Freitag, dem 14. November 2014, in einem etwa einstündigen Vier-Augen-Gespräch ausführlich erläutert.“ Nun, besser hätte das die Pressestelle einer ARD-Rundfunkanstalt auch nicht hinkriegen können, um die Einstellung einer Sendung zu begründen. Wolfgang Meyering wollte sich dazu nicht äußern. Der Verdacht liegt nahe, dass die Festivalleitung entsprechenden Druck auf ihn ausübt, Stillschweigen über die wahren Vorgänge zu bewahren. Die glatte Fassade vom freundlichen und alternativ organisierten Rudolstadt hat Risse bekommen. Auch wegen der Art und Weise, wie einige andere Personalentscheidungen in jüngster Zeit abgewickelt wurden, gab es hinter vorgehaltener Hand Kritik. Es wird sich zeigen, ob auch das TFF bald zu den vielen rein kommerziell ausgerichteten und entsprechend organisierten Veranstaltungen gehören wird.

... mehr im Heft.