Aktuelles Alben:
Ya Foye (Parlophone, 2017)
|
|
Magic SystemVom Armenviertel auf die Champs-Élysées
Die Mitglieder von Magic System, Salif „A’Salfo“ Traoré, Narcisse „Goudé“ Sodoua, Etienne „Tino“ Boué Bi Kohou und Adama „Manadja“ Fanny, werden auch „die Zauberer“ genannt. Ihr magisches System mit Zougloumusik aus der Elfenbeinküste – die unter anderem karibischen Zouk und Dancehall verbindet – wurde 2014 mit der sechzehnten goldenen Platte geehrt, ihre Albumverkäufe belaufen sich seit 2002 auf über fünfzehn Millionen Tonträger und machen sie mit den Reggaestars Alpha Blondy und Tiken Jah Fakoly zu den international berühmtesten ivorischen Künstlern. Am 7. Mai 2017 sangen Magic System im Innenhof des Louvre auf der Wahlparty des soeben gewählten Präsidenten Emmanuel Macron unter anderem ihren Hit „There’s Magic In The Air“.
Text: Martina Zimmermann
Salif Traoré wird von allen nur A’Salfo genannt, selbst von UNESCO-Direktorin Irina Bokova, die ihn 2012 zum Botschafter des guten Willens ernannte. Der Bandleader von Magic System bleibt freundlich und zuvorkommend, selbst wenn er Journalisten in einem Hof im Viertel Anoumabo in Abidjan, in dem die Musiker von Magic System geboren wurden, Interviews am Fließband gibt. „Ein schwieriges Viertel“, erklärt A’Salfo. Heute bauen die vier hier Schulen, sensibilisieren für die Umwelt und veranstalten in diesem Jahr zum zehnten Mal das Festival des Musiques Urbaines d’Anoumabo, kurz FEMUA. Dies tun sie, um den Bewohnern hier zu zeigen, dass sie sie nicht vergessen haben. „Die Geschichte der Band ist die von vier Jungs, die aus dem Armenviertel Anoumabo losgeflogen und auf den Champs-Élysées gelandet sind“, sagt A’Salfo, der als Vorbild dienen möchte.
„Mit meiner Musik bringe ich die Leute zum Tanzen, gebe ihnen Positives und bringe Freude“, fügt er hinzu. „Aber ich tue auch etwas vor Ort.“ Das FEMUA-Festival hat in 10 Jahren über 250 Künstler aus 30 Ländern nach Abidjan geholt, direkt oder indirekt über 10.000 Arbeitsplätze geschaffen und insgesamt rund 2 Millionen Festivalbesucher angelockt. Mit ihrer Stiftung haben Magic System aber auch sechs Schulen gebaut, auf die über 1.200 Kinder gehen, eine Gesundheitsstation sowie Kinderkrippen, Krankenhausbetten, Schulbücher und medizinische Hilfsmittel finanziert.
Die Band wird 1994 gegründet und verlegt sich auf Zouglou, den damals angesagten Stil in der Elfenbeinküste, der in den Achtzigern von protestierenden Studenten als neue urbane Musik erfunden wurde. Die Gruppe besteht zunächst aus acht Mitgliedern. 1997 schält sich daraus die heutige Besetzung heraus und veröffentlicht mit Papitou ihr Debüt auf Kassette. Der zu Zouglourhythmen und Synthieklängen gesungene Opener „Momo“ läuft auf allen Radiosendern der ivorischen Hauptstadt, und die DJs spielen ihn in den Diskotheken.
... mehr im Heft. |
|