Aktuelles Album:
Urbanus – Alte Volksmusik aus Schweizer Städten (Zytglogge, 2015)
|
|
TritonusDreißig Jahre auf der Suche nach der anderen Volksmusik
Wie hörte sich die Schweizer Volksmusik vor dem Import des österreichischen Ländlers im neunzehnten Jahrhundert an? Dieser Frage begannen die Tritonus-Gründerväter Urs Klauser und Beat Wolf vor mehr als dreißig Jahren nachzugehen. Dazu rekonstruierten sie vergessene Volksinstrumente wie die Sackpfeife (Dudelsack), die Drehleier und die Schalmei und stöberten in alten Archiven nach verwendbarem Material. Rechtzeitig zum Jubiläum erschien im letzten Mai das Album Urbanus – Alte Volksmusik aus Schweizer Städten.
Text: Martin Steiner
Eigentlich beginnt die Geschichte von Tritonus in Schweden. Eine Sage der Oberhasler aus dem Berner Oberland besagt, dass die Schweizer von den Schweden abstammen. „Many blonds there in Switzerland“, sagen die US-Amerikaner dazu. Hätten sich also die Schweden vor Urzeiten nicht im Haslital und dem heutigen Kanton Schwyz niedergelassen, gäbe es weder Schweizer noch die Gruppe Tritonus. Auf der Suche nach der „anderen“ Schweizer Volksmusik stoßen die Künstler zudem auf Ähnlichkeiten zwischen der schweizerischen und schwedischen Volksmusik des siebzehnten Jahrhunderts. „Schwyzer, Schwede, Wyn und Wyb“ heißt denn auch eines der drei Programme, mit denen Tritonus auftreten.
Die historisch verbriefte Geschichte beginnt 1976, als Urs Klauser und Beat Wolf mit ihren Borduninstrumenten auf Schweizer Folkfestivals spielen. 1985 tritt das Duo, zeitweise verstärkt durch Peter Maurer, erstmals als Tritonus Diabolus auf. Ihr Gruppenname bezieht sich auf den Tritonus-Tonschritt, eine übermäßige Quarte, die in der alten Volksmusik eine zentrale Bedeutung hatte, bevor das „Teufelsintervall“ im Zuge einer „Harmonisierung der Volksmusik“ vermeintlich anständigeren Harmonien weichen musste. 1991 erscheint Alte Volksmusik in der Schweiz, das Debütalbum von Tritonus. Der Klang des traditionellen Werks wird von Sackpfeifen, Drehleier, Cister, Hackbrett und anderen alten Instrumenten dominiert. Das 2006 erschienene, zweite Album zeigt eine stilistische Öffnung der zum Oktett erweiterten Gruppe. Hinzu kommen jazzige Einflüsse und schwedische Anklänge. „Wesentlich beeinflusst haben unsere Ideen die schwedischen Musikgruppen von Ale Möller und Lena Willemark“, so Urs Klauser. Als Verbeugung vor deren Musik tauften Tritonus ihr Album Alpan. Der Name setzt sich aus Möller und Willemarks Veröffentlichung Nordan und dem Appenzeller Gebirgsmassiv Alpstein zusammen.
... mehr im Heft. |
|