Aktuelles Album:
Canela Y Limón (Eigenverlag, 2016)
|
|
Germán López Der Triumph der Timple
Mit den Kanaren ist es ein wenig wie mit Mallorca – jeder fährt dorthin in Urlaub, doch über die musikalische Kultur des Ferienziels wissen wenige Bescheid. Dabei gibt es auf dem atlantischen Archipel mit der kleinen fünfsaitigen Timple ein grandioses Nationalinstrument, das der einunddreißigjährige Germán López revolutioniert hat.
Text: Stefan Franzen
Besucher des diesjährigen Rudolstadt-Festivals waren sich einig: Das Konzert von Germán López und seines Begleiters an der Flamencogitarre, Antonio Toledo, zählte zu den unvergesslichen Höhepunkten des Wochenendes. „Die Timple ist außerhalb der Kanarischen Inseln kaum bekannt, nicht einmal in Spanien. Aber wenn sie dann entdeckt wird, sind alle begeistert“, strahlt López kurz nach dem Konzert im Interview.
Und dann erzählt er etwas zur Genealogie dieses kleinen Zupfinstruments, das ein wenig wie das brasilianische Cavaquinho oder die italienische Mandoline klingt. „Es gibt verschiedene Theorien über ihren Ursprung, aber die tragfähigste ist die, dass sich die Timple aus der europäischen Barockgitarre entwickelt hat. Denn wie bei letzterer ist die tiefste Saite in der Mitte angeordnet.“
Heute wird die Timple auf allen Kanareninseln gespielt, doch ihr Siegeszug begann von Lanzarote aus,
von wo eine Instrumentenbauerdynastie sie verbreitete. Lange Zeit hatte sie lediglich Begleitfunktion, sie beschränkte sich auf akkordisches Spiel, war aber schon immer das wichtigste Instrument der kanarischen Folklore. „Doch in den 1940ern und 50ern gab es dann ein paar Spieler, die anfingen, die Literatur solistisch weiterzuentwickeln, und daraufhin wurde das Instrument verlängert und mit mehr Bünden ausgestattet.“ Heute gibt es die reguläre und die etwas tiefere Timple Contra, quasi die Tenorausgabe.
... mehr im Heft. |
|