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Morgens Mittags Abends * Foto: Thorsten Bauer-Yang

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Dies ist ein exklusiver Onlineartikel, der nicht in der Printausgabe erscheint. Er ist Teil des Heftschwerpunkts "Deutsch.Folk.Musik.". Mehr zum Thema in folker #1.21, im Abo oder als Einzelausgabe erhältlich im folker-Shop!







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Morgens Mittags Abends

Verankert im Norden

Hof Akkerboom, Kiel, 31.10.2021

Morgens Mittags Abends – ein Name wie ein Gedicht! In der Tat macht das Kieler Trio hier eine Anleihe beim plattdeutschen Satiriker, Bellman-Übersetzer und Aktionskünstler Hein Hoop. Sein gleichnamiges von ihnen vertontes Werk endet mit der Zeile: „Wir fallen aufs Bett und tauschen verliebt Gonokokken“. Die Umsetzung des Besungenen sparten sie auf der Bühne aus – nicht nur, aber auch aus Ermangelung eines Bettes. Trotzdem drehte sich im ersten Teil des Konzerts doch auffallend vieles um Sex; später legte sich das.

Text: Susanne Kalweit

MoMiA, wie die platzfreundliche Abkürzung lautet, sind Kerstin Lorenzen (Saxofon, Ukelele, Akkordeon, Flöten), Peter Boll (Geige) und Michael Lempelius (Gitarre, Bouzouki, Kazoo, Meeresrauschen). Alle drei sind seit Langem in der norddeutschen Folkszene unterwegs und haben ihre Fähigkeiten schon in so bekannten Gruppen wie Aver Liekers, Black Bush, Blind Man’s Buff, Liederjan oder hans dans bewiesen.

2020 hatten sie das Pech, mit ihrem neuen Projekt voll in die Coronakrise zu schlittern. Die Gelegenheiten zum Auftreten blieben rar, nachdem ihnen im Sommer des Jahres – in einer Lockdownlücke, ebenfalls auf Hof Akkerboom – ihr nicht nur nach Pandemiemaßstäben ausverkauftes Premierenkonzert gelungen war. Für viele im Publikum war es das einzige Livekonzert des Jahres und wurde entsprechend freudig gefeiert. Beim zweiten Auftritt im Herbst 2021 blieb der Zuspruch deutlich geringer, was aber sicher nicht an der musikalischen Qualität des Abends lag, denn die war beachtlich.

MoMiAs erstes Programm heißt „Lieblingsstücke“, ein Mix aus Selbstverfasstem, Vertonungen, Anleihen beim Irish Folk (der für alle den frühen Hintergrund bildet), bei Bob Dylan, bei der dänischen oder englischen Volksmusik, der aber immer die Verankerung im „echten Norden“ Deutschlands deutlich macht. Satirische Heimatlieder, in denen sie den „Schweinezaun“ auf die Schippe nehmen, den Dänemark vor einigen Jahren an der Grenze nach Deutschland baute (zum besseren Verständnis für die Adressaten auch auf Dänisch!), oder den „Schleswig-Holstein-Ausgleich“ suchen. Gut auch das Lied von „Wilhelm Dose“ (weil es sich so schön auf „Leichtmatrose“ reimt), in dem der alte englische „William Taylor“ ein weiteres Mal für seine Treulosigkeit abgemurkst wird.

Das instrumentale Zusammenspiel beeindruckte durch musikalische Einfälle und spielerische Präzision, etwa bei einem Walzer von Harald Haugaard oder den Tunes „Kurs West“ (Boll), „Kurs Nord“ (Lorenzen) und „Kurs Ost“ (Lempelius), die ins Programm „eingestreut“ wurden. („Kurs Süd“ sei noch im Werden – von wem, wurde nicht verraten.)

Zum Abschluss durfte ein Werk von Carl Michael Bellman nicht fehlen, „Gesang 21“ (in der Übertragung von Hein Hoop): „Fürchtest du, die Gruft könnt’ finster sein, / Ja, dann gieß dir ein Glas Branntwein ein … / Dann stirbst du quietschvergnügt.“

Quietschvergnügt waren auch die Akteure und Akteurin. Ihre lockeren Ansagen und das Geplänkel zwischendurch ließen nicht nur die Bühnenroutine erkennen, über die die drei verfügen, sondern auch, wie viel Spaß sie in dieser neuen Formation haben. Eine kleine Einschränkung: In der überschaubaren Tenne des Hofes Akkerboom ohne Anlage zu spielen, war eigentlich eine gute Idee, sorgte aber gerade bei manchen Liedern für eine gewisse Unausgewogenheit der Instrumente. Wer neugierig geworden ist, erfährt auf der Website mehr.