Aktuelles Album:
Flugenten (Traumton, 2012)
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Schwarz un SchmitzMelancholisch und verschmitzt
Vom zweiten Hinterhof führt eine Treppe in einen labyrinthischen Keller, in dem viele abgestellt haben, was sie noch nicht wegwerfen wollen. Seit es hier eine Überschwemmung gegeben hat, steht auf einer Tafel: „Der Schaden lässt sich nicht beziffern.“ „Das wird der Titel des neuen Programms“, freut sich Meike Schmitz. Denn sie und David Schwarz sind hier nicht hinabgestiegen, um sich zu gruseln. Sie wollen an ihren Liedern arbeiten.
Text: Stephan Göritz
Wenn man den Eingang nicht mehr sehen kann, öffnet sich die Tür zu einem Ministudio, das nicht mal Platz für eine Trennscheibe zwischen Mikros und Mischpult hat. Dass Schwarz un Schmitz in diesem Keller in Berlin-Kreuzberg so gern aufnehmen, liegt an Johannes Feige, dem Herrn der Regler. Auch für ihn ist die Musik mehr als Mittel zum Transport der Texte, und so fällt ihm immer ein, mit welchem seiner Klangzaubergeräte er die Sängerin Meike Schmitz, die auch Gitarre, Fagott und Wah-Wah-Tubes spielt, und David Schwarz am Klavier wirkungsvoll unterstützen kann.
Oft geht es um Träumer, die nicht aufgeben: um einen Pinguin, der hofft, dass ihm endlich ein Flugversuch gelingen möge, oder um eine alternde Ballerina, die trotz Rheuma weiter ihre Pirouetten dreht. Auf der Bühne sind das fast kleine Theaterstücke. Da fliegt ein Stoffpinguin ins Publikum, um spätestens über der dritten Reihe abzustürzen, und Meike Schmitz dreht sich als Ballerina immer langsamer, bis sie zur Statue erstarrt. Damit diese Chansons auch auf Tonträger zu besonderen Erlebnissen werden, kommen unterschiedlichste Effekte bis hin zu einmontierten O-Ton-Umfragen über Träume und Wagnisse zum Einsatz. Und sollte sich über dem nicht schalldichten Kellerfenster der Regen hörbar einmischen, wäre das gar nicht unpassend. Regen kann wie diese Lieder froh oder traurig machen, abhängig von der Situation jedes Hörers.
Kennengelernt haben sich Schmitz und Schwarz 2006 beim Jazzstudium in Weimar.
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