Folker-Logo   Abo   Mediadaten/Anzeigen


Suche
   Intern   Über uns


Kontakt/Impressum/Datenschutz

       
Backkatalog   Ausgabe Nr. 5/2015   Internetartikel
Ernst Molden * Foto: Daniela Matejschek

Resonanzboden
— Gedanken zur Zeit

Gastspiel





[Zurück zur Übersicht]



Dieser Artikel ist ein Auszug aus der Printversion, das Heft kann bestellt werden unter www.irish‑shop.de.

Oder gleich zum (Schnupper-)Abo.




www.ernstmolden.at


Autoreninfo:


Ernst Molden Jahrgang 1967, lebt und arbeitet als Dichter und Liedermacher in Wien. Für seine Bücher und Alben wurde er mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Österreichischen Förderungspreis für Literatur. Für das Titelstück des Albums Ho Rugg (zusammen mit Willi Resetarits, Walther Soyka und Hannes Wirth, siehe Seite 19 in diesem Heft) erhält er den Liederpreis 2015 der Liederbestenliste.


Es geht uns gut

Die aktuelle Blüte der Wiener Musik

Ja, danke, es geht uns gut in der Wiener Musik. Es wird gefragt nach uns, wir dürfen spielen. Wir werden nicht reich, wenigstens die meisten, aber wir können leben. Und es scheint so, als möge man uns. Das tut einerseits gut, erstaunt uns andrerseits aber noch immer. Es war nicht immer so. Die etwas älteren unter uns erinnern sich noch an die Neunzigerjahre. Da hielt man nicht viel von der heimischen Musik. Die DJs verdienten das Zehnfache, es gab kaum Häuser, die Livemusik veranstalteten.

Text: Ernst Molden

Jetzt ist das anders. Jetzt widmet man uns ganze Festivals. Und wenn manche, namentlich die unterhaltsamen Bubenpartien Wanda und Bilderbuch, aber auch die blitzgescheiten Männer von Ja, Panik auch in Deutschland Stars werden dürfen, ist man das ihnen, anders als früher, nicht neidig. Quasi: Genießt es, Burschen, nehmts nicht zu viel giftige Sachen, und kommts gut wieder heim!
Die, die da eben nicht neidig sind, sind Legion. Bands, Rapper, Liedermacher, Elektronikkollektive und Wienerliedsänger und -sängerinnen, die da nebeneinander spielen, schreiben, komponieren und sich in seliger Sündhaftigkeit wechselseitig miteinander ins kreative Bett legen. Man muss sagen: Das ist schön. Die Bands und Musiker, die (noch) nicht in den Headlines deutscher Musikmedien stehen, in der Donaumetropole aber weltbekannt sind, heißen: Der Nino aus Wien, Das Trojanische Pferd, Skero & Müßig Gang, Clara Luzia, Garish, Velojet, Die Strottern, Stefan Sterzinger, 5/8erl in Ehr’n, Alma,Trio Lepschi, Gebrüder Marx, Raphael Sas. Und das ist nur ein Teil der zu nennenden Namen, denn es fehlt der Platz. Darüber wachen ein paar Protagonisten einer früheren hiesigen Musikblüte wie Herbert Janata, jahrzehntelanger Kopf der Worried Men Skiffle Group, oder die ewige Wiener Lichtgestalt Willi Resetarits.
Dass die Dinge jetzt anders sind, liegt, wie immer, an den richtigen Menschen. Menschen, die wie stille Heilquellen in dieser Stadt vor sich hin sprudeln, oft jahrelang unbemerkt. Walther Soyka etwa. Komponist, Produzent, Labelbetreiber, vor allem aber Musiker, unbestrittener Großmeister der chromatischen Wiener Knopfharmonika, der urwienerischen Spielart des Akkordeons. Soykas Studio heißt Nonfoodfactory. Einst lag es am Naschmarkt, in der Laimgrubengasse – Laimgruam bedeutet Lehmgrube und lässt noch erahnen, was für ein großer Gatsch hier einst herrschte, am Ufer des Wienflusses, am ältesten und einstmals auch wildesten Handelsplatz der Stadt. Gatsch heißt Morast, Schlamm. Die feine Wiener Gesellschaft streifte hier zu Kaisers Zeiten niemals an. Aber mit der Gentrifizierung dieses einstmals so anarchen Marktes zog der Soyka fort.

... mehr im Heft.

Dies ist eine Kolumne. Für die Inhalte der hier veröffentlichten Texte sind die jeweiligen Autoren verantwortlich. Diese Inhalte spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wider.