Auswahdldiskografie Köster & Hocker:
Dreckelije Krätzje (Chlodwig Musik, 1996)
Silberhochzeit (Pavement Records, 2005)
Kumm jank (GMO – The Label, 2014)
Rest Of I und Rest Of II (beide: GMO – The Label)
A's Kla (GMO – The Label, 2017)
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Zwei wie Pfeffer und SalzGerd Köster und Frank HockerGeniales Gespür für absurde Situationen und amüsante Geschichten
Mundartgruppen gibt es in Köln wie Sand am Meer. Jeder, der sich auf eine Bühne stellt und im Dialekt singt, läuft Gefahr, sofort eine rote Pappnase und eine Narrenkappe übergestülpt zu bekommen. Und einen Stempel auf die Stirn: Fastelovend. So heißt in der rheinisch-ripuarischen Sprache (vulgo: Kölsch) der Karneval, der, möchte man meinen, in der DNA des lupenreinen Kölners verankert ist. Kölsch = Mundart = Karneval. Doch es gibt eine Handvoll Unerschrockener, die darauf bestehen, dass man in diesem Dialekt auch andere, völlig unkarnevalistische Lieder singen kann.
Gerd „Jächt“ Köster ist einer von ihnen. Seit Jahrzehnten löckt er gemeinsam mit seinem musikalischen Kompagnon Frank Hocker gerne wider den Stachel der karnevalistischen „Humor-Hisbollah“, irritiert mit Liedzeilen wie „Kumm, mer jon noh Kölle un singe ‚Helau‘!“, oder provoziert mit der Hypothese „Wat wör uns Kölle doch schön ohne Kölsche!“.
Text: Ulrich Joosten
Das Liedermacherduo Köster & Hocker ist in Köln weltberühmt. Wo der eine auftaucht, kann der andere meist nicht weit sein. Sie sind wie Pfeffer und Salz und sorgen gemeinsam für die richtige musikalische Würze. Die beiden Kölner Musiker gehören zusammen wie der von ihnen geliebte FC und Geißbock Hennes, die Altstadt und U-Bahnbaustellen, der Dom und Taubenscheiße. Die beiden quasisiamesischen Zwillinge kennen sich, sagt Hocker, seit der Schulzeit im „Altsprachlichen Gymnasium mit neusprachlichem Zweig in Köln-Nippes.“ Seitdem sind sie musikalisch unzertrennlich, spielen gemeinsam in Bands wie Zarah Zylinder, Die Jeilen Träumer und Schroeder Roadshow. Ihre eingeschworene Fanbasis stammt teilweise noch aus der Zeit, als Köster mit zweiundzwanzig Jahren Frontman dieser deutschlandweit tourenden Anarcho-Polit-Rockband wird, als Ersatzmann für den erkrankten Sänger. „Ich habe mir gesagt: Dat musste zumindest versuchen“, erinnert Köster, „auch, wenn mit der Band nicht wirklich Geld zu machen war. Wir haben uns damals 15 DM am Tag ausgezahlt, und bis zu 250 Gigs im Jahr gespielt, überall dort, wo ‘ne Steckdose war, vom Autonomen Jugendzentrum Berchtesgaden Süd bis nach Flensburg. Mit Schlafsack, Currywurst und Gruppendynamik.“
Spätestens seit der Sänger und Liedermacher 1988 die legendäre Band The Piano Has Been Drinking mitgründet, in der er Songs von Tom Waits in die kölsche Mundart übersetzt und mit hinreißender Reibeisenstimme in lupenreinem Gossenkölsch interpretiert, genießen er und sein musikalischer Blutsbruder Kultstatus in der Rheinmetropole. Im Jahr 1988 erblickt die Urbesetzung von The Piano – wie die Band meist kurz und liebevoll genannt wird – das Scheinwerferlicht kölnischer Bühnen. Es sind zunächst nur vier Musiker, sagt Köster, „Matthias Keul am Piano, sein Bruder Bernd am Bass, Rico McLarin am Schlagzeug und ich.“ Nach dem ersten Album (ohne Titel, 1990), das ausschließlich Waits-Adaptionen enthält, wird der Sänger von der Lokalpresse als „Kölscher Tom Waits“ zwar gefeiert, gleichzeitig aber abgestempelt. Dabei sind seine Interpretationen mehr als nur Übertragungen, es gelingt der Band teilweise, die Originale mit rheinischem Flair und Kölner Lokalkolorit zu übertreffen. Schnell kommen befreundete Musiker hinzu, darunter Frank Hocker, die Gruppe wird größer. Für Köster ist die zweite CD, Nachtgedanken, die 1991 erscheint, „das eigentliche richtige Piano-Album, weil darauf fast nur eigene Songs enthalten sind. Es dokumentiert für mich den Höhepunkt der Gruppe. Das
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