Auswahldiskografie:
Menina (O-Tone Music/Universal, 2017)
Alegria (Emarcy/Universal, 2013)
Fado Tango (Emarcy/Universal, 2011)
Kronos (Emarcy /Universal, 2009)
Corpo Iluminado (Emarcy/Universal, 2001)
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„Ich bin eine freie Feministin“Cristina BrancoVom Fado zur Poesie des Indierock
Unter allen Fadosängerinnen, die seit dem Tod der großen Amália Rodrigues auf den Plan getreten sind, ist sie die mit dem größten Mut zur Entgrenzung: In den Liedern Cristina Brancos haben zeitgenössische Poeten Portugals, Joni-Mitchell-Reverenzen, Tango und brasilianische Farben gleichberechtigt Platz. Mit ihrem neuen Album Menina verabschiedet sie sich vom Fado und gibt einer durch und durch weiblichen Perspektive Raum.
Text: Stefan Franzen
Seit der Jahrtausendwende hat Cristina Branco die Öffnung des Fado vorangetrieben. Als Teenagerin hatte sich die Frau aus dem Ribatejo noch für Rock, Blues und Jazz interessiert. Das änderte sich schlagartig, als sie zum Geburtstag eine Platte der großen Fadointerpretin Amália Rodrigues geschenkt bekam. Während ihres Psychologiestudiums trat sie zunächst in den kleinen Clubs von Lissabon auf, wurde vom Fernsehen entdeckt, musste aber doch den Umweg über die Niederlande und Frankreich gehen, bevor sie mit dem Album Corpo Iluminado den Durchbruch in ihrer Heimat feiern konnte. Begleitet wurde sie auf ihrem Erfolgsweg von Custódio Castelo, der der Strenge des Fados auf seiner Guitarra Portuguesa Impulse aus dem Rock gab.
Mit ihrer letzten regulären Studioproduktion Alegria beschwor sie aus der exklusiven Sicht von zwölf Figuren die Seele eines Portugals, dessen junge Generation infolge der Eurokrise gerade eine desaströse Zeit erlebt. Der Fado löste sich darauf völlig von den überkommenen Insignien, er gewann gar eine politische Dimension, sprach durch die arbeitslose Studentin, den Clown, das geächtete, vergewaltigte Mädchen oder durch die robuste Kämpferin, die ihr Essen im Abfall zusammenklauben muss. Auf Menina, ihrem neuesten Werk, wagt sie nun einen fast paradox zu nennenden Spagat: Während sie den Fado ganz ad acta gelegt hat, beauftragte sie Textdichter und Musiker ebenjener Generation, die in Portugal unter schwierigen Umständen wirken muss. Das gewählte Thema ist dabei Weiblichkeit in all ihren Facetten. „Die meisten dieser Lieder handeln von der Liebe, von Leidenschaft, Eifersucht, heftigen Gefühlen“, erklärt Branco. „Zu jedem Lied habe ich einen kurzen Einführungstext geschrieben, der den Tenor hat: Ja, ich bin über vierzig, habe ein paar weiße Haare, zwei Kinder. Hier bin ich, mit all meiner Zerbrechlichkeit, mit all meiner Empfindsamkeit. Das ist die Botschaft, die von mir als Frau und Feministin ausgeht. Nicht als orthodoxe, sondern als freie Feministin, denn ich bin der Überzeugung, dass wir zulassen müssen, dass wir alle, Männer und Frauen, gleich sind. Jeder Mann hat eine weibliche Seite, jede Frau eine maskuline. Wir können alle Bad Boys und Good Girls sein, und umgekehrt.“
... mehr im Heft. |
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