Albumtipp:
Diverse, Weltenklang: The First 20 Years – A Musical Journey Around The Planet (5-CD-Box; Weltenklang, 2013)
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Weimar als Zentrum jüdischer KulturYiddish Summer vom 10. Juli bis 12. AugustÜber Seelenwanderungen und Ritter
Eigentlich fing alles relativ unspektakulär an. Eine vor über zweihundertfünfzig Jahren geschlagene Schneise im Park des Schlosses Ettersburg nördlich der Stadt Weimar wurde 1999 wieder freigelegt
und entpuppte sich als offene, weniger als einen Kilometer lange direkte Verbindung zum ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald. Andererseits gab es einen 1990 gegründeten Förderverein,
der sich bis dahin auf Konzerte mit klassischer Musik konzentriert hatte. Der 2009 verstorbene Leiter der Weimarer Europäischen Sommerakademie,
Georg Mackrodt, wollte zu Ehren der Ermordeten eine gewisse kulturelle Verbindung herstellen und lud Alan Bern zusammen mit Brave Old World ein,
im Sommer 1999 ein erstes Klezmerwochenende zu veranstalteten, das aufgrund des Erfolges ein Jahr später wiederholt wurde. Letztlich sollte ja
nicht nur die Nähe des Schlosses zum Konzentrationslager, sondern auch ein gezielt jüdischer Aspekt widergespiegelt werden.
Text: Matti Goldschmidt
Dieser wollte nun den Funken der ersten beiden Jahre nicht verglühen lassen und so fanden 2001 unter der Leitung des privaten Kulturbüros La Rete die ersten Klezmerwochen Weimar statt. Selbstverständlich wollte man sich nicht auf passiven Musikgenuss beschränken. Bern, von Beginn an Programmdirektor, lag auch daran, Nachwuchsmusikern nicht nur die Kunst der musikalischen Improvisation der Klezmermusik näherzubringen, sondern auch mit auditiven Quellen wie etwa alten Schallplattenaufnahmen umgehen zu können, im Bereich Klezmer faktisch ein Muss. Um mit der Betonung auf Klezmer nicht einseitig zu wirken, wurde 2006, nun unter einem neuen Träger namens Other Music e. V., der Namen des Festivals in Yiddish Summer Weimar geändert, denn längst war das Angebotsspektrum über die Jahre um Vielerlei erweitert worden. So gab es bereits fünf Workshops, darunter einen Sprachkurs Jiddisch. Bern legte Wert darauf, dass die gesungenen jiddischen Liedtexte durch direkte Sprachkenntnisse und nicht etwa über eine mögliche unzulängliche „Verdeutschung“ besser zu verstehen seien.
Von Tanz bis zum Jugendklezmerorchester
Der anfängliche Erfolg machte Mut, das Angebot über das folgende Jahrzehnt sukzessive weiter zu vergrößern. Dank der großzügigen Unterstützung der Kulturstiftung des Bundes in Höhe von 210.000 Euro konnte das diesjährige Festival für Besucher jeden Alters mit etwa fünfzig Dozenten und mehr als siebzig Veranstaltungen reichhaltiger als jemals zuvor gestaltet werden. Als Anregung hier einige wenige Programmpunkte, die anerkannte nationale wie internationale Namen des Klezmergenres bieten: Workshops für jiddischen Tanz unter der Leitung von Erik Bendix, Andreas Schmitges und Steve Weintraub, ein Einsteigerkurs für Klezmer und das jiddische Lied mit Andrea Pancur und Cookie Segelstein oder ein Jugendklezmerorchester für Jungmusiker im Alter von zehn bis sechzehn Jahren unter der Leitung von Georg Brinkmann. Kurse über jiddische Literatur oder gar Kochen runden das breite Spektrum ab. Als besondere Attraktion außerhalb der Workshops gilt dieses Jahr zum einen eine Tanztheateraufführung mit dem Titel „Gilgul“, ein aus dem Hebräischen stammender Begriff, der in der jiddischen Mystik eine Seelenwanderung beschreibt, musikalisch arrangiert von Zilien Biret und Ilya Shneyveys, zum anderen eine experimentelle Mischung aus Figuren- und Straßentheater sowie traditionellen Theaterformen von Bobe Mayses unter dem vielsagenden Titel „Jiddische Ritter und andere Unmöglichkeiten“.
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