|
Bündische Singtradition im WandelDer Hamburger SingewettstreitJenseits von The Voice of Germany
Was machen Pfadfinder, wenn sie in der Natur unterwegs sind oder am Lagerfeuer sitzen? Sie singen. Und was machen sie, wenn sie nicht in der Natur unterwegs oder am Lagerfeuer sind? Sie messen ihre Sangeskünste bei einem Wettbewerb. Der wichtigste, bekannteste und traditionsreichste unter ihnen ist der Hamburger Singewettstreit (HaSiWe). Am 20. Februar 2016 wird dieses eintägige Ereignis, bei dem sich Pfadfindergruppen aller Bünde Deutschlands treffen, zum neununddreißigsten Mal stattfinden, und zwar wie stets im Hamburger Audimax, dem großen Hörsaal auf den Hamburger Unicampus.
Text: Imke Staats
Der Wettstreit existiert in seiner heutigen Form seit 1978. Natürlich gibt und gab es landesweit zahlreiche Singetreffen oder Wettstreite wie auf der Jugendburg Ludwigstein, in Ottenstein, auf am Hohen Meißner, in Bamberg, Augsburg, Würzburg, Berlin oder Bremen. Aber der Hamburger Singewettstreit ist die größte bündische Musikveranstaltung Deutschlands.
Gänsehautfeeling
Das Besondere ist das Zusammentreffen von Hunderten Teilnehmern aus überbündischen Gruppen, der Klang von fünfzig, sechzig oder mehr Stimmen gleichzeitig und das Gemeinschaftsgefühl beim Singen ganz neuer und altbekannter bündischer Lieder mit dem Publikum. Das erzeugt eine Gänsehaut bei vielen Gästen. Natürlich gibt es – wie bei jedem Wettbewerb – auch Beiträge, die nicht so überzeugen. Teilweise nach Altersklassen sortiert, messen sich wie eh und je die Sippen und Gruppen, die Bünde, Stämme, Ortsringe und die Singekreise. Gemäß den Teilnahmebedingungen studieren die Singegruppen Stücke in Gesang und Musik vorher ein. Die Instrumentenauswahl entspricht dabei derjenigen, die auf Fahrt auch dabei sein könnte, es kommen also nur tragbare Instrumente wie Gitarre, Flöte, kleine Blasinstrumente, Mundharmonika oder kleines Akkordeon zum Einsatz. Bewertet werden insbesondere die Authentizität des Gesangs, inwieweit eine Gemeinschaftsleistung geglückt ist und die Originalität des Beitrags.
br>
Der Singewettstreit ist eine Spartenveranstaltung, die kaum die Grenzen der bündischen Szene überschreitet, aber immer noch stehen beim HaSiWe einen Tag lang auch junge Menschen mit Kluft und Klampfe auf der Bühne. Sie singen mehrsprachig und ganz ohne die poppige Affektiertheit von Deutschland sucht den Superstar oder The Voice of Germany. Dennoch stellt sich angesichts der jugendlichen Teilnehmer die Frage nach der Bedeutung von Coolness. Die sähe bei Pfadfindern tatsächlich anders aus, meint Vito, Mitglied des Orgateams. Cool sei es, aus vorhandenen, auch minimalen Mitteln das Beste zu machen. Das gelte in der Natur ebenso wie auf der Bühne. Auf Fahrt kommt man ohne Taschenlampen, GPS, Zigaretten oder Alkohol aus, beim HaSiWe ohne Kompressorstimme und elektronische Instrumente. Attraktiv sei die Lässigkeit, ein Lied locker und witzig zu präsentieren.
... mehr im Heft.
Logo Hamburger Singewettstreit |
|