Diskografie:
Kobanê (Accords Croisés/Harmonia Mundi, 2017)
Kurdistan (Accords Croisés/Harmonia Mundi, 2014)
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Triumph des Klangs über die GrenzenDas Nishtiman Project um Hussein ZahawyVereinigung von Musik fast aller kurdischen Regionen
Sie stammen aus dem Irak, dem Iran und der Türkei, leben im Exil oder zu Hause – doch sie sind allesamt Kurden. Die gerade mit dem Jahrespreis der deutschen Schallplattenkritik dekorierten Musiker von Nishtiman lassen den Zusammenhalt eines Kulturraumes neu erstehen.
Text: Stefan Franzen
In Bahman Ghobadis Film Half Moon aus dem Jahr 2006 irrt eine kurdische Musikgruppe aus dem Iran in einem klapprigen Bus auf abenteuerlicher Reise durch mehrere Länder. Der alte Chef des Ensembles und sein Dutzend Söhne sind beseelt vom unbändigen Willen, im irakisch-kurdischen Erbil ein Konzert zu geben, das sie nach der Zerschlagung von Saddam Husseins Diktatur als „Schrei nach Freiheit“ bezeichnen. Doch zum großen Leidwesen der Musiker fehlt ihnen die Frauenstimme, da die eigentlich vorgesehene Sängerin von den iranischen Behörden an der Ausübung ihrer Kunst gehindert wird. Da fällt buchstäblich ein singender Engel vom Himmel, ein wunderbares, halb mythisches Geschöpf in Gestalt der Schauspielerin Golshifteh Farahani. Sie wird zum Leitstern der Verzweifelten, begleitet sie fortan auf ihrer Reise ins Ungewisse.
Was der Film in eine bildgewaltige Geschichte verpackt, findet nüchterner auch im Alltag statt. Kurdische Kultur hatte immer hohe Hürden zu nehmen, musste sich zum einen gegen Zensur, zum anderen gegen geografische Zersplitterung zur Wehr setzen. Dass es mit dem Nishtiman Project erstmals glückt, eine fast pankurdische Rundschau an Klängen in einem einzigen Ensemble zu vereinen, ist an Symbolkraft für die Kurden nicht zu überschätzen. Mehr noch: Während kurdische Musik mit Ausnahme der Sängerin Aynur bislang kaum internationale Bedeutung hatte, geraten bei diesem Ensemble auch Konzerte im Ausland zum Triumph.
Einen solchen hat Hussein Zahawy, künstlerischer Leiter und einer der Percussionisten von Nishtiman, kurz vor diesem Interview in der Rudolstädter Stadtkirche erlebt. Das nachmittägliche Konzert endet für das sechsköpfige Ensemble aus einer Sängerin und fünf Instrumentalisten mit stehenden Ovationen und einem Festivalpublikum, das im letzten Lied kräftig einstimmt, obwohl die wenigsten die Bedeutung der Textsilben verstehen. In dem sakralen Raum kommt so etwas wie euphorische Stadionstimmung auf, fast zu viel des Guten in diesem Rahmen. Es dauert eine ganze Zeit, bis sich Zahawy von den jubelnden Zuschauern lösen und in einer ruhigen Ecke draußen an den Kirchenmauern Auskunft über sein Ensemble geben kann.
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