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»Jeder Titel war vor der Aufnahme klar durcharrangiert, da wurden keine Änderungen mehr gemacht.«
Stoppok * Foto: Frank Szafinski

5 Minuten mit ...


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Aktuelles Album:

Around Felicité– Kasai Allstars & Orchestre Symphonique Kimbanguiste, Music from & around the soundtrack of the motion picture FeliciteÏ, directed by Alain Gomis
(VÖ 29.09.2017)


Cover Around Félicité


Kasai Allstars

Die multiethnische kongolesische Supergruppe ist zu Filmkomponisten geworden

Es muss eine recht komplexe Angelegenheit sein, die bis zu sechzehn Musiker der Kasai Allstars für Studioaufnahmen zusammen zu bekommen. Jeder der beteiligten Musiker spielt in anderen Bands, die sich aus verschiedenen ethnischen Gruppen zusammensetzen. Sie treten in ihrer Heimat, der Demokratischen Republik Kongo, bei sozialen Anlässen auf, in denen Musik das verbindende Element ist. Nichtsdestotrotz wollen die Kasai Allstars eine allgemeinverständliche grenzübergreifende Musik machen, die alle Kongolesen erreichen soll.

Text: Michael Freerix

Dieses Album ist nun eine spezielle Sache, handelt es sich doch um den Soundtrack zum Film Felicité des franco-senegalesischen Regisseurs Alain Gomis. Der Film erhielt auf der Berlinale den Silbernen Bären und wird ab 5. Oktober in den deutschen Kinos zu sehen sein. Gomis hat sich von der Musik der Kasai Allstars „inspirieren lassen“, wie er sagt, als er an dem Drehbuch arbeitete. Er lebte zu dem Zeitpunkt in Kinshasa und hing mit den Musikern in der Kneipe ab, in der sie immer spielten. Gomis beobachtete das soziale Leben um diese Bar, was Grundlage seines Drehbuches wurde. Die Musik der Kasai Allstars ist dabei nicht nur Filmmusik auf der Tonspur, sondern die Band ist Teil der Filmhandlung an sich, in der die Schauspielerin Véro Tshanda Beya die Sängerin Felicité darstellt. Ihr Sohn hatte einen schweren Verkehrsunfall, für die lebensrettende Operation muss Geld herbeigeschafft werden, eine Million kongolesische Franc. Geld, das Felicité nicht hat, sich aber leihen oder auf andere Weise heranschaffen will. Zielstrebig durchmisst sie nun die Straßen von Kinshasa. Anhand dieser Suche nach Geld erzählt der Film die Geschichte einer afrikanischen Ökonomie, in der alle davon getrieben sind, irgendwie an Bares heranzukommen, obwohl es keine Arbeit, keine Fabriken, keine Geschäfte an sich gibt. Dieser Kampf wird unerbittlich geführt. Felicité erfährt bei ihrer Suche Ablehnung, Verfluchung und Erniedrigung. Selbst ihr Ex-Mann, der Vater des Sohnes, schickt sie mit den Worten „Du hast mich verlassen, du wolltest es so!“ ohne Geld fort. Immer wieder ist es Abend in diesem Film, Felicité steht mit den Kasai Allstars in der Bar und Musik erklingt. Alles ist dann wie ein festhafter Rausch. Gerade in diesen Momenten, wenn das lärmige Dröhnen der 10-Millionen-Metropole Kinshasa in den Hintergrund gedrängt wird und durch den perkussiven, beinahe magischen Klang der Kasai Allstars ersetzt wird, ist er verstehbar. Weil sie mit ihren Songs in einer überlauten Welt leben, spielt die Gruppe gegen diese an, entwirft mit ihren trancehaften Perkussionsmotiven ein Fluchtbild zum Sound der Stadt mit seiner Unruhe und Aggressivität.

... mehr im Heft.