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Will Kaufman

Resonanzboden
— Gedanken zur Zeit

Gastspiel





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Dieser Artikel ist ein Auszug aus der Printversion, das Heft kann bestellt werden unter www.irish‑shop.de.

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Autoreninfo:


Will Kaufman ist Professor für amerikanische Literatur und Kultur an der Universität von Central Lancashire in England. Er ist Autor der politischen Biografie Woody Guthrie, American Radical (2011). Zu seinen weiteren Veröffentlichungen zählen The Civil War In American Culture (2006), American Culture In The 1970s (2009) und – zusammen mit Ronald D. Cohen – Singing For Peace: Antiwar Songs In American History (2015).


„Der ehrwürdige Trump weiß, wie viel Rassenhass er geschürt hat“

Woody Guthrie und der Trump-Clan

Im Dezember 1950 unterschrieb Woody Guthrie den Mietvertrag zu einer neuen Wohnung in Brooklyn. Heute, mehr als ein halbes Jahrhundert später, sollte man sich dieses eigentlich unscheinbare Stück Papier noch einmal genauer ansehen. Unter dem Vertragstext findet sich nicht nur die Unterschrift des Mannes, der mit seinem Lied „This Land Is Your Land“ mahnend und unüberhörbar ein Amerika für alle forderte, sondern auch die von Donald Trumps Vater Fred – eine äußerst eigenartige Paarung. Das zweijährige Mietverhältnis mit dem Immobilienkönig Fred Trump inspirierte Guthrie zu seinen wohl bittersten Texten. Bislang unveröffentlicht, sind sie eine eindeutige Stellungnahme des US-Nationalbarden zum rassistischen Fundament des Trump’schen Immobilienimperiums. Dies gewinnt eine ganz aktuelle Bedeutung, wenn man beispielsweise daran denkt, wie abfällig sich Donald Trump – der betont, dass sein Vermächtnis in dem seines Vaters wurzelt – über Mexikaner äußerte.

Text: Will Kaufman

Als Woody Guthrie die neue Wohnung bezog, hatte er schon einiges mitbekommen, angefangen vom Rassismus, den er in seiner Jugendzeit in Oklahoma erlebt hatte. Aber auch der Nordosten der USA stand in Bezug auf dieses Thema nicht besser da. In seinem 1946 entstandenen Lied „The Ferguson Brothers’ Killing“ beschrieb Guthrie den Tod der schwarzen Brüder Charles und Alfonso Ferguson, die, selbst unbewaffnet, von der Polizei erschossen worden waren, nachdem sich der Inhaber des Cafés des Busbahnhofs in Freeport auf Long Island geweigert hatte, sie zu bedienen. In „Buoy Bells From Trenton“ prangerte Guthrie einen Justizirrtum aus dem Jahr 1948 an, wo ein nur aus Weißen bestehendes Geschworenengericht die sogenannten Trenton Six wegen Mordes in einem Verfahren verurteilt hatte, dessen Urteilsbegründung auf Meineiden und fabrizierten Beweisen fußte. Bei den hässlichen rassistischen Ausschreitungen in Peekskill, New York, sah er sich 1949 Schulter an Schulter mit Paul Robeson, Howard Fast und Pete Seeger einer aufgebrachten Meute gegenüber, was zu einundzwanzig Liedern aus seiner Feder führen sollte.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kehrten Hunderttausende Soldaten auf der Suche nach Wohnungen nach New York zurück. Um den öffentlichen Wohnungsbau anzukurbeln, stellte Washington mit der Federal Housing Authority (FHA) Anleihen und Fördermittel bereit. Der Bauunternehmer Fred Trump witterte sofort seine Chance. Er machte nicht nur mit dem Bau von Sozialwohnungen ein Vermögen, sondern profitierte zusätzlich von den daraus resultierenden Mieteinnahmen. Als Guthrie den Mietvertrag für seine neue Bleibe, die Trump „Beach Haven“ nannte, unterschrieb, waren ihm die dunklen Machenschaften um den Bau der Mietskaserne nicht bewusst. Ein Untersuchungsausschuss des US-Senats ermittelte 1954 gegen Trump wegen seiner Geschäftemacherei mit öffentlichen Ausschreibungen und weil er sich mittels überzogener Nebenkostenabrechnungen in Höhe von 3,7 Millionen US-Dollar bereichert hatte. Zu spät erkannte Guthrie, dass Trump die Richtlinie der FHA, „unharmonische Nutzung von Wohnraum“ abzuwenden, gerade recht kam, war diese Formulierung doch ein Code dafür, in Weißen-Gegenden keine Häuser an Schwarze zu verkaufen.


Der Artikel ist die bearbeitete Fassung eines am 21. Januar 2016 in The Conversation (theconversation.com) erschienenen Beitrags. Deutsche Übersetzung: Delf M. Hohmann.

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Dies ist eine Kolumne. Für die Inhalte der hier veröffentlichten Texte sind die jeweiligen Autoren verantwortlich. Diese Inhalte spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wider.