Aktuelles Album:
Inventions (VÖ: 15.9.17)
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LeveretFeinster Folk aus England
Hört man nicht so ganz genau hin, sondern verlässt sich auf den oft entscheidenden intuitiven Moment, dann würde man wetten, dass hier drei Iren oder drei Schotten aufspielen.
Wette verloren, denn bei Leveret handelt es ich um eine waschechte englische Folkband. Waschecht? Ja und nein, denn wie merkte Rob Harbron im Interview an: „Melodien tragen keinen Pass mit sich.“
Text: Markus Dehm
Leveret sind Andy Cutting, Rob Harbron und Sam Sweeney. Fiddler Sweeney ist der amtierende „Musician of the Year“ der BBC Radio 2 Folk Awards. Cutting hat diesen Preis mit seinem Akkordeon bereits zweimal geholt und Concertinaspieler Rob Harbron hat mit der Band The Full English den „Best Group und Best Folk Award 2014“ gewonnen. Alleine aus dieser Auflistung könnte man nun ableiten, dass Leveret einfach eine Spitzenband sein muss, gemäß der Formel „Herausragende Musiker, allesamt Virtuosen auf ihren Instrumenten = Spitzenband“. Diese Formel klingt zwar schlüssig, stimmen muss sie deshalb aber nicht. Es ist in der Musik im Grunde nicht anders als beim Fußball – viele Einzelkönner ergeben nicht zwangsläufig eine gute Mannschaft. Es kommt auf so viel mehr an, um eine Band zu werden, die ein Publikum überzeugt, sich dadurch eine treue Fangemeinde erspielt und ein echtes Alleinstellungsmerkmal hat. Leveret scheint das offenbar hinbekommen zu haben, weshalb die Band auch bereits für den BBC Folk Award nominiert wurde. Die Gruppe repräsentiert mit ihrem Stil keine spezielle Region in England. Zahlreiche Lieder haben sie in Songbooks und Manuskripten aus dem 19. Jahrhundert gefunden, darunter Material, das zuvor noch von keiner anderen Band gespielt wurde. Allerdings haben sie nicht versucht, die Melodien möglichst notengetreu wiederzugeben, sondern die alten Songs lediglich als Vorlage benutzt, um ihre eigenen Kreationen daraus zu entwickeln. Herausgekommen ist ein ganz bestimmter Leveret Sound, hörbar traditionell einerseits, aber auch mit klar vernehmbaren experimentellen Strukturen andererseits.
Drei Alben hat man bislang produziert, das jüngste, Inventions, steht noch in den Startlöchern. Am 15. September kommt es auf den Markt. Hatte man für die beiden ersten CDs hauptsächlich traditionelles Liedgut neu arrangiert, so sind auf dem neuen Longplayer nur Eigenkompositionen zu hören. Alle drei Musiker sind in der Lage, Tunes zu schreiben, was die Band in ihrem Bestreben, Neues zu schaffen, natürlich rasch voranbringt.
... mehr im Heft. |
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