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Mikhail Alperin * Foto: Jaro Medien

MIKHAIL ALPERIN


7.11.1956, Kamjanez-Podilskyj, Ukraine,
bis 11.5.2018, Oslo, Norwegen


Als 1989 der Eiserne Vorhang fiel, konnte auch in Westeuropa gehört werden, was sich in den Jahren relativer Abgeschlossenheit in Sachen Jazz in den Ländern des Warschauer Paktes getan hatte. Der Pianist Mikhail Alperin gehörte zwar nicht zu den ersten, die im Westen auftraten, aber er war früh dabei, und er hatte etwas sehr Eigenes anzubieten, nämlich seine weit geöffneten Ohren für die Volksmusiktraditionen, die in der damaligen UdSSR zu finden waren. Alperin kombinierte diese mit intensiven Jazzmotiven, Passagen freier Improvisation und einer Pianistik, die hörbar an der Klassik geschult war, sich aber auch in den Strukturen der Avantgarde souverän bewegte. Das Moscow Art Trio, die Formation, mit der Mikhail Alperin berühmt geworden ist, trägt diesen weit gestreuten Neigungen des Pianisten, Komponisten und Arrangeurs Rechnung, denn mit dem Hornisten Arkady Shilkloper gehört ein akademisch ausgebildeter Musiker zum Ensemble und mit Sergey Starostin ein Sänger und Instrumentalist, der aus der Folktradition kommt. Die vielschichtigen Interessen Alperins sind auch an der Zusammenarbeit des Moscow Art Trios mit dem Ensemble Huun-Huur-Tu aus Tuwa und dem bulgarischen Frauenchor Angelite abzulesen. Geboren wurde Mikhail Alperin 1956 in der Ukraine, wuchs aber in Moldawien auf, wo er seine erste Jazzband gründete. In Moskau spielte er 1989 gemeinsam mit Shilkloper sein erstes Album Wave Of Sorrow für das Münchner Label ECM ein, dem noch weitere (darunter ein Soloalbum) folgten. Die meisten Aufnahmen mit dem Moscow Art Trio veröffentlichte er auf dem Bremer Label Jaro, darunter das herausragende, live eingespielte Hamburg Concert aus dem Jahr 1996. Am 11. Mai ist Mikhail Alperin nach mehr als einem Jahrzehnt Kampf gegen den Krebs in Oslo, wo er seit 1993 lebte, mit gerade einmal 61 Jahren gestorben.

Christian Emigholz