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Backkatalog   Ausgabe Nr. 5/2017   Internetartikel
»Ich habe mir nicht ausgesucht, das Leben von Bob Dylan zu dokumentieren, es fiel mir einfach so zu.«
John Cohen * Foto: Lonnie Webster

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Dieser Artikel ist ein Auszug aus der Printversion, das Heft kann bestellt werden unter www.irish‑shop.de.

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Bücher von John Cohen:

Cheap Rents ... and de Kooning Göttingen,
Steidl Verlag 2016, 180 S.

Walking in the Light Göttingen,
Steidl Verlag 2015, 96 S.

Here and Gone – Bob Dylan, Woody Guthrie & the 1960s Göttingen,
Steidl Verlag 2014, 152 S.

The High & Lonesome Sound – The Legacy of Roscoe Holcomb Göttingen,
Steidl Verlag 2012, 262 S., mit DVD und CD

Past Present Peru, Göttingen,
Steidl Verlag 2015, 2 Bd., 284 S., mit 5 DVDs und 3 CDs


Buchover Walking in The Light 2015


John Cohen

Musiker, Fotograf, Musikforscher

„Ich habe es nicht darauf angelegt Bob Dylan zu dokumentieren,“ meint der Fotograf John Cohen rückblickend, „es ist mir einfach so passiert.“ Trotzdem gehören seine Fotos des jungen Bob Dylan neben denen von Musikern wie Woody Guthrie oder Ramblin’ Jack Elliott und Dichtern wie Allen Ginsberg und Jack Kerouac zu den Bekanntesten aus seinem Werk. Sie stellen jedoch nur Fußnoten im vielschichtigen Leben des Malers, Musikers, Filmemachers und Folkloristen John Cohen dar.

Text: Michael Freerix

Der heute fünfundachtzigjährige New Yorker hat bereits als Teenager mit der Fotografie begonnen. Zu Beginn der Fünfzigerjahre fotografiert er die Zentren schwarzer Lebenskultur rund um die Kirchen von East New York und in den Straßenzügen von New Haven, wie in seinem Buch Walking in The Light zu sehen ist. Trotzdem entscheidet er sich als Zwanzigjähriger für ein Studium der Malerei in Yale und zieht 1957 zurück in seine Geburtsstadt. Zunächst hat er keine Bleibe und kein klares Ziel und fragt den in New York lebenden Schweizer Fotografen Robert Frank, den Cohen von Yale her kennt, bei einem Besuch in dessen Studio um Rat.
Franks Wohnatelier befindet sich in der 3rd Street in Manhattan. Gerade sichtet dieser Fotos von einer zweijährigen Fotoreise kreuz und quer durch die USA. Ein – heute berühmtes – Buch mit dem Titel The Americans soll daraus entstehen. John Cohen schaut sich die Aufnahmen aufmerksam an, sagt aber die ganze Zeit über nichts. Noch heute wundert er sich, dass Frank dieses Schweigen nicht negativ interpretierte. Im Gegenteil, die beiden werden gute Freunde – und Nachbarn in der 3rd Street.
Viele Künstler haben in dieser Straße ein Atelier angemietet. Auf Ladenebene haben sich hier viele kleine Galerien oder Bars etabliert. Nur wenige Fußminuten braucht man bis zur MacDougal Street, wo an Orten wie Gerde’s Folk City oder dem Café Wha? der Folkboom blüht.
Von dieser Folkszene fühlt sich Cohen magisch angezogen. In der MacDougal Street trifft er auf den Gitarristen Tom Paley. Beide sind Fans von Old-Time-Music, eine in den Zwanziger- und Dreißigerjahren wahnsinnig populäre Folkmusik, die jedoch nach dem zweiten Weltkrieg in Vergessenheit geraten, eben „altertümlich“ geworden ist. Gemeinsam mit Mike Seeger, dem Halbbruder von Pete Seeger, gründen Paley und Cohen das Trio The New Lost City Ramblers. Folk gilt zu dieser Zeit als revolutionär, bisweilen sogar kommunistisch, doch nicht so für Cohen „Als wir die New Lost City Ramblers gründeten, machte ich diese Art von Musik schon ein paar Jahre. Es fühlte sich gar nicht so revolutionär an.“ Ihr erstes Album erscheint 1958, das 30. im Jahr ihrer Auflösung im Jahr 2009.
Zwar ist nun die Musik Hauptbeschäftigung für John Cohen, doch in der MacDougal Street ist er auch als Fotograf bekannt. Wenn jemand Pressefotos braucht, wird er gefragt. Seinen ersten professionellen Fotojob landet er allerdings bei Robert Frank, der The Americans gerade veröffentlicht hat und nun einen Kurzspielfilm nach einem Drehbuch seines Freundes Jack Kerouac dreht. Allen Ginsberg spielt darin, Jack Kerouac hat eine kleine Rolle, und viele andere Künstler der Szene um die 3rd Street sind beteiligt. Cohen wird Standfotograf von Pull My Daisy, so der Titel des Films. Das Life Magazine macht eine Reportage über die Dreharbeiten und druckt Cohens Fotos ab. Immer wieder wird er in den kommenden Jahren gut bezahlte Auftragsarbeiten für das Life Magazine erledigen können.

... mehr im Heft.