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Backkatalog   Ausgabe Nr. 2/2017   Internetartikel
»Schnell stellte ich fest, dass ich den schwarzen Blues viel interessanter fand als die ganzen Rocksongs.«
Lattie ‚The Wolf’ Murrell und Freundin Liza Mae, Somerville, TN, Sept. 1978 * Foto: Axel Küstner

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Dieser Artikel ist ein Auszug aus der Printversion, das Heft kann bestellt werden unter www.irish‑shop.de.

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Ausstellungskatalog:

Charlotte A. Lerg, Dorothea Schwarzhaupt-Scholz (Hrsg.), Blues on the Road – Jazz and Images of the South, Fotos: Axel Küstner, München: Lasky Center for Transatlantic Studies, 2013



Der Klang einer vergangenen Welt

Unterwegs mit dem Blues­forscher Axel Küstner

In einer kleinen Stadt im ländlichen Nieder­sachsen ist der Bluesfan Axel Küstner derzeit damit beschäftigt, seine Vergangenheit zu ordnen. Stapelweise stehen Kisten, Pappkartons, Zeitschriften, Bücher, Schallplatten, CDs und Notizblöcke in seiner neuen Wohnung herum, in die er im vergangenen Jahr einzog. Den Umzug nutzte er, um alles Überflüssige wegzuwerfen. Einen ganzen Container voll. Geblieben sind viele Bücher, aber vor allem die mehr als hunderttausend Schwarz-Weiß- und Farbfotos, die Küstner auf seinen 29 Reisen durch die USA gemacht hat. Und die vielen Tonbänder mit Feldaufnahmen von Bluesmusikern, die er während dieser Zeit machte. Mehrere Hundert Stunden Musik und Gespräche hat er in den vergangenen 45 Jahren aufgezeichnet. Sorgfältig verpackt und beschriftet liegt dieses Material ganz oben auf den Regalen.

Text: Michael Freerix

Axel Küstner ist ein Kind der Sechzigerjahre, der durch Popmusik mit dem Blues in Berührung kam. Über das deutsche Alternativmagazin Twen gerät 1969 ein Bluessampler in seine Hände. „Schnell stellte ich fest, dass ich den schwarzen Blues darauf viel interessanter fand als die ganzen Rocksongs.“ Doch erst der 15. März 1972 verändert sein Leben grundsätzlich. An diesem Tag macht das große American Folk Blues Festival in Bremen Station. Küstner ist dabei, und hat das Uher-Report-Tonbandgerät seines Vaters mitgebracht. Er setzt sich in die zehnte Reihe, um jeden Auftritt mitzuschneiden. Das Mikro hält er mit dem Arm hoch. „Damals war das noch nicht so ein Problem wie heute“, erinnert er sich. Die Musiker mit ihren wettergegerbten Gesichtern faszinieren den Fünfzehnjährigen. Nach der Show schleicht er sich als Autogrammjäger mit dem Konzertplakat hinter die Bühne. Dort steht plötzlich sein großes Idol, der Songschreiber und Gitarrist Big Joe Williams, der mit Songs wie „Baby, Please Don’t Go“ und „Crawlin’ King Snake“ über die Grenzen der USA hinaus bekannt wurde, im Weg. Der US-Amerikaner sieht das Tonbandgerät des jungen Deutschen und singt ihm sofort die A-cappella-Version eines seiner Lieder ins Mikrofon. Die beiden freunden sich an. Küstner erinnert sich noch immer verwundert, wie unarrogant und überaus freundlich der Musiker war. Dieses Zusammentreffen fixt den Schüler derart an, das er sich vornimmt, Williams in seiner Heimat zu besuchen. Aber nicht nur ihn. Durch Austausch mit Bluesfans in ganz Europa und den USA kommt er an die Kontaktadressen weiterer Musiker. Er schreibt begeisterte Briefe an sie und erhält tatsächlich umgehend Antwort.
Zum Glück leben Verwandte und Freunde der Familie Küstner in Kalifornien. Die besucht der nun Sechzehnjährige im Sommer 1972 zunächst und fährt anschließend zu K. C. Douglas, einem Bluesmusiker, der durch seinen „Mercury Blues“ bekannt wurde und im kalifornischen Berkeley lebt. Küstner besitzt eine LP von ihm und hat eine besondere Vorliebe dafür entwickelt. „Komm nicht später als August, im September mache ich Urlaub und werde einen Monat lang nicht in der Stadt sein“, hatte ihm Douglas geschrieben. „Würde mich freuen, wenn du kommst, bevor ich weg bin.“ Der junge Deutsche hat einen kleinen Fotoapparat, eine Kodak-Boxkamera dabei, mit der er erste, wie er heute sagt, „unbeholfene“ Fotos des Songschreibers macht. Wieder nutzt er das Uher-Report seines Vaters und macht Musikaufnahmen in Douglas’ Küche. Das Buch Blow My Blues Away des Bluesforschers George Mitchell, das 1971 veröffentlicht wurde, dient Axel Küstner dabei als Inspiration. Zurück in Deutschland schafft er sich eine professionelle Rollei-Flex-Kleinbildkamera an und fotografiert auf Konzerten so viel er kann, in

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