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Kongress des Vereins Globale Musik aus DeutschlandCreole2dayWeltmusik als „Tonspur der neuen Realität“
Deutschland verändert sich und wird immer bunter. Welche Rolle kann und soll die oft unterschätzte und schlecht geförderte Weltmusik dabei spielen? Mit dieser Frage beschäftigte sich der anspruchsvolle Kongress Creole2day – Global Music & Diversity im Karlsruher Kulturzentrum Tollhaus. Veranstaltet wurde er vor allem vom Verein Globale Musik aus Deutschland, der aus dem Trägerkreis des deutschen Weltmusikwettbewerbs Creole hervorgegangen ist.
Text: Christian Rath
In einer Zeit, in der Deutschland Hundertausende Flüchtlinge aufnimmt und integrieren will, schien es günstig, das Thema „musikalische Vielfalt“ neu auf die Agenda zu setzen. Doch kann Weltmusik bei der Integration von Flüchtlingen wirklich eine relevante Rolle spielen?
Rolf Graser vom Stuttgarter Forum der Kulturen warnte, es gehe nicht um eine kurzfristige Notfallintervention. Vielmehr müsse anerkannt werden, dass die deutsche Gesellschaft auch ohne die jüngsten Fluchtbewegungen längst nicht mehr homogen zusammengesetzt ist. In vielen Großstädten hat bereits rund die Hälfte der Jugendlichen einen Migrationshintergrund. „Diese Gesellschaft braucht deshalb neue Narrative, ein neues Selbstverständnis“, forderte Graser. „Weltmusik ist die Tonspur der neuen Realität.“
Eigentlich eine naheliegende Überlegung. Doch warum ist es so schwer, sie gesellschaftlich umzusetzen? Andreas Freudenberg, langjähriger Leiter der Berliner Werkstatt der Kulturen, kritisierte die „Hierarchisierung und Zementierung“ kultureller Machtverhältnisse in den bestehenden Kulturinstitutionen. Diese hätten kein Interesse, ihre gewohnte Arbeit für weltmusikalische Ansätze zu öffnen oder sogar zugunsten neuer Akteure auf Gelder zu verzichten.
Mut zu Verteilungskämpfen
Letztlich ist wohl Druck von außen erforderlich. „Die Politik muss auf die Veranstalter einwirken, damit diese nicht nur Verdi und Wagner spielen“, sagte der NRW-Landtagsabgeordnete Andreas Bialas (SPD). Da nicht mit wachsenden Kulturetats zu rechnen ist, werde es zu Verteilungskämpfen kommen. „Das ist unschön, aber diese Diskussion muss man führen.“ Immerhin wurde die Tagung im Karlsruher Tollhaus von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien Monika Grütters (CDU) und der Stadt Karlsruhe sowie den Ländern Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz finanziert. Wichtig ist für Freudenberg auch die musikalische Bildung. Grundwissen über andere Musikkulturen müsse selbstverständlich werden. Ein „pluriversales Klangerleben“ solle das neue Leitbild sein.
An der Universität Rotterdam kann schon seit 1985 Weltmusik in immer mehr Facetten studiert werden, wie der langjährige dortige Abteilungsleiter Leo Vervelde berichtete.
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