AUSWAHLDISKOGRAFIE:
Suas Síos (Kíla Records/Wild Heart Management, 2015)
Soisín (Kíla Records/DA Music, 2013)
The Secret Of Kells (mit Bruno Coulais; Kíla Records/Wild Heart Management, 2010)
Luna Park (Kíla Records, 2003)
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Entlang der Regenbögen auf und abKílaBeste Weltmusik aus irischen LandenVor vier Jahren wurde es zum Weltdokumenterbe erklärt, das sagenumwobene und in Gold gebundene Book of Kells, die irische Blüte der filigranen Buchmalerei. Auf ganz wunderbare Weise erzählt der für den Oscar nominierte Animationsfilm Das Geheimnis von Kells die abenteuerliche Geschichte dieses Buches. Die ebenso wunderbare Musik dazu kommt von Kíla aus Dublin. Sie ist derzeit Irlands bedeutendste Weltmusikband. Mit kreativer Leichtigkeit verbinden sie die lokalen Töne ihrer gälischen Heimatsprache zu einem beschwingten Lebensgefühl globaler Klänge. Ihre Musik ist unglaublich rasant, innig, wirbelnd, wehend wie der Wind entlang der Regenbögen und manchmal auch „von dieser eigentümlichen irischen Melancholie – einem Gefühl, dass die Welt chaotisch ist“, wie der aus Galway stammende Krimiautor Ken Bruen seinem Heimatland bescheinigt.
Text: Stefan Sell
Irland im Sommer. Die Sonne wirft ihre Strahlen zwischen riskant aufgetürmte Wolken. Gestochen scharf ziehen sie über saftig grüne Wiesen, vorbei an vielerlei Wassern, mutig am kristallblauen Himmel dahin und tragen das bezaubernde Licht der Grünen Insel. Winde wehen, heiter entrückt und sicher, die Erde zu berühren. Dublin pulsiert musikalisch voller Aufbruch zwischen dem, was war, und dem, was sein wird. So reichhaltig und vielgestaltig wie dies Lichtspiel ist das Zusammenspiel der acht Musiker. In dem Film über das Book of Kells dreht sich alles darum, dass Licht über Dunkelheit zu siegen hat. Kílas Soundtrack hätte einen Oscar verdient.
Jetzt ist ihr zehntes Album da: Suas Síos, spricht sich etwa „su-es schihs“ und steht für „auf, ab“ oder „rauf, runter“. Die Musik darauf ist wieder energetisch schillernd wie einer dieser oft zu sehenden Regenbögen Irlands. Das Stück „Jigs“ zum Beispiel versprüht mit seiner ekstatischen Dynamik akustische Feuerfunken und erinnert damit an „Jig-a-jig“ von der in den Siebzigerjahren erfolgreichen britischen Band East of Eden. „Length Of Space“ ist ein astreiner Popsong aus gälischen Klangbildern gemalt von Mbira und Balafon und eingebettet in arabisch anmutende Riffs.
Seit 1987 gibt es die heute achtköpfige Band. Nach ihrem Namen gefragt, sagt Colm Ó Snodaigh: „Als wir anfingen, den Namen zu benutzen, hatte ,Kíla‘ für uns keine Bedeutung, aber in anderen Sprachen kann es vieles meinen, im Polnischen ,Syphilis‘, im Kroatischen ,Elephantitis der Hoden‘ oder im Japanischen ,Zwinkern‘. Im schottischen Gälisch ist es das Aussehen einer Frau, deren Schönheit nur ein Gedicht oder Lied beschreiben kann.“ So irisierend die möglichen Bedeutungen, so irisierend betört die Musik Kílas. 2011 hießen sie in Dublin den Dalai Lama willkommen, der anlässlich eines großen Forums dort zu universeller Verantwortungsbereitschaft aufrief.
Colm ist einer der drei Ó-Snodaigh-Brüder, die der Band ihr Profil verleihen. Ihr Vater ist ein bedeutender Dichter und Schriftsteller, der sich sein Leben lang dem Gälischen widmete und dieses Jahr achtzig wird. Eoin Dillon, von Anfang an dabei, spielt den Dudelsack wie Ian Anderson die Querflöte bei Jethro Tull. Viele der Melodien stammen von ihm, in die die Geigerin Dee Armstrong und der Flötist Colm die ihren einweben. Rónán Ó Snodaigh ist ganz Gesang, ganz Bodhrán. Wenn er die Rahmentrommel spielt, scheinen Fell und Knochen zu neuem Leben zu erwachen. Auch er ist seit der ersten Stunde dabei und schreibt die meisten der Texte. Jeder der Spieler und Sänger ist Multiinstrumentalist.
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