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Kurzrezensionen
ALPINIS
2019
(Zytglogge)


Alpinis verstehen sich als Volksmusiklabor der Hochschule Luzern. Unter der Leitung von Albin Brun hat das achtköpfige Ensemble sein zweites Album herausgebracht. Das Werk nimmt neben traditioneller Schweizer Musik unterschiedlichste Einflüsse auf. Die meisten Stücke sind Eigenkompositionen, die den hohen Stand der Ausbildung unterstreichen.
mst
ANIADA A NOAR
Summawind
(hoanzl)


In der Steiermark und in Wien ist das Trio, das mit Dialektgesang, Akkordeon, Geige und Flöten antritt, mit seiner beherzten Mischung aus Volksmusik und kritischen Texten seit Jahrzehnten eine große Nummer. Die Haare sind grauer und kürzer geworden, die Musik immer besser. Empfehlenswert.
jus

AR LONZ
Tarot
(Eigenverlag)


Weniger ist mehr – Gitarrist Rolf Lonz und Violinistin Angela Fischer aus Wiesbaden schaffen zu zweit eine ganz einzigartige akustische Instrumentalmusik. Mal sind die Stücke romantisch zum Träumen bis ins Jenseits, mal rockig und voller Dramatik für das Hier und Jetzt. Diese Kammermusik birgt viele Details und Stimmungen – jenseits aller Genres.
uh
ASP
Kosmonautilus
(Trisol)


Dies ist der vierte Teil des Erzählzyklus Fremder. Der ungeheuer produktive Mastermind Asp Sprenger schreibt und singt von U-Booten, falschen Leuchtfeuern, lebendig gewordenen Tattoos und untoten Meeresgöttern. Wie immer sind Booklet und Rockmusik ausgesprochen gediegen. Und ich liebe den Werbetexter: „Ein zukünftiger Evergreen jagt den nächsten!“.
pp

KAI BECKER
Stringosophy – The String Theory Part II
(Hey!blau Records)


Was für ein Opus! Der Wuppertaler Gitarrist Kai Becker hat ein Doppelalbum veröffentlicht mit 26 Eigenkompositionen für 6- und 12-saitige sowie klassische Gitarre. Entstanden sind atmosphärische Stimmungen, imaginäre Filmmusik und Stücke mit meditativem und spirituellem Charakter. Der ungeschminkte Klang der Aufnahme verleiht der Musik Authentizität.
uh
LAMIA BEDIOUI/SOLIS BARKI
Fin’amor
(Eigenverlag)


Remastert präsentieren jetzt die Tunesierin Bedioui und der Grieche Barki ihr Album von 2006. Mit Stimme und Percussion intonieren sie vor allem Volksmusik unterschiedlicher Provenienz. Das Spektrum reicht räumlich von Frankreich bis Palästina und zeitlich von Gregorianik bis Gegenwart.
ink

NADIA BIRKENSTOCK
Whispering Woods – Celtic Harp Solos
(Laika Records)


Die bekannte Harfenistin mit dem Faible fürs Keltische mit neuen, vorwiegend eigenen Stücken – diesmal auch ohne Gesang, was ein bisschen schade ist. Ideenreich komponierte Themen, perlende Harfenlinien mit Sinn für subtilen Groove. Die Aufnahme vermittelt Entspannung und die große Erfahrung der Künstlerin auf einem hohen Niveau. Genau das Richtige für Celtic-Harp-Fans!
js
JOE BONAMASSA
Live At The Sydney Opera House
(Mascot Records)


Bereits 2016 spielte Joe Bonamassa dieses Konzert, dem das hochgelobte Album Blues Of Desperation zugrunde lag. Auf den neun Titeln spielt und singt Bonamassa wie gewohnt virtuos und wird fantastisch begleitet – und polarisiert damit. Für die einen ist das viel zu glatt und „Mainstream“, für die anderen bleibt er der Superstar des Bluesrock.
ah

PAOLO BONFANTI & MARTINO COPPO
Pracina Stomp
(Felmay Records)


Zwei alte Kumpels ziehen sich in ein italienisches Bergdorf im Piemont zurück und spielen mit Band hauptsächlich eigene Stücke ein, Mandolinencrack Martino Coppo und Flatpickingvirtuose Paolo Bonfanti. Ihr Bluegrass folgt nicht reiner Lehre, was die Musik umso attraktiver leuchten lässt. Produziert hat Larry Campbell, also Obacht – Qualität!
vd
DARRIN BRADBURY
Talking Dogs & Atom Bombs
(Anti-Records)


Man ist gleich mittendrin in den Fünfzigern beim Album von Darrin Bradbury, nicht nur wegen des Titels, sondern auch mit seinem Sound. Country & Western in traditioneller Prägung, mit einer leicht gewitzten Haltung. Bradbury erzählt gerne ironisch, was sich auch in seiner Musik niederschlägt, doch beides geht ganz gut zusammen.
mf

THE SANDY BRECHIN TRIO
Polecats And Dead Cats
(Brechin All Records)


Der schottische Akkordeonspieler tat sich mit seinen schwedischen Freunden Jimmy Johansson (Fiddle) und Christopher Andersson Bang (Kontrabass) zusammen und produzierte eine ziemlich paritätische instrumentelle Mischung aus beiden Ländern. Gemeinsam ist den dreien ein ziemlich eigenwilliger Humor, der sogar das Beiheft zu einer Freude macht.
mk
BOBBO BYRNES
The Red Wheelbarrow
(Songs and Whispers)


The Red Wheelbarrow bietet energiegeladenen Folkrock. Nashville als Aufnahmeort dieses Albums ist vom Klang her kaum herauszuhören. Byrnes Songs laden zum Nachdenken ein und zum Feiern. Überraschend allerdings sein Cover des Roxy-Music-Songs „Virginia Plain“, auf dem sogar Phil Manzanera die Sologitarre spielt. Klappt wunderbar.
mf

CHICO TRUJILLO
Mambo Mundial
(flowfish records)


Wer noch nicht genug hat von der allerorten tönenden Cumbia, hat an diesem Geschenk zum zwanzigsten Geburtstag der Band aus Chile seine helle Freude. Der Mambo im Titel meint nicht den Stil, sondern wohl eher die auch so genannte fröhliche Sause. Die feiert man mit Gästen aller Couleur, vom Rap-Duo aus der Bronx, Rebel Diaz, bis zu Los Gaiteros de San Jacinto aus Kolumbien.
kw
LUKE COMBS
What You See Is What You Get
(Sony)


Das Debüt des Countrysuperstars hievte fünf Songs gleichzeitig in die Top 25, was zuletzt Johnny Cash 1959 gelang. Auch das neue Album startet Combs mit einem tanzflächentauglichen Kracher. Danach folgt eine genretypische Mischung aus Boots & Whiskey sowie Moon & Love inklusive ein bisschen Arbeiterklasse-Ethos/-Pathos.
mw

COPPELIUS
Kammerarchiv
(Foxy Records)


Es ist das sechste Album des Kammercore-Septetts aus Berlin. Zu hören ist eine bunte Mischung aus Steampunk, Theatermusik, Covers (u. a. Tom Waits, Iron Maiden, Motörhead), alten und neuen Eigenwerken – alles in einem kompakten, wuchtigen Sound, gespielt mit Klarinetten, Cello und Kontrabass. Man darf gespannt sein – für 2020 planen sie die Rockoper Krabat.
pp
BIANCA DE LEON
Dangerous Endeavor
(Lonesome Highway Music)


Produzent John Inmon (Jerry Jeff Walker) hat seinen ganzen Erfahrungsschatz für ein authentisches Tex-Mex-Country-Blues-Rock-Gebräu eingebracht. Nur beim Gesang geht es De Leon mit den Tönen oft arg durcheinander. Da hilft zur Not, selbst mitzusingen, was zum launigen Cover von Townes Van Zandts „White Freight Liner Blues“ durchaus Spaß machen kann.
mw

DIVERSE
Artist Collection No. 12 – Blues & Boogie
(Stormy Monday Records)


Parallel zur jährlich stattfindenden Blues & Boogie Night in der Scala in Ludwigsburg bringt das Label Stormy Monday Records eine CD mit den jeweils teilnehmenden Künstlern heraus. Diesmal zum zwölften und, wie angekündigt, letzten Mal in dieser Form, sind die neunzehn Stücke in ihrer Vielfalt eine Fundgrube von Ragtime über Blues & Boogie bis zum Rock ’n’ Roll.
ah
DIVERSE
Heimatlieder aus Deutschland, FUNKeln – The Best Originals And Remixes Of New German Folk
(Run United Music)


Integration in ihrer schönsten Form. Einige der achtzehn Stücke dieser phänomenalen CD sind im Original zu hören. Bei einem Großteil aber trifft traditionelle Musik aus den Heimatländern der Immigranten auf einheimische Remixer, die aus den Stücken faszinierende zeitgenössische Klangerlebnisse zaubern. Heimatlieder? New German Folk? – Ja, was denn sonst?
wb

AURÉLIE DORZÉE & TOM THEUNS ft. MICHEL MASSOT
Elixir
(Home Records)


Zwei Großmeister der belgischen Folkmusik haben sich zusammengetan, die Geigerin Aurélie Dorzée (Pantha Rei, Trio Trad, Aurelia) und der Gitarrist Tom Theuns (Ambrozijn). Sie werden unterstützt vom Posaunisten Michel Massot. Das Album ist ebenso ambitioniert wie verspielt. Musik zum Entdecken und Genießen.
cr
DREBE
Der Mond ist ausgefallen
(Backseat)


Nach ausgiebigem Touren in Clubs seiner Wahlstadt Hamburg und Umgebung fällt im zweiten Album nun der Mond aus. Vertraute Melancholie, untermalt u. a. durch Gitarre und Piano, die um die Entwicklung des von Liebeskummer und Weltschmerz gebeutelten Ichs kreist. Zur Rettung kommen der Männerbackgroundchor in „Alles gut“ und das humorige Bewusstsein „Ich bin ne Wurst“.
is

DUO TOPOLINO
Torta Mista
(Westpark Music)


Nina Leonard auf der Gypsygeige und Norbert Scholly an der Gitarre präsentieren einen Hochgenuss an Weltmusik. Das exzellente Spiel der studierten Musiker nimmt den Hörer mit auf eine Reise von Afrika über die Türkei und Südeuropa bis zum Balkan. Neben zwei virtuosen Eigenkompositionen gibt es zudem Interpretationen von Astor Piazzolla oder Dave Brubeck. Von diesem „gemischten Kuchen“ sollte man unbedingt kosten.
ep
ED DUPAS
The Lonesome Side Of Town
(Road Trip Records)


Ed Dupas hat ein Trennungsalbum eingespielt und beinahe ein Jahr gebraucht, um dieses fertigzustellen. So ranken sich viele seiner Songs um die vergangene Beziehung, das Rauf und Runter des Lebens und die Hoffnung auf einen neuen Anfang. Zwar verhalten in seiner Stimmung, klingt dieses Album doch sehr eingängig.
mf

WALTER GAVITT FERGUSON
King Of Calypso Limonese – The Legendary Tape Recordings Vol. 2
(Bongo Joe)


Der hochverehrte hundertjährige Sänger hat den Calypso in Costa Rica entscheidend geprägt. Als sein Dorf in den Siebzigern Strom bekam, kaufte er sich einen Kassettenrekorder, nahm Hunderte von Songs auf, verkaufte sie an Reisende, kopierte sie aber nie. In einer weltweiten Suche gelang es nun, viele der Kassetten zu finden und die Aufnahmen zu retten.
hjl
FLO
La Mentirosa
(Soundfly)


Wie beschreibt man eine CD in 350 Zeichen, die eine Sängerin mit dreißig Musikern aufgenommen hat? Zum Glück durfte die Neapolitanerin ihre poetischen, tieftraurigen und oft ironischen Lieder wortreicher zelebrieren. Manchmal begleitet von einer Gitarre, trotzt sie umgehend einem Instrumentensturm. Steuermann an den Reglern ist Daniele Sepe. Großartig!
mst

Florida Georgia line
The Acoustic Sessions
(BMLG Records)


Das äußerst erfolgreiche Countryduo hat seine siebzehn Songs mit Gästen (u. a. den Backstreet Boys) akustisch neu eingespielt. Akustisch ist daran nur der druckvolle Gesang, außer ein bisschen Rhythmusgitarre hört man kaum Instrumentales. Powercountry, der auch Stadionrock sein könnte. Ein äußerst massenkompatibles Konzept also.
hjl
SPIKE FLYNN
Just This Side Of Here
(Eigenverlag)


Mit seinem dritten Album legt der Mann aus Sydney ein stilles, melancholisches Werk vor, sparsam instrumentiert, aber geschmackvoll. Etwa wenn sich ein Flügelhorn zur ansonsten dominierenden akustischen Gitarre gesellt. Seine brüchige Stimme zeichnet atmosphärische Bilder von Landschaften und taucht bewegend tief in die Themen des Lebens ein.
vd

GAIZCA PROJECT
Gaizca Project
(Home Records)


2019 in Rudolstadt zu erleben, legen die acht Spanier dieser galicisch-baskisch-katalanischen Allianz nun ihr Debüt vor. Instrumental und sprachlich kommen alle drei traditionsreichen Regionen vor im wohlklingenden Konzept. Zum Teil bleiben die Stile und Traditionen vereinzelt oder wirken wie zusammengeklebt. Das passiert bei gut gemeinten Fusionen leider öfter.
kw
GIBRISH
Andrahandssånger
(Paraply Records)


Irgendwo zwischen Blues und Folkrock bewegt sich die schwedische Band und lässt sich doch nicht auf ein spezielles Genre festlegen. Das wollen sie ja auch gar nicht, und so gibt es hier sowohl Stücke mit Vibrafon und Ziehharmonika als auch Psychedelisches mit Synthesizerbegleitung. Über allem schwebt eine gewisse Melancholie im Gesang.
ah

GOLDSCHATZ
Salt Of The Sea
(Little Jig Records)


Das Folkpopduo aus der Schweiz ist ein typisches Beispiel für die zunehmend auftauchenden Folkpärchen, bei denen zwischen Folk, Pop, Blues oder Rock eine Trennung schwerfällt. Auch der Wechsel von akustischer und elektrischer Gitarre gehört dazu. Eingängig bis lyrisch.
hjl
GRENDEL’S SŸSTER
Myrtle Wreath/Myrtenkranz
(EP; Eigenverlag)


Sieben Lieder liegen jeweils in einer deutschen und einer englischen Version vor, darunter Deutschfolkstücke wie „Wildvögelein“ oder „Graf und Nonne“, die sehr aggressiv gestaltet sind. Es ist eine bunte Mischung aus spielerischer Leichtigkeit, eigenwilligen Songzutaten, expressivem Gesang, Folk und Epic Metal. Dazu ein interessant gestaltetes, aber irgendwie nicht passendes Artwork mit einem Historiengemälde.
pp

FRANZISKA GÜNTHER
Besser wenn der Kopf nicht hängt
(recordJet)


Die brillante Gitarristin veröffentlicht auf ihrem neuen Album deutsche Songs in bester Liedermacherinnentradition. Daran muss man sich gewöhnen, denn zu dem Hochtempogitarrenspiel erwartet der Hörer vielleicht englische Folksongs, auf keinen Fall jedoch die humorvollen, bissigen Texte der Künstlerin. Damit setzt sich Franziska Günther deutlich von ihrem Umfeld ab und wird unverwechselbar.
ce
HEITER BIS FOLKIG
Der Tod war schon wieder da
(Pretty Noise Records)


Das Debütalbum Der Tod war da von 2009 wurde nach zehn Jahren neu aufgenommen und erweitert – in neuer Besetzung und anderen Arrangements. Im Crowdfunding-Verfahren finanziert, entstand ein Album mit traditionellem akustischem Deutschfolk sowie Mittelaltermusik. Zu hören sind viele Standards, die von der Band aus Hessen und Franken abwechslungsreich, aber manchmal etwas brav arrangiert sind.
pp

HELLRAISERS ’N BEERDRINKERS
Pub Crawl
(Eigenverlag)


„Gaudi-Folk“ ist die passende Bezeichnung, die die fünf Schwäbisch-Haller ihrer Musik geben, englisch- und deutschsprachige Lieder rund ums Saufen, Feiern und Faulenzen, erinnernd an die Pogues, die Pulveraffen oder die Streuner, mit jeder Menge Punk, Reggae, Ska und auch etwas Metal dabei. Wer mitsingen will, findet die Texte im ansprechenden Beiheft.
mas
HOLLOW COVES
Moments
(Nettwerk)


Die Mumford-Nachfolger nehmen kein Ende, dieses Mal also die Hollow Coves. Gefälliger Folkpop, präsentiert von einer sympathisch auftretenden Band aus Brisbane. Da ist nichts Schlechtes dran, das Debütalbum der Australier ist aus einem Guss. Jeder Song ist hitparadentauglicher als Songs der Konkurrenten, hinterlässt aber das Gefühl, alles schon oft gehört zu haben.
ce

SIMON JOYNER
Pocket Moon
(BB*Island)


Leonard Cohen ist tot, es lebe Simon Joyner, könnte man sagen. Joyner erinnert mit seinem sonoren Gesang wirklich an den frühen Leonard Cohen. Mit leiser Gitarre und leicht gebrochener Stimme trägt er seine Balladen voller surrealer Formulierungen vor, die an den richtigen Stellen mit ein paar Tupfern Cello oder Klavier versetzt werden.
hjl
JÖRG KAMMERSCHMITT
1000 Crossroads
(Eigenverlag)


Der Sänger und Gitarrist hat das Talent, englischsprachige Songs zu schreiben, die im Ohr bleiben. In seiner Musik kreuzen sich die Energie des Rocks mit packenden Soli auf der E-Gitarre, bluesgetränkte Songs und der sanfte Klang von Liedern mit akustischer Gitarre. Dieses Debütalbum ist ein Fall für die Wiederholungstaste des CD-Spielers.
uh

RANZEL X KENDRICK
Texas Cactus
(Eigenverlag)


Finales Album seiner Texas Trilogy. Weitgehend superrelaxter Front-Porch-Country-Folk, Gitarre, Mundharmonika, Percussion. Liebevolles Cover von Van Morrisons „Crazy“. Mit viel Freiraum für Freunde. Rebecca White singt „Get Together“ von den Youngbloods, Will Kendrick Sneckner gibt den Kunstpfeifer auf einem Instrumental.
mw
KING CALAWAY
Rivers
(Stoney Creek Records)


Was wegen der Besetzung mit geschniegelten Burschen in Jeans aus den USA, Gibraltar und Schottland als internationaler Country vermarket wird, entpuppt sich als seichter Mainstreampop. Schlichte Songs mit plumpem Boyband-Chorgesang, ungefähr so authentisch wie die nächsten drei Tenöre oder ein Rat Pack Musical.
mw

ALBRECHT KOCH & DAS GRAND HOTEL ORCHESTER
Unsinkbar
(recordJet)


Im Rentenalter, nach vielfältiger künstlerischer Betätigung, hat Albrecht Koch aus Köln ein limitiertes, sehr ansprechend und aufwendig produziertes Solodebütalbum produziert. Kluge Alltagstexte mit Hintersinn, lakonisch mit ruhiger, sonorer Stimme vorgetragen, ist dieses wunderbare musikalische Hörbuch-Chansonalbum ein Genuss für Ohren, Augen und Verstand.
rk
Koschitzki Pereira
Brazilian Blues
(GLM Music)


Das Duo Stefan Koschitzki (Blasinstrumente) und Fabiano Pereira (Gitarre, Gesang, Percussion) versucht mit zwei Begleitmusikern das Kunststück zu meistern, Bossa Nova, Smooth Jazz und Pop in einen einheitlichen Sound mit diesen Facetten zu präsentieren. Allerdings überzeugen nur die brasilianisch verwurzelten Stücke, der Rest wirkt zu clean.
hjl

KREIZ BREIZH AKADEMI
Hed #7
(coop breizh)


Die Kreiz Breizh Akademi ist ein Kurs für bretonische Musiker, bei dem sie lernen, mit alten modalen bretonischen Tonleitern zu arbeiten. Nach zwei Jahren wird jeweils eine CD aufgenommen, nun die siebte. Es geht hier nicht um die Restauration alter Spielweisen, sondern um neue, oft ziemlich komplexe Kompositionen. Die achtzehn Musiker bilden eine Folk-Big-Band mit gewisser Wucht.
cr
DARIA KULESH
Earthly Delights
(Eigenverlag)


Drittes Album der in England lebenden russischen Singer/Songwriterin mit der ausdrucksstarken, fast schon opernhaften Stimme. Oft bezieht Kulesh ihre Inspiration aus russischen Märchen und Traditionen, oder sie feiert grandiose Verlierer in „Shame Or Glory“. Expressives Coverdesign und ebensolche Musik mit Freunden wie Phil Beer, Jonny Dyer oder Vicki Swan.
mk

KYN
Earendel
(Blackdown Music)


Das italienisch-deutsch-schweizerische Gemeinschaftsprojekt spielt Pagan Folk. Man mixt keltische und nordeuropäische Musik mit mediterranen Klängen. Wer Helmut Gotschys Schwaben-Krimi Tod im Drachenzuber gelesen hat, kennt zumindest zwei der Protagonisten, die dominante tolle Sängerin Ida Elena DeRazza und den „Barden“ Albert Dannenmann (Ex-Blackmore’s Night, Ex-Geyers).
pp
MICHAEL LANE
Traveling Son
(Greywood)


Die Zeit der großen Folkpopliedermacher wie Gerry Rafferty oder Dan Fogelberg scheint vorbei, doch dank Musikern wie Michael Lane bleibt etwas Hoffnung. Auf Traveling Son verbindet der Selfmademusiker das alte Songwriterhandwerk geschickt mit den neuen Kompositionstechniken der aktuellen Folkpophits und spricht mit dem Album mehrere Generationen an.
ce

LANKUM
The Livelong Day
(Rough Trade)


Mit einem großen Instrumentarium von Fiddle und Konzertina bis zu Harmonium, Hammondorgel und Mellotron weist das Quartett aus Dublin einen Weg in abgefahrene Düsternis und Schwere. Psychedelische Soundcollagen und vielseitige Gesänge interpretieren anderweitig als Pubsongs bekannte Werke. Strange, intensiv, kraftvoll, kein Fun Folk, für den ganz langen Atem!
js
SHAWN LEE
Rides Again
(Legere Recordings)


Soulful sind die Songs von Shawn Lee, der schon eine Menge Alben veröffentlicht und an vielen Filmsoundtracks mitgewirkt hat. Viel Sand und Sonne schimmern auf Rides Again durch. Lee ist ein überaus professioneller Songschreiber und dabei noch ein interessanter Sänger. Es gelingt ihm sogar, mit „Sugaree“ einen Song von Jerry Garcia wie ein Stück Soul klingen zu lassen.
mf

LILA LINDWURM
Wild im Wald – Still am See
(Eigenverlag)


Wie bringt man den süßen kleinen Gören, die sich heute eher mit Tablets als der Natur auskennen, den Wald näher? Indem man hineingeht und ihnen vorher Appetit darauf mit dieser Doppelalbum macht. Lieder über Wald und Tiere, zum Mitsingen und Mitspielen, erklärend und informativ, fröhlich und vielseitig. Für ganz ambitionierte Eltern gibt es auch Akkorde im Textheft.
rk
LITTLE HOURS
Now The Lights Have Changed
(Rubyworks)


Pop in Reinkultur beschert uns das Debütalbum von Little Hours. Wer den Grand-Prix-Siegertitel 2019 mochte oder Michael Schulte etwas abgewinnen kann, wird mit dem Album des Iren sehr glücklich. Folkanteile sind nur mit viel gutem Willen zu finden. Die ausdrucksstarke Stimme von Little Hours lohnt aber ein Probehören für alle Menschen, die gute Songs mögen.
ce

PEGGY LUCK
Mondhell
(Ponyphone Records)


Die junge Wahlleipzigerin, in der dortigen Lied- und Folkszene auch als Organisatorin bekannt, überzeugt auf ihrem Album mit eigenen bildhaft-poetischen Liedern, gesungen etwa zur Hälfte auf Deutsch und Englisch. Glasklare, starke Stimme, gepaart mit zahlreichen Instrumenten vom Piano bis hin zur Thüringer Waldzither und Großmutters Löffel, begleitet von Gastmusikern.
rps
MORAN MAGAL
Under Your Bed
(SAOL)


Die in Berlin lebende Singer/Songwriterin und Indiepianistin Magal, die eigentlich aus Israel stammt, erweitert ihren musikalischen Fokus hin zu Dark Metal, Gothic und Doom Metal. Alle Songs, Arrangements und Kompositionen stammen von ihr – abwechslungsreiche Musik mit Farbtupfern von Violine, Harfe und Viola, die immer mal wieder rockig ausufern.
pp

RONJA MALTZAHN
Beautiful Mess
(Timezone)


Internationaler geht es wohl kaum. Auf ihrem Debüt präsentiert die Singer/Songwriterin aus Münster zwölf Eigenkompositionen in fünf Sprachen. Verarbeitet hat die Musikstudentin ihre Reisen durch die Welt, das Ergebnis ist ein swingendes Indiefolkalbum mit poppigen Einflüssen, eingespielt von sechzehn Musikern um Maltzahns rauchige Stimme.
ep
BRENT MARX
You’re The Light
(Eigenverlag)


Brent Marx ist der Mann, um einfache Klassiker wieder in Erinnerung zu rufen, Songs wie „King Of The Road“ oder „500 Miles“ und Sänger wie Merle Travis oder Elvis. Die Lieder der Fünfziger/Sechziger scheinen überhaupt wieder etwas im Trend zu liegen. Die eigenen Stücke des Sängers mit der warmen, tiefen Stimme passen gut dazwischen. Urtümliche Americana Music.
hjl

DUNCAN McCRONE
Land Of Gold
(Greentrax Recordings)


Der Mann weiß, was er tut, schließlich ist der Schotte seit Jahrzehnten aktiv. Und ist geehrt, endlich für das schottische Label aufnehmen zu dürfen. Großes Staraufgebot, Coversongs und Eigenwerke halten sich die Waage, wobei Letztere etwas überzeugender wirken. Ein richtig schönes Album mit eingängigen Liedern und guten Texten. Höhepunkt? Der Titelsong.
mk
BIG DAVE McLEAN
Pocket Full Of Nothin’
(Black Hen Music)


Seit über fünfzig Jahren im Geschäft, präsentiert der Bluesrecke aus dem kanadischen Winnipeg auf seinem siebten Album erstmals vor allem eigene Songs. Dabei reicht die Bandbreite vom Shuffle bis zum Slow Blues. Er bleibt gut Freund mit Mundharmonika und National Steel, geizt dazu nicht mit Arrangements – samt kompletter Bläsersektion. Üppig.
vd

TONY McLOUGHLIN
True Native
(Fuego)


Siebtes Album des bluesigen Iren. Ein gut abgehangener Schunkler im Stil von John Prine, ein bisschen Springsteen, ein Butch-Hancock-Cover. Closer „Mercury“ ist eine wunderbare akustische Nummer, die Qualitätsproduzent Philip Donnelly mal auf ein persönliches Best-of brennen kann, in dem McLoughlin dann zurecht neben Donovan und Lee Clayton steht.
mw
MARIA MENDES
Close To Me
(Justin Time)


Hier singt die portugiesische Jazzsängerin keine amerikanischen Jazzstandards. Vielmehr widmet sie sich dem Fado ihrer Heimat, der ihr immer noch nahesteht. Entstanden sind elf Stücke mit starkem Jazzflair zwischen Lissabon und Brasilien. Bei vier von elf Titeln wird Maria Mendes zusätzlich von einem Sinfonieorchester begleitet.
mst

JUANA MOLINA
Forfun
(EP; Crammed Discs)


Bei EPs, also Torso-LPs, denkt man, der Musiker sei zu faul oder uninspiriert für mehr. In dem Falle hören wir das gut zwölfminütige Abfallprodukt, das dem Versagen einer Fluggesellschaft entsprang. In Roskilde musste die Avantgarde-Argentinierin ohne Backline spielen. Eher punkrockig als elektronisch muss das geklungen haben, wie die vier Tracks spiegeln.
kw
JEREMY NAIL
Ghost Of Love
(Continental Song City)


Der Texaner macht urbanen Folk, wie er in Frühstückscafés läuft. Lokale Größen wie Bukka Allen und BettySoo schichten Akkordeon und Mandoline, Cello und Hammond B3 zu einem verträumten Sound. Wäre noch besser, wenn Nail auch die Texte einer Klischeeprüfung unterzogen und ein paar „deep blue seas“ und „grey skies“ gestrichen hätte.
mw

NOVAR
Starling
(Trad Records)


Mitreißend schöne instrumentale, elektrifizierte Musique Trad aus eigener Komposition, von einigen der angesehensten belgischen und französischen Musiker, darunter der exzellente Thierry Nouat an der Drehleier und der nicht weniger brillante Dudelsackspieler Toon van Mierlo. Dazu Mandola, Keyboards und diatonisches Akkordeon. Aufregend, modern und in die Beine gehend.
uj
OAK HILL ROAD
The Heart Of Fall
(Eigenverlag)


Mit einer Mischung aus Old-Time, Folk und Bluegrass bestreitet das Duo aus Augsburg sein zweites Album. Es geht um die Aufs und Abs des Lebens zwischen Gelassenheit und Unruhe. Die Melodien sind gefällig, und manchmal liefern Andeutungen von Countryswing etwas Würze. Ecken und Kanten sind aber nicht die Sache von Florian Hirle und Helmuth Baumann.
vd

DER ODENWÄLDER SHANTY CHOR
30 Jahre Land in Sicht – Lieder aus der Zeit
(WOLKENstein)


Zwei randvolle CDs mit den (teils neu aufgenommenen) schönsten Liedern des besten Shantychors aus dem Odenwald bieten einen guten Überblick über drei Jahrzehnte höheren musikalischen Blödsinns aus Fränkisch Cumbach, vom „Very, Very Drunken Sailor“ (als Reggae!) bis zu hawaiianischem Gesang in Odenwälder Mundart. Genialisch gut wie immer und zum Wiehern komisch.
uj
PASEO
Azur
(Radau Records)


Paseo, das sind die Bayern Jan Eschke am Klavier und Rainer Gruber am Akkordeon. Paseo bedeutet übersetzt „Spaziergang“. Dieser führt auf Azur von Buenos Aires nach Nordeuropa. Eigentlich ist es nur ein paso, ein Schritt, vom Tango zur Polka oder einem Walzer. Musik ist die globale Verständigungssprache, und auf Azur geschieht das auf einfühlsame Weise.
mst

MATT PATERSHUK
If Wishes Were Horses
(Black Hen Music)


Patershuk hat was von Tom Waits in den Achtzigern. Zwar ist seine Stimme nicht ganz so eindringlich, aber in seinen Songs sucht er einen ähnlichen Stilmix aus Rhythm and Blues und Jazz herzustellen, der Waits vor dreißig Jahren so einzigartig erscheinen ließ. Doch Blues und Countryelemente gewinnen bei Patershuk schließlich die Oberhand.
mf
HARALD PETERSTORFER
Secret Garden
(Eigenverlag)


In schöner Regelmäßigkeit veröffentlicht der österreichische Gitarrist seine Alben, die musikalisch immer eher jenseitig verortet sind. Welten, die von Elfen, Feen und Zwergen bevölkert scheinen. Folkige, sehr melodiöse Meditationen in fantasievoller, farbiger Besetzung: (Harfen-)Gitarren, keltische Flöten, Percussion und dezente Sounds.
rb

BETSY PHILLIPS
Like We’re Talking
(EP; Eigenverlag)


Atmosphärischer Folk à la Beth Orton. Die junge Singer/Songwriterin aus Omaha, Nebraska, beweist in ihrer fünf Lieder umfassenden EP, dass sie hohen Ansprüchen gerecht werden will und kann. Selbstbewusst und melancholisch, und das beschwinge „Someone Like You“ macht sogar Lust auf die Repeattaste.
mw
Hannah Rose Platt
Letters Under Floorboards
(Continental Song City)


Manche halten die englische Americanasängerin für eine Nachfolgerin von Emmylou Harris, dafür hört man aber zu viel E-Gitarre und Schlagzeug. Je leiser und balladesker sie allerdings wird, desto überzeugender klingt sie. Das Cover sagt viel über die Musik aus: Blonder Modeltyp steht vor Werkstattfenster – romantisch bis zupackend.
hjl

GUILLERMO PORTABALES
El Carretero
(Vinyl; World Circuit)


Eine weitere der insgesamt vier Remaster-Vinyl-Premieren des Weltmusiklabels ist diese ursprünglich 1996 erschienene Kompilation von emblematischen Songs diverser Alben dieses weit über Kuba hinaus populären, 1970 verstorbenen Trovadors. Er nahm sich diverser Liedgenres, zum Beispiel Bolero und Tango, an und machte sich unter anderem als Interpret von Guajiras einen Namen.
kw
THE REEL CHICKS & FAMILY
Into The Tune
(Prosodia)


Anders als man es vermuten würde, stehen Reels nicht im Zentrum der Musik der Schwestern Mary, Katie und Fanny O’Reel, sondern der Bandname verdankt sich dem Familiennamen. Die irisch-deutsche Band aus Dresden, Halle und Berlin kombiniert auf sehr interessante Weise Irish Folk mit bekannten Popsongs. Texte im Booklet.
mas

REVEREND FREAKCHILD
Road Dog Dharma
(Floating Records)


In den USA genossen die lokalen Radio-DJs zum Teil Kultstatus. Dies ruft Reverend Freakchild hier noch einmal in Erinnerung, und so sind die Stücke der CD immer wieder durch kurze Einspieler von Originalansagen oder Interviewausschnitten unterbrochen. Die Musik dazu ist bodenständiger Blues, teils akustisch, teils elektrisch bis heftig verzerrt.
ah
MATTHEW ROBB
Dead Men Have No Dreams
(Eigenverlag)


Auch auf seinem zweiten Album besticht der in Köln lebende Brite mit feinen Roots- und Bluesmelodien über die Tiefen des Lebens. Diesmal klingen die Bandarrangements in traditioneller Besetzung, also Akustik- sowie E-Gitarre, Bass und Schlagzeug voller und treibender als beim Debüt. Allerdings verlieren die Songs durch die oft überfrachteten Texte an Leichtigkeit.
ep

ALASDAIR ROBERTS
The Fiery Margin
(Drag City)


Siebtes Soloalbum auf diesem Label für den in Deutschland geborenen Schotten. Traditionelle Themen und Melodien sind erneut der Ausgangspunkt für seine immer etwas esoterisch klingenden Songs. Diverse Kollegen reichern die Musik an (Viola, Saxofon, Akkordeon, Pedal Steel), und seine Stimme windet sich entlang der Melodielinie. Absolut eigenständig.
mk
CHARLES RUMBACK & RYLEY WALKER
Little Common Twist
(Thrill Jockey Records)


Eine schöne Überraschung hält dieses Schlagzeug-Gitarren-Album für den Freund der musikalischen Randgebiete bereit. Ein gänzlich freier Geist schwebt über diesen Aufnahmen, die in keiner Schublade gut aufgehoben wären. Feines akustisches/elektrisches Gitarrenspiel, dazu ein sensibel gespieltes Drumset. Sehr atmosphärisch, Raum und Zeit in Hülle und Fülle.
rb

SIMON SCARDANELLI
The Rock, The Sea, The Rising Tide
(Resonator Records)


Der Engländer residiert nun, mit Umweg über die USA, in der Bretagne und ist ein veritables Kreativkraftwerk – Singer/Songwriter, Schauspieler, Regisseur oder Musicalkomponist. Das aktuelle Album (in einer langen und abwechslungsreichen Reihe) ist durchgehend akustisch und sparsam arrangiert, der Gesang jedoch ausdrucksstark, und die Texte gehen tief.
mk
SKÁLD
Vikings Chant
(Airforce 1 Records)


Die Musik der Skalden – Geschichtenerzähler und Musiker aus dem frühzeitlichen Skandinavien – wird von einer französischen Band zelebriert. Das Quintett mit einem ausgezeichnet harmonierenden Gesangstrio wurde in Frankreich schlagartig bekannt. Bemerkenswert sind aber auch die fünf Bonustracks von The White Stripes, The Doors und Pink Floyd.
pp

KELLY STEWARD
Tales And Tributes Of The Deserving And Not So
(Glass Wing Records)


„I was born in the wrong generation“, bringt Kelly Steward es auf ihrem Debütalbum auf den Punkt. Denn vom Cover bis zur Bonnie-Raitt-Stimme ist das klassischer Countryrock mit Seventies-Anleihen. „Outlaw“ heißt denn auch programmatisch ein weiterer Song. Passt in jeden Honky Tonk, dazu geschmackvoll produziert.
mw
STOUT
Undaunted
(Eigenverlag)


Das westfälische Duo aus Simon Scherer und Mario Kuzyna spielt und singt zusammen mit 23 Gastmusikern und -musikerinnen altbekannte irische Songs auf teils traditionelle, teils neue Weise. Drei Chöre und im Irish Folk ungewohnte Instrumente wie Flügelhorn und Posaune lassen neben neuen Melodiebögen trotzdem jedes Lied wiedererkennen und neu genießen. Alle Texte mitlesbar.
mas

JAN SYDOW
Debut
(QuiXote Music)


Seit über zwanzig Jahren begleitet der Wiesbadener Liedermacher bekannte düster-psychedelische Rockbands. Auf seinem Solodebüt zeigt er sein Können auf der akustischen Gitarre, überrascht mit Verspieltheit und gewollter Dissonanz durch eine Instrumentierung aus Spielzeugorgel, Glockenspiel und verstimmtem Banjo. Dazu trägt er sanft traumartige Texte vor.
is
SOFIA TALVIK
Paws Of A Bear
(Makaki Music)


Farbenfroh sieht der Bär aus, den das Cover von Sofia Talviks Debütalbum ziert. Das Cover wirkt dadurch wie die thematische Klammer, haben doch Talviks Songs etwas durchaus Düsteres, das sie hinter lieblichen Arrangements verbirgt. Gelegentlich wirkt das Album recht poppig, doch dann taucht eine Pedal-Steel-Gitarre auf, und schon steht wieder das reine Folkgefühl im Raum.
mf

TAMING THE SHREW
Cure
(My Redemption Records)


Benannt nach der Komödie William Shakespeares, geben sich die fünf Musiker der Band aus Regensburg nun so gar nicht gezähmt, sondern trotzen eher widerspenstig dem Zeitgeist. Heraus kommt sehr gut gemachte Musik, die im Rock der 1960er-/1970er-Jahre gründet. Und das bedeutet tolles Zusammenspiel von Gitarre und Orgel, kräftiger Rockgesang mit klugen Texten.
ah
THE 10STRING ORCHESTRA
Clouds
(Acoustic Music Records)


Zehn Saiten verteilt auf zwei Instrumente, Gitarre und Kontrabass. Die beiden Hochschulprofessoren aus Dresden verstehen es eindrucksvoll, Musik aller Couleur für ihre kleine Besetzung zu orchestrieren. Und das klingt groß! Spanisch-arabische Farben im Opener, jazzige Impros, klassische Themen (Bach), und auch Phil Collins klingt nicht nach Irrläufer.
rb

TÍR SAOR
Fáire
(Prosodia)


In den Nordeifeler Highlands gibt es nicht nur Wibbelstetz, sondern auch Tír Saor, zwei Kiltträger, die auf diesem Album deftige Arbeits- und Seemannslieder von den britisch-keltischen Inseln zum Besten geben. Allen Texten ihrer bodenständigen traditionellen, aber auch mal neu bearbeiteten Balladen und Shantys kann man im dicken Booklet folgen.
mas
TITO AND TARANTULA
8 Arms To Hold You
(It Sounds)


Die Art durchgängig gutes Album, das man als DJ in der Rockdisco sorglos durchlaufen lassen kann, wenn man noch das Vinyl ordnet und sich erst mal mit den Barleuten hinter der Theke in Stimmung bringt. Altmodischer Gitarrenrock im besten Sinn, dunkel, stilvoll, vielfältig, persönlich, wie man es von der Titty-Twister-Bar-Band kennt.
mw

TOMMY TORNADO & THE CLERKS
Back On Track
(Eigenverlag)


Ein reines Reggae-Instrumentalalbum? Ja braucht’s denn da keine Botschaft via Text? Die Antwort lautet: „Nö!“ Saxofonist Thomas Streutgers (aka Tommy Tornado) hat mit der siebenköpfigen Skaband The Clerks ein wundervoll entspanntes Album eingespielt. Sanft swingend, hochmusikalisch, und zum Schluss noch mit drei Dubs als Zugabe. Was will man mehr?
wb
TOPETTE!!
Rhododendron
(Eigenverlag)


Kann Instrumentalmusik politisch sein? Freilich, wenn zum Beispiel das Blowzabella-Powerduo Cutting/Stradling auf drei Franzosen trifft unter der Überschrift „Made in Bristol, UK in a spirit of european friendship and co-operation“. Ausgesprochen knackige, live im Studio eingespielte Tanzmusik. Die zwei Ausrufezeichen sind verdient. Take that, you Brexiteers!
mk

ALI FARKA TOURE
Savane
(Vinyl; World Circuit)


Er wäre dieses Jahr achtzig Jahre alt geworden, der legendäre malische Gitarrist und Protagonist des sogenannten „Desert Blues“. Kurz nach seinem Tod im März 2006 erschien dieses grandiose Album, das Luigi Lauer für den Folker (5/2006) rezensierte und zu Recht attestierte, „... dass (es) in die Weltkulturerbe-Liste der UNESCO gehört“. Jetzt liegt es remastert als Doppel-LP vor.
rs
TRAGEDY ANN
Matches
(Eigenverlag)


Ein kanadisches Duo, das seine Songs mit zahlreichen Gastmusikern eingespielt hat. Mal sehr energiegeladen, dann aber auch wieder sehr nachdenklich. Die halbakustische Gitarre prägt den Klang dieses Albums, aber auch Akkordeon, Percussioninstrumente und ausufernde Chorgesänge sind auf Matches zu hören, das jung und frisch klingt.
mf

JUSTINE VANDERGRIFT
Stay
(Eigenverlag)


Folkpop dominiert auf diesem Album der Kanadierin Justine Vandergrift, die mit leicht kehliger Stimme von privaten Liebesdingen singt. Die Balladen geraten zu echten Höhepunkten, da gewinnen ihre Songs an Eindringlichkeit, wo ansonsten die Produktion Eigensinn und Charakter ihrer Musik eher neutralisiert. Doch das kann den Charakter ihres Gesangs nicht zerstören.
mf
VEEBLEFETZER
More
(Goodfellas)


Vier Römer und ein paar Freunde spielen auf zur Party ˗ mit einem riesigen Sousafon, Trompete, Saxofon, Bass, Drums und Gitarren. Mit Ska, Reggae, Rumba und punkiger Attitüde geht die Post voll ab. Sympathisch, anarchisch und eingängig. Sicher auch eine tolle Liveband.
mst

VIECH
Niemand wird sich erinnern, dass wir hier waren
(Abgesang)


Ach, wie schön, unprätentiöse, einmal nicht schleimige Liebeslieder aus Österreich, ohne Dialekt, dafür in alltagstauglicher deutscher Sprache, eher im Popbereich zu Hause, Richtung Portishead und R.E.M., mit E-Gitarre und ganz ohne Verklärung von Lederhosen und Alpengemütlichkeit.
jus
VIVID CURLS
… nicht müde werden!
(KiKo Audio)


Die beiden Liedermacherinnen aus dem Allgäu, Inka Küchler und Irene Schindele, legen zehn neue eindringliche Songs vor, mal melancholisch, mal aufmunternd, nah am Puls der Zeit, musikalisch zwischen Folkrock und Pop, exzellent produziert und mit einer gut aufgelegten Band eingespielt. Zwei wunderbare, schmeichelnde Stimme, Mezzosopran und Rockröhre, die sich gegenseitig traumhaft ergänzen. Gelungen!
uj

WEIHERER
Im Prinzip aus Protest
(Donnerwetter Musik)


„Der Weiherer spuit – des muss doch longa!“, sagt er, der keine journalistische Schubladen mag. Langt. Weiherer, akustische Nylonsaitengitarre, Mundharmonika und ein loses Mundartmundwerk, mehr braucht es nicht, um 75 Minuten lang das Publikum mit seinen urkomischen, sarkastischen Kommentaren und Liedern zu den Themen der Zeit zum Wiehern zu bringen. Hellsichtig, hinterfotzig, mit einem Wort: brillant! (Ups! Schublade …)
uj
WEST MY FRIEND
In Constellation
(Grammar Fight Records)


Dass Folk mit Orchester und Chor untermalt wird, ist nicht neu. Dieses Trio aus dem kanadischen Victoria macht daraus aber sinfonischen Folk mit komplexen Kompositionen und wechselnden Stimmungen. Der Songcharakter tritt dabei eher zurück, Mandoline oder Akkordeon verweben sich mit dem Ganzen. Sängerin Eden Olivers starke Stimme trägt die Musik.
hjl

WPE
Tambo
(Muc Records)


Im WPE (World Percussion Ensemble) sind drei Percussionisten aus verschiedenen Erdteilen mit einem Bassisten und einem Pianisten aus Europa vereint und alle auch als Komponisten aktiv. Meisterlich gelingt es ihnen, die afrikanische Trommelsprache mit lateinamerikanischen Rhythmen, asiatischer Taiko-Kunst, eingängigen Melodien sowie einem groovenden Bassfundament zu verschmelzen.
cs
ZAP MAMA
Adventures in Afropea
(Vinyl; Crammed Discs)


Die Schallplatte der Brüsseler Frauen-a-cappella-Gruppe mit afrikanischem Hintergrund vereint alle fünfzehn Titel des Debütalbums aus dem Jahr 1991 sowie einen weiteren des gleichnamigen Reissues aus dem Jahr 1993. Warum der Verlag Crammed Discs dieses Album, mit nahezu übereinstimmendem Cover und Inhalt, jetzt erst auf Vinyl veröffentlicht, bleibt unklar.
cs

ZERVAS PEPPER
Endless Road Restless Nomad
(India Media)


Musikalisch bevorzugt das Ehepaar Paul Zervas und Kathryn Pepper immer noch die amerikanischen Folkrockklänge und -harmonien der Westküste à la CSNY, allerdings ohne US-Akzent und Klonattitüde. Die Aufnahmen fanden diesmal im heimischen Wales statt, und so kommen die ausnahmslos eigenen und selbst produzierten Songs einfach gut und locker rüber.
mk
Walter Bast (wb), Rolf Beydemüller (rb), Volker Dick (vd), Chris Elstrodt (ce), Michael Freerix (mf), Achim Hennes (ah), Udo Hinz (uh), Ulrich Joosten (uj), Harald Justin (jus), Mike Kamp (mk), Rainer Katlewski (rk), Ines Körver (ink), Hans-Jürgen Lenhart (hjl), Piet Pollack (pp), Erik Prochnow (ep), Christian Rath (cr), Johannes Schiefner (js), Michael A. Schmiedel (mas), Roland Schmitt (rs), Christoph Schumacher (cs), Imke Staats (is), Reinhard „Pfeffi“ Ständer (rps), Martin Steiner (mst), Katrin Wilke (kw), Martin Wimmer (mw)