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Ulrike Dangendorf * Foto: Sybille Kleist

ULRIKE DANGENDORF


22.10.1955, Siegen
bis 11.10.2015, Hameln


Das Akkordeon war ihre Liebe. Beim Spiel auf diesem Instrument erfuhr sie Freude und Zufriedenheit, Leidenschaft und Glück. Mit Virtuosität und Hingabe, Disziplin und Neugier ließ sie viele wunderbare Werke entstehen. Nun ist die außergewöhnliche Musikerin Ulrike Dangendorf im Alter von neunundfünfzig Jahren gestorben. Wenn die zierliche Person mit dem riesigen Instrument Klezmer, französische oder keltische Klänge mit vertrackten Rhythmen mühelos verband, wurde die Zuhörerschaft gefangen und gefordert, angeregt und entspannt. Die Klänge ihrer teils auch sperrigen Stücke erzeugten Bilder im Kopf, an die man sich auch noch Wochen später erinnerte. Ulrike Dangendorf war eine Ausnahmekünstlerin. Sie hinterlässt nicht nur ein vielseitiges, zeitloses und immer wieder hörenswertes Werk, sondern bleibt auch ein Beispiel für Menschlichkeit, Mut, Toleranz und Takt. „Und wenn ich selber längst gestorben bin, wird meine Erde wieder blühend stehen …“ Diesen Satz hat sie geliebt. Wie das Akkordeon.

Frank Suchlandn



Allen Toussaint * Foto: Glade Bilby II

ALLEN TOUSSAINT


14.1.1938, New Orleans, USA
bis 9.11.2015, Madrid, Spanien


Congo Square, Voodoo, Jazz Funerals, Mardi Gras sind die Begriffe, mit denen die Musik von New Orleans immer in Verbindung gebracht wird und gebracht werden wird. Mit seinem verqueren Pianospiel, das europäische und afrokubanische Musikstile miteinander verschmolz, stellte Allen Toussaint den Prototypen der Musik New Orleans’scher Prägung dar. In den Sechzigern produzierte er Hits für Ernie K-Doe, Chris Kenner, Otis Redding oder Lee Dorsey. Erst 1970 tauchte Toussaint aus dieser Produzentenversenkung mit seinem Album From A Whisper To A Scream. Mehrere Alben folgten, doch alle mit nur mäßigem Erfolg, obwohl er als Macher von Hits wie „Lady Marmalade“ für das Frauentrio Labelle für internationale Furore sorgte. Gleichzeitig schrieb der notorische Grenzüberschreiter während dieser Zeit auch Arrangements für die britische Folkpionierin Sandy Denny. Hierzulande gehört wohl The River In Reverse, seine Zusammenarbeit mit Elvis Costello, zu seinen bekanntesten Arbeiten. Rührend bleibt in Erinnerung, wie der jugendlich wirkende Costello auf der gemeinsamen Tour zwischen den Songs immer wieder zum Klavier wies, an dem Allen Toussaint saß, als wolle er sagen: „Da sitzt der Held des Abends, ich singe hier nur.“ Sogar der US-amerikanische Musikjournalist Greil Marcus nannte sein wegweisendes Buch über die Zusammenhänge der Kunstbewegung des Situationismus und des Punkrock Lipstick Traces on a Cigarette – nach einem Song von Allen Toussaint. Toussaint starb im November nach einem Konzert in Madrid an einem Herzinfarkt.

Michael Freerix