Aktuelles Album:
Overnight (Rough Trade, 2016)
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Wolfgang RieckDer singende Mann
Für ein außergewöhnliches Lied, 8:26 Minuten lang, davon das Allermeiste gesprochener Text, erhält am 23. September der Rostocker Wolfgang Rieck im Mainzer Unterhaus den diesjährigen Liederpreis der Liederbestenliste. „Vergessene Helden“ stellt Menschen vor, die in ganz unterschiedlicher Weise Juden im Nationalsozialismus gerettet haben. Eigentlich ist es ein Lied, das er schon vor einigen Jahren geschrieben hat, das aber erst 2016 auf seiner CD Der singende Mann erschienen ist. Er war ganz zufällig zu diesem Thema gekommen.
Text: Rainer Katlewski
Nach einem Kinderkonzert im Bürgerhaus Wilhelmsburg in Hamburg hatte ihn die Mutter eines Kindes angesprochen. Diese Dame war Mitarbeiterin der Körber-Stiftung, die den Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten durchführt. Im Jahr 2008/09 lautete das Thema: „Helden: verehrt – verkannt – vergessen“. Ob er zu der Preisverleihung einen musikalischen Beitrag machen könne, wollte sie wissen. Doch so zufällig der Anlass auch war, thematisch passte dieser Auftrag gut zu seinem bisherigen Œuvre. Es ist ein breites Spektrum unterschiedlichster Lieder, das seit seinen Anfängen als „singender Mann“ entstand.
Von Beruf ist er gelernter Matrose. Vor seinem Elektronik-Studium in Rostock war Rieck Mitglied im Singeklub KuBa (Abkürzung für Kurt Barthel), wo er Joachim Piatkowski kennen lernte. Mit ihm war er von 1975 bis 1993 als Duo zusammen, und es entstanden die ersten eigenen Lieder auf Plattdeutsch. Im Plattentext ihres Debütalbums, das 1983 bei Amiga erschien, schrieb Barbara Thalheim: „Piatkowski und Rieck sind fanatische Mecklenburger derart, wie Mecklenburger nur fanatisch sein können.“ Das norddeutsche, plattdeutsche Kolorit begleitet ihn bis heute bei seinen Programmen. Im mecklenburgischen Güstrow hatte Ernst Barlach lange und bis zu seinem Tode gelebt und gearbeitet. Lieder, die durch dessen Figuren angeregt wurden, finden sich bei Wolfgang Rieck ebenfalls immer wieder. Barlach war ein Künstler, dem er sich nach wie vor verbunden fühlt, von dem er sich immer wieder gerne inspirieren lässt. Ein zweiter Künstler, dessen Gedichte ihn oft zu Vertonungen angeregt haben, und mit dem er seinen regionalen Bezug verlässt, ist der Österreicher Theodor Kramer.
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