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Gezupft, gestrichen, geblasen und gehämmertDie Musikinstrumentensammlung des Germanischen Nationalmuseums in NürnbergEin Hort gediegener Klangerzeuger
Kaum eine Stadt ist prädestinierter für eine bedeutende Musikinstrumentensammlung als Nürnberg.
Die fränkische Metropole blickt auf eine lange Instrumentenbautradition zurück, die bis ins ausgehende Mittelalter reicht. Schon zu Zeiten Dürers war sie ein europaweit maßgebendes Zentrum des Instrumentenbaus. Die Freie Reichsstadt war in der Metallindustrie führend, und so verwundert nicht, dass dort ab dem fünfzehnten Jahrhundert Trompeten und Posaunen von hoher Qualität gebaut wurden.
Text: Ulrich Joosten
Über dreitausend Objekte sind heute im Besitz des Germanischen Nationalmuseums (GNM). Circa fünfhundert von ihnen legen in einer sehenswerten Dauerausstellung eindrucksvoll Zeugnis von der hohen Handwerkskunst der Instrumentenbauer ab. Nicht nur Blechblasinstrumente stammen aus der Frankenmetropole, darunter eine 1612 geschaffene Bassposaune, die wahrscheinlich beim Nürnberger Friedensmahl 1649 erscholl, als europäische Diplomaten das Ende des Dreißigjährigen Krieges feierten. Ab Beginn des fünfzehnten Jahrhunderts wurden in der Reichsstadt auch Gamben und Lauten gebaut, und ab dem sechzehnten Jahrhundert ist der Holzblasinstrumentenbau nachweisbar.
Sammlungsbeginn 1852
Einer, der sich bestens nicht nur mit den einzelnen Instrumenten, sondern auch mit der Geschichte der Sammlung des GNM auskennt, ist Frank Bär. Der promovierte Musikwissenschaftler leitet die Musikinstrumentensammlung des Hauses seit 1997. Er berichtet, dass das GNM bereits seit seiner Gründung im Jahr 1852 Musikinstrumente sammelt und bis zum Beginn der Sechzigerjahre des vorigen Jahrhunderts bereits rund dreihundert Objekte besaß.
Seitdem hat sich der Bestand verzehnfacht. Es begann im Jahr 1962, als das Museum zunächst die Sammlung des Chemikers und Klavierhändlers Ulrich Rück erwarb, die eintausendfünfhundert Instrumente aus nahezu allen Instrumentengattungen umfasste. „Seine Bedingung war“, erläutert Bär, „dass eine eigene Abteilung mit einem Musikwissenschaftler geschaffen wird. Das war damals John Henry van der Meer. Außerdem wurde eine Restaurierungsabteilung gegründet, der erste Restaurator war Friedemann Hellwig.“ Inzwischen betreuen drei festangestellte, hochspezialisierte Restauratoren die wertvollen Stücke. „Von denen kann jeder alles“, sagt Frank Bär. „Der größte Teil der Sammlung ist allerdings nicht restauriert. Heute arbeitet man die Instrumente meist nicht mehr auf, um ihnen ihre vermutete Originalgestalt zu verleihen. Stattdessen konserviert man sie und sichert das, was vorhanden ist. Es werden auch Veränderungen beibehalten, die im Laufe der Jahre gemacht wurden. Früher wurde versucht, das Instrument wieder spielbar zu machen. Heutzutage interessiert eher der Originalbestand, also das, was uns das Instrument aus seiner Geschichte erzählen kann. Wir sind ein Forschungsmuseum, und Spielbarkeit ist nicht unser vorrangiges Ziel. Es besteht keine Notwendigkeit, denn wir besitzen eine Reihe funktionierender Instrumente.“
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