Aktuelles Album:
Regina (Ground Up Music, 2017)
The Jarek Nohavica Songbook (mit engl. Übers. der Liedtexte durch Mark Landry; plus Do-CD; Montanex, 1999)
Frank Viehweg, Solange man singt (plus CD; Nora, 2009)
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Die königlichen Musen der Becca Stevens
„Majestätische, zarte Poparrangements in perfekter Harmonie mit dem königlichen Thema“, schreibt der französische Rolling Stone über ihr aktuelles Album Regina, während Downbeat sie 2017 zum „Rising Star – Female Vocalist“ kürt. Becca Stevens hat jedoch wesentlich mehr zu bieten. Sie ist eine exzellente Gitarristin und schreibt poetische, tiefsinnige Lieder von eindringlicher Schönheit, die sich gängigen Singer/Songwriter-Maßstäben entziehen.
Text: Ulrich Joosten
Becca Stevens wird 1984 in Winston-Salem im US-Bundesstaat North Carolina geboren, und ihre Talente sind ihr in die Wiege gelegt. Es ist eine höchst musikalische Familie. Becca als letztes von drei Kindern steht, Pardon, liegt schon als Kleinkind mit der Familienband, den Tune Mammals auf der Bühne. „Noch ehe ich laufen konnte, habe ich mit meiner Familie Kinderlieder geträllert, und schon vorher lag ich in einer Kinderwiege am Bühnenrand, während sie auftraten“, erinnert sie sich beim Interview in Köln. Die Gene für ihre Lust, komplexe und doch eingängige Melodien zu schreiben, stammen von Vater William Stevens, einem bekannten Komponisten sakraler Chormusik. In Sachen Gesang gerät sie nach der Mutter Carolyn Dorff, die Operngesang studiert hat und bei den Tune Mammals Cembalo spielte. Vater Stevens und Bruder Bill sind Multiinstrumentalisten. Die Familienband bringt Keyboard, Gitarre, Banjo, Fiddle und Hackbrett auf die Bühne.
Becca Stevens wächst mit Musik der Appalachen, Bluegrass und Irish Folk auf. In der Familie
werden statt Pop und Rock die Bothy Band oder klassische Musik gehört. Sie habe keine
Standardmusikerziehung erfahren, erzählt die sympathische Sängerin. Ihr erstes Konzerterlebnis
waren Béla Fleck and the Flecktones. „Später wurde mir klar, dass meine musikalische Palette eher ungewöhnlich gefüllt war. Das hat vermutlich dazu geführt, dass ich heute auf eine etwas
exzentrische Weise Musik schreibe.“
Ihr Vater hatte, erzählt sie, „sehr schöne Gitarren im Haus. Aber er drängte mich nie zum Spielen. Erst als ich echtes Interesse daran zeigte, gab er mir Gitarrenunterricht.“ Mit sechzehn nimmt Stevens an einem Vorspielen für eine Klassikgitarrenausbildung an der University of North Carolina School of the Arts teil. Sie besitzt die jugendliche Unverfrorenheit, sich nicht etwa mit einer Komposition von Francisco Tárrega zu bewerben. „Nein“, sagt sie mit feinem Lächeln, „ich trug einen Blues von Robert Johnson vor, mit dessen Musik ich mich damals intensiv beschäftigt habe. Sie waren wohl von meiner Synkopierung begeistert und sahen in mir ein Stück rohen Tons, das sie nach ihren Vorstellungen formen könnten. Nachdem ich graduiert hatte, nahm ich ein Jahr Auszeit und spielte mit Gomachi, der Jazzrockband meines Bruders Bill.“
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