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Folker-Halbmast
HEIN KRÖHER
17.9.1927, Pirmasens
bis 14.2.2016, Pirmasens
Es ist gar nicht so einfach, über einen Menschen zu schreiben, den es augenscheinlich immer nur im Zweierpack gab. Hein (Heinrich) Kröher verbrachte nahezu sein gesamtes langes Leben gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Oss (Oskar). Hein und Oss Kröher waren keine Liedermacher im engeren Sinne, da sie keine eigenen Lieder schrieben. Dennoch prägten und beeinflussten sie die bundesdeutsche Liederszene ganz entscheidend. Die Sangesbrüder, die sich selbst und zu Recht „Volkssänger“ nannten, waren tief verwurzelt in den Traditionen der Jugendbewegung und des Wandervogels, und so war ihnen das Singen seit ihrer Kindheit ein inneres Bedürfnis. Die Kröhers trugen wesentlich dazu bei, deutsche Volkslieder vom damaligen Muff und vorherrschender Spießigkeit zu befreien, indem sie sich „um das wahrhaft volkstümliche, das demokratische Lied bemühten, lange bevor man von einer neuen Volksliedbewegung sprach“, schrieb der Musikjournalist Thomas Rothschild. Anfang der Sechzigerjahre waren Hein und Oss Kröher Mitbegründer der legendären Festivals auf Burg Waldeck im Hunsrück. Konzerttourneen durch ganz Europa und darüber hinaus gaben ihnen Gelegenheit, deutsches Liedgut im Ausland bekannt zu machen, und verfestigten zudem ihr Interesse auch an internationaler Folklore. Hein & Oss veröffentlichten eine ansehnliche Zahl an Tonträgern mit Soldatenliedern, Jägerliedern, Seemannsliedern, Arbeiterliedern, Freiheitsliedern, Partisanenliedern, Liedern aus aller Welt und zahlreichen weiteren Liedern demokratischen Ursprungs. Neben ihren LPs und CDs gibt eine Reihe von (Lieder-)Büchern Auskunft über die Intentionen ihres künstlerischen Schaffens. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer bezeichnete Hein Kröher als „Ikone des politischen Volksgesangs“. 2011 gaben die bisher einzigen Ehrenmitglieder der Arbeitsgemeinschaft Burg Waldeck (ABW) auf der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz offiziell ihr letztes Konzert. Doch als die Waldeck 2014 ihr fünfzigjähriges Festivaljubiläum feierte, da ließen Hein & Oss es sich nicht nehmen, noch einmal auf die Bühne zu klettern und – das war ihnen immer wichtig – gemeinsam mit dem Publikum alte und neuere Lieder zu singen. Dass ich im vergangenen Sommer in Griechenland in kleiner Freundesrunde mit Hein feiern und singen durfte, betrachte ich als Geschenk.
Kai Engelke
GIANMARIA TESTA
17.10.1958, Cavallermaggiore, Italien
bis 30.3.2016, Alba, Italien
„Fabrizio De André fehlt mir. Er fehlt mir sehr.“ Mit dessen „Hotel Supramonte“ leitete Gianmaria Testa den zweiten Teil seines live mitgeschnittenen, 2013 erschienenen Doppelalbums Men At Work ein. Es blieb das letzte Werk des Liedermachers aus dem Piemont, der daneben bis Mitte der Nullerjahre als Bahnhofsvorsteher der Stadt Cuneo amtete. Dort, auf den Bahnhöfen, beobachtete er die Menschen und schrieb Lieder über Männer, die sehnlichst auf ihre Frauen warteten. Im Laufe der Zeit wurde er immer zeitkritischer und politischer. Da Questa Parte Del Mare, sein 2006 erschienenes Album, handelt von den Flüchtlingen, die über das Mittelmeer nach Italien kommen. Testa singt etwa davon, wie mitten auf dem winterlichen Turiner Markt der Porta Palazzo eine Flüchtlingsfrau ein Kind zur Welt bringt. Seine Texte gehen tief unter die Haut, beschreiben die Kälte der Gesellschaft, doch Testa vermittelt sie mit Wärme und Verständnis für die Menschen. Der Mann mit der sanften, rauchigen Stimme und einer Vorliebe für sparsame Begleitung, die schon mal in heftige, jazzig-rockige Passagen mündet, war ein ruhiger Mensch und Entertainer. „Mir ist es lieber so, ohne irgendwas zu sagen, denn eine Liebe, das weiß man ja, wird früher oder später gestohlen“, sang er in „Preferisco Così“. Am 30. März starb er still und leise, wie es auf seiner Website heißt, an den Folgen eines Tumors. Nun fehlt uns auch Gianmaria Testa.
Martin Steiner
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