Aktuelles Album:
Desert Dove (Yep Roc/Cargo, 2019)
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Michaela AnneWüstentaube
Die „Desert Dove“, die dem neuen Album der amerikanischen Countrysängerin Michaela Anne den Titel gegeben hat, ist ein schönes Bild für die Karriere der in New York aufgewachsenen Musikerin, die Nashville verlassen musste, um in Kalifornien das Album ihres Lebens einzuspielen.
Text: Rolf Thomas
„Es war wie eine Wette“, sagt Michaela Anne über ihren Entschluss, alles auf eine Karte zu setzen und Desert Dove, ihr Debütalbum für das amerikanische Yep-Roc-Label (Aoife O’Donovan, Jim Lauderdale, Eleni Mandell), in Kalifornien einzuspielen. „Hinter den Kulissen sah es nicht gut für mich aus, und die einzige Möglichkeit, Musik aufzunehmen, war, mich auf meine Kreditkarte zu verlassen. Das war zwar Furcht einflößend. Aber ich glaubte genügend an meine Songs, um das Risiko einzugehen.“
Dabei hatte zunächst alles gut ausgesehen für das sogenannte „army brat“ aus Brooklyn, das aufgrund der militärischen Karriere seines Vaters schon in Washington, Kalifornien, Virginia, Michigan und Italien gelebt hatte. Das unstete Leben führte allerdings auch dazu, dass Michaela schon jung einer Masse an musikalischen Genres ausgesetzt war. „Als Kind fühlte ich mich wie ein Chamäleon“, erinnert sich die Sängerin. „Ich wollte immer möglichst schnell in die Umgebung passen, in der ich mich befand. Also habe ich mich umgesehen und nach Freunden Ausschau gehalten, die mir dabei geholfen haben zu überleben. Das hat sich auch in meinem Musikgeschmack niedergeschlagen – ich mochte alles.“
Bereits im Alter von sieben Jahren schrieb die kleine Michaela ihr erstes Lied – ausgerechnet einen Rap-Song. „Ich wurde schon früh wegen meiner große Klappe kritisiert“, grinst die Sängerin. „Und ich fühlte mich auch schon immer zu Kindern hingezogen, die Ärger bekamen. Später wurde mir vorgeworfen, immer nur Rendezvous mit ‚bad boys‘ zu haben.“ Über zehn Jahre hat Michaela Anne in Brooklyn, New York, gelebt, wo sie auch studiert hat – und zwar Jazz an der renommierten New School of Music in Manhattan. „Ich fühle mich immer noch ein bisschen wie eine New Yorkerin“, sagt die Sängerin nachdenklich, „aber viele Dinge in New York waren auch sehr stressig für mich. Vielleicht dominieren so viele introspektive, mich selbst reflektierende Songs auf meinen Platten, weil das etwas ist, was mich schon in New York stark beschäftigt hat.“
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