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Autoreninfo:
Roland Appel
ist Politiker (Jungdemokraten, Bündnis 90/Die Grünen), Unternehmensberater, Publizist und Hobbymusiker (Gesang, Gitarre).
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Wenn Moral und Genie aufeinandertreffenPlädoyer für die Trennung von Werk und Autor
Wow, Chick Corea, ein musikalisches Genie … – der auch? Scientology ist wegen ihrer Gehirnwäsche in Verbindung mit sogenannten Seminaren, die ein Vermögen kosten, ein ekelhafter Verein, eine kriminelle Vereinigung, die Menschen in
Krisensituationen ausbeutet, ihr Gehirn vernebelt und sie mit psychologischen Tricks ausplündert. Sie zielt auf labile Menschen in Lebenskrisen, die abhängig gemacht werden. Und ehemalige Mitglieder, die sich aus ihren Klauen lösen und über Scientology berichten, werden bedroht. Da hört der Spaß auf, fängt das Strafrecht an und muss der Staat einschreiten.
Text: Roland Appel
Ich will aufklären und thematisieren, wie solche Organisationen Promis als Aushängeschild benutzen und diese sich benutzen lassen. Tom Cruises arme Seele wurde so erfolgreich wie fragwürdig stabilisiert. Ob er glaubt, dass nach den Lehren L. Ron Hubbards das Universum von irgendwelchen Titanen ausgehustet worden ist? Soll er das. Ich muss dabei an den „Großen grünen Arkelanfall“ bei Douglas Adams denken. „Doof, doof“, würde Bernd das Brot sagen. Deshalb Top Gun oder Oblivion nicht mehr anschauen? Was Cruise privat macht, ist mir herzlich egal. Wenn er auf Partys geht, sind bezahlte „Hangarounds“ dabei, damit der berühmte Fratz keinen Kontakt mit vernünftigen Menschen bekommt. Soll er in seiner Blase leben. Sein Privatleben ist mir schnurps.
Scientologys Geschäftsmodell ist nicht originell. In der „Europazentrale“ Bhagwa(h)ns am Friesenplatz in Köln erkennt jeder, wie hier Geld gemacht wird: mit Liebeskummer, Lebenskrise, Beziehungsleid. Orientierungslosigkeit trifft Bücher, bunte Fläschchen mit duftendem Inhalt, um in die „Aura“ gefächelt zu werden. Meditation, Trommeln, Klangschalen und Seminare vom Urschrei über Schüttel-Brüll-Meditation morgens bis zum Entspannungsvögeln abends. Unter „fachkundiger“ Anleitung, die fürs CD-Reinschieben 10 Euro kassiert. Beiden Sekten ist es egal, Menschen zu ruinieren. Ich traf dort eine qualifizierte Ex-Grünen-Mitarbeiterin, die mir gestand, nach zehn Jahren Backzwang-Elend aller Seminare immer noch keinen Lebenssinn zu sehen, obwohl sie 24 Stunden meditiert – und von Hartz IV lebt.
Chick Corea ist erwachsen … – und wennʼs hilft? Die entscheidende Frage ist: Wenn es Singspiel oder Schauspiel nicht beeinträchtigt – so what! Wichtig ist die Aufklärung über solche Organisationen, die verhindert, dass solche Prominenten keine „Jünger“ werben können. Sie dürfen nicht außerhalb ihrer professionellen Kunst zu Idolen werden. Daran muss eine kritische Öffentlichkeit arbeiten. Wir also.
Gegenbeispiele zu solchen Künstlern sind Charaktere wie Mario Adorf, Walter Sittler, Sigourney Weaver, Harry Belafonte, Wolfgang Niedecken oder Dietmar Schönherr. Joan Baez, Carly Simon, Madonna, Bob Geldof, Jessie J., Mick Jagger. Aber sind sie unfehlbar? Sie sind anders, weil sie ihre Prominenz oder ihre Kunst für politische und sozial gerechte Ziele einsetzen und so mehr als Künstler sind. Aber: Auch solche haben ein Recht auf Widersprüchlichkeit. „Mer wollte nit Messias sinn, / Vun wääje: Doot jet oder loot jet sinn, / Mer wollte nur verzälle, wat ahm Engk och üch passiert“ (BAP, „Et letzte Leed“) – was für eine demokratische Einstellung!
... mehr im Heft.
Dies ist eine Kolumne. Für die Inhalte der hier veröffentlichten Texte sind die jeweiligen Autoren verantwortlich. Diese Inhalte spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wider.
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