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Oliver Kanehl * Foto: Angelika Janssen

Heimspiel


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Club in der Austerbar

Yeehaw

Countrymusik in Hamburg

Hamburg-Eimsbüttel. Zwischen der trubeligen Osterstraße und der Rennstrecke Fruchtallee liegt ein idyllisches Stück Stadtteil. In den Gründerzeithäusern sind Schuhläden, Boutiquen, Lifestylegeschäfte und Restaurants untergebracht. Alles etwas schicker, aber noch nicht etepetete. Auch ein paar Kneipen gibt es hier, wie eine der barhaftesten Bars in Hamburg überhaupt, die Austerbar. Sie liegt fast versteckt in einer kleinen Rundstraße, dem Henriettenweg. Der Einrichtungsstil ist ein bisschen retromodern, aber dabei elegant, ohne Schwellenangst zu erzeugen. Die Bar, die das Yeehaw beherbergt, ist eine stille feste Größe. Sie hat eher Stammkundschaft als Spontaneinkehrer, Letztere finden eher nicht hierhin. Die meisten Stammkunden kommen aus der Nachbarschaft und über die sozialen Netzwerke.

Text: Imke Staats

Eine regelmäßige Veranstaltung ist der Honky Tonky Very Country Oldschool Mover, der monatliche Countrymusikabend. Oliver Kanehl legt hier seit sechs Jahren Spezialitäten aus seiner Plattensammlung auf, denn er findet, dass die natürliche Umgebung dieser Songs die nächtliche Bar ist. „Dort wurden sie geschrieben, dort wurden sie schon vor mehr als achtzig Jahren gehört“, konstatiert er. Seine in der eigenen Sammlung manifestierte Liebe zum Honky Tonk besteht weitgehend aus „Country, trockenem Hillbilly, fidelem Westernswing und chilligen Americanaklängen von anno dazumal bis vorgestern“, so der DJ. Aufgewachsen mit der Popmusik der Sechziger- bis Neunzigerjahre fing er Mitte der Achtziger an, Gitarre zu spielen, entwickelte seinen Stil in Richtung deutsch gesungenen Indierocks, orientiert an der Hamburger Schule. Nach der Auflösung seiner eigenen Band suchte er neue Inspirationen. Der schnelle Wechsel zwischen Hype und Out einer Band begann ihn zu langweilen. Er suchte das Authentische und Nachhaltige – und fand es im Country. Deshalb fühlt er sich angesprochen von der Textzeile aus dem Lied „Countrymusik“ der Aeronauten: „Mit dem Alter fängt man an, sich für Countrymusik zu interessieren.“

Gut und Böse

Wichtig ist Kanehl, zwischen „Gut und Böse“ zu unterscheiden, also der traditionellen Countrymusik und Teilen der aktuellen Countryszene, die er als schlagerhaft und bieder empfindet und die sich durch „Cowboyhüte, Boots und sehr viel schlechten Geschmack“ kennzeichnet. Wohl fühlt er sich bei den authentischen Klängen des Hillbilly. „So hieß Countrymusik, als es diesen Begriff noch gar nicht gab.“ Deren Merkmale seien, so Kanehl, „ein eher analoger, altmodischer, nicht so klarer Klang, produziert durch typische Instrumente wie Gitarre, Fiddle , Steel- oder Pedal-Steel-Guitar.“ Wichtig sind auch der Song und eine gewisse Individualität des Interpreten.

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