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För all dat – 40 Jahre Friesenfolk (Do-CD; Artychoke, 2019)
Winternacht (Artychoke, 2018)
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Vierzig Jahre LawayVom Nestbeschmutzer zum ostfriesischen Kulturbotschafter
Seit sage und schreibe vierzig Jahren sind die Friesenfolker von Laway mit ihren plattdeutschen Liedern auf deutschen Bühnen und darüber hinaus unterwegs. Na ja, brutto vierzig Jahre, denn zwischendurch gab es ein paar Durststrecken. Doch der kreative Kopf der Band, Gerd Brandt, hat es immer wieder geschafft, ihr eine Frischzellenkur zu verpassen. Fast dreißig Musiker haben im Laufe der Bandhistorie ihre individuellen Klangspuren in der Musik hinterlassen.
Text: Ulrich Joosten
Im Frühjahr 1979 lernt der Jeveraner Stadtjugendpfleger Gerd Brandt (der von jedermann nur „Ballou“ genannt wird) den Musiker Wolfgang Höfer kennen. Der spielt Geige, Cister, Mandola, Banjo und singt – eine ideale Ergänzung für Brandt, der Waldzither, Mandoline, Gitarre und ebenfalls Gesang in das Duo einbringt. Die plattdeutschen Dichter und Liedermacher Oswald Andrae und Helmut Debus geben die Initialzündung mit ihrem Zyklus „Laway – Dat Leed van de Diekers“, der von dem friesischen Deicharbeiteraufstand von 1765 handelt, gut einhundert Jahre vor der Gründung der deutschen Arbeiterbewegung.
„Laway, ja, das war der richtige Name für unsere Band“, erinnert sich Brandt, „friesisch, aufmüpfig, lebensfroh – alles das steckte in diesem einen Wort, das ‚Alarm‘, ‚Unruhe‘ oder ‚Krach‘ bedeutet.“ Mit Holger Kaiser an Gitarre, Dobro und Gesang, Peter Foltin mit Whistle, Klarinette und Gesang sowie der Amerikanerin Rebecca Lang, die Flöte, Percussion und Gesang beisteuert, ist die Startformation komplett.
Im April 1979 findet beim Gründungskonzert der Folkinitiative Jever der erste öffentliche Auftritt statt. Laway zeigt von Beginn an politisch klare Kante, die Musiker spielen zum Maifeiertag auf, musizieren für Sozialistische Jugend Deutschlands – Die Falken und vor dem Tor des ehemaligen Konzentrationslagers Esterwegen zum Jahrestag der Befreiung vom Hitler-Faschismus. „Die Band war friesisch, musikalisch keltisch beeinflusst, politisch und gewerkschaftsnah“, erzählt Brandt.
Damit spielt sich die engagierte Gruppe in die Herzen ihrer rasch wachsenden Fangemeinde, macht sich aber auch Feinde. „In den frühen Achtzigern war Laway Teil der Umweltbewegung zwischen Weser und Ems, die durch den Bau der Atomkraftwerke Unterweser in Esenshamm und Brokdorf ausgelöst wurde. Wir hatten mit einigen anderen Umweltaktivisten im Dollart gegen einen neuen Seehafen protestiert und bei Ebbe einen Turm aus drei langen Holzpfählen im Watt gebaut, der mit einem Bein auf deutscher, mit einem auf niederländischer Seite und mit einem im Niemandsland stand. Das erschwerte den Behörden eine Räumung, weil man nicht wusste, wer verantwortlich war.“ Zu dieser Protestaktion entsteht das „Dreebeenleed“, von dem auf dem soeben erschienenen Laway-Jubiläumsalbum erstmals eine Liveaufnahme zu hören ist, die 1986 für Hortons kleine Nachtmusik im ZDF
entstand.
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