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Backkatalog   Ausgabe Nr. 5/2015   Internetartikel
Gottfried Kinkel als Abgeordneter, Lithografie von Bernhard Höfling, 1849

Heimspiel


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Zwanzig Jahre Chansonfest Berlin

Die Liedertour

Zwanzig Jahre Nuzzcom





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Weitere Literaturempfehlungen:

Norbert Schloßmacher (Hg.), Liebe, treue Johanna! Liebster Gottitt! Die Korrespondenz zwischen Gottfried und Johanna Kinkel, 1840-1858, bearb. v. Monica Klaus
Veröffentl. des Stadtarchivs Bonn, 2008

Klaus Schmidt, Gerechtigkeit – das Brot des Volkes. Johanna und Gottfried Kinkel. Eine Biographie
Radius-Verlag, 1996



Der Musensohn mit der Muskete

Gottfried Kinkel

Stoff für viele neue Lieder

„Es ist so still ge­wor­den“. Diese erste Zeile des geistlichen Abend­lieds von Gottfried Kinkel (1815-1882) gilt auch für den Dichter und Demo­kraten, das Mitglied des ersten frei gewähl­ten Preußischen Land­tags und den Revolu­tio­när, Pantheisten und ehemaligen Theologen, Kunst- Kultur- und Literaturhistoriker, Journalisten, Pionier der Volkshochschulbewegung, Museumsgründer, Vorkämpfer für die deutsche Einheit in Freiheit und charismatisch-eloquenten Visionär selbst. Als Lyriker und Liederdichter, als Subjekt von Poeten, die ihn als Volkshelden priesen, und bekannter Musiker, die seine Gedichte zu Kompositionen inspirierten, ist er der Beitrag des Folker zum Preußenjahr 2015, denn am 11. August wurde der zweihundertste Geburtstag des „Preußen wider Willen“ gefeiert.

Text: Kay Reinhardt

Gottfried Kinkels bekanntestes Gedicht, zu finden in evangelischen Gesangbüchern und selbstverständlich auch im Internet, vertonten Robert Schumann, Felix Mendelssohn Bartholdy, seine Frau Johanna Kinkel und kürzlich die Liedermacherin Heike Kellermann. In Verbindung mit der Melodie eines Chorals aus dem Jahr 1537 wurde es in der Bearbeitung von Engelbert Humperdinck zum Volkslied. Sein ironisches Gedicht „Des Untertanen Glaubensbekenntnis“ mit dem Refrain „Dieses geht mich gar nichts an, denn ich bin ein Untertan“ liest sich wie ein Kabarettbeitrag unserer Tage zum Thema Politikverdrossenheit.
Nachdem Kinkel 1849 während der Badischen Revolution bei Rastatt als Soldat der Freischärlerkompanie Besan?on von den Preußen verwundet, gefangen genommen und zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt worden war, kursierten Gedichte und Lieder, die er selbst, seine Ehefrau, Freunde und Verehrer geschrieben hatten, wie „Mein Vermächtnis“, „Am Gefängnisthurme von Rastatt“, „Pegasus in Banden“ und andere. Seine abenteuerliche Flucht aus dem Zuchthaus Spandau nach London trug zur Legendenbildung und Verehrung des „Märtyrers der Revolution“ von 1849 bei, der etwa sechzig Jahre lang als Volksheld populär und einer der meistverlegten Autoren seiner Zeit war, weil er mit seinen Gedichten und Liedern den Nerv seiner Zeitgenossen traf.

Cherchez la femme!

Kinkels Lebensweg als erfolgreicher Künstler begann 1839/40, als er sich in die in Scheidung lebende Pianistin Johanna Mathieux verliebte (damals für die Spießbürger ein Skandal), die mit dem Berliner Künstlerkreis um Bettina von Arnim bestens vernetzt war. Bereits der erste Kuss ließ sich an loreleyhafter Dramatik nicht überbieten: Ein Raddampfer rammte den Kahn, auf dem die beiden über den Rhein fuhren, und Gottfried rettete Johanna vor dem Ertrinken. Die Heirat mit der geschiedenen Katholikin beendete Kinkels Karriere als protestantischer Theologe schlagartig, und er erhielt einen neuen Lehrstuhl an der Uni Bonn im Bereich der Kunst- und Literaturgeschichte. Es begann eine Phase gemeinsamen Kunstschaffens. Ein frühes Resultat war das Singspiel Die Assassinen, 1840 von Kinkel geschrieben und bis 1843 von seiner Frau vertont. Assassinen nannte sich ein schiitischer Geheimbund, der im zwölften Jahrhundert durch angeblich religiös motivierte Morde versuchte, politischen Einfluss zu gewinnen. Die Handlung spielt zur Zeit der Kreuzzüge. Anstatt des kompletten Werks mit zwei Chören und Orchester hat am 13. November 2015 im Rheinischen Landesmuseum Bonn eine gekürzte Fassung mit Pianobegleitung unter dem Namen „Melisande“ Premiere. Projektleiterin ist die Dirigentin Sibylle Wagner.

... mehr im Heft.


Ehepaar Gottfried und Johanna Kinkel
Ehepaar Gottfried und Johanna Kinkel