Rezensionen der Ausgabe 5/2019
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Cinesounds
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HANDS ON STRINGS Free Ride (Doctor Heart Music)
Das hat eine Leichtigkeit und einen Schwung, die einen gleich beim ersten Hören umhauen. Und virtuos ist’s da, wo es musikalisch so sein soll, und nicht, weil man zeigen möchte, dass man’s kann. Farbenprächtiger hat schon lange keiner mehr den Gitarrenpinsel geschwungen. Wunderbar eingängige Kompositionen, wohlgemerkt nicht banal, aber dem Herzen unmittelbar zugängig. Das ist großes Kino für alle Freunde akustischer Gitarrenmusik, auch wenn’s mal e-gitarristische Einschübe gibt. Als Hands On Strings sind Thomas Fellow (sehr erfolgreich im Duo mit Constanze Friend als Friend ’n Fellow) und Stephan Bormann bereits seit Anfang des Jahrtausends unterwegs. Die Aufnahmen dieses mittlerweile fünften Albums befriedigen den Klangfetischisten (fantastische Studioarbeit!) wie den Connaisseur exquisiter Gitarrenmusik. Schlagwerk benötigen die beiden nicht, der Korpus der Instrumente wird gerne auch perkussiv traktiert. Ach ja, und wenn es denn sein muss: die leidigen Genre-Einordnungen. Die Herren können rockig, jazzig, folkig, grooven tut es eigentlich immer, auch in den Balladen. Gecovert wird nicht, dazu sind die eigenen Kompositionen viel zu schön. Und was wissen wir jetzt? Nichts! Liebe Leute, unbedingt anhören! Rolf Beydemüller
| JETZT! Wie es war (Tapete Records)
Mitte der Achtziger, die Neue Deutsche Welle ebbte gerade ab, gründeten ein paar junge Leute im ostwestfälischen Bad Salzuflen das Independent-Label Fast Weltweit, um neue Deutsch singende Bands zu veröffentlichen, die eine eigene, zeitgemäße Sprache finden wollten und woanders kein Unterkommen hatten. Es wurde kein großes Unternehmen, aber eine Legende. Einige Veröffentlichungen, Kassettensampler, Bands aus dem lokalen Umfeld – heute ist nur noch wenig davon erhalten. Zur Legende wurde das Projekt deshalb, weil es, aus der Provinz kommend, später in das mündete, was man Hamburger Schule nannte. Michael Girke war einer der Gründer des Labels und mit seiner Band Jetzt! Teil dieser Szene. Eine Platte veröffentlichten sie nie, erst 2017 erschien eine Auswahl der alten Songs. Michael Girke, der seiner Provinz treu geblieben und heute als Autor und Journalist tätig ist, hat sich nun mit eigenen Liedern wieder im Musikgeschehen zurückgemeldet. Er schreibt kluge Texte, die aus Lebenserfahrung gespeist und im Alltag angesiedelt sind, gradlinig und schnörkellos, überwiegend mit Gitarrenbegleitung präsentiert, der Geruch der Provinz liegt über ihnen Rainer Katlewski
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THOMAS WALTER MARIA & KAPELLE Timeless (Prosodia), mit Infos
Für Menschen, die die Veröffentlichungsflut von Weltuntergangspropheten und Selbsterfahrungsliedermachern satthaben, ist Timeless die reinste Wohltat. Hier macht ein Künstler das, was er will, was er kann und, das Wichtigste, was ihm Spaß macht. In diesem Fall ist es eine Hommage an die Orchester der Fünfziger, an den ersten Mallorca-Urlaub in den Siebzigern und an Filme mit Rühmann und Albers. Und tatsächlich findet sich auch „La Paloma“ auf der Speisekarte, neben zwei James-Bond-Titeln, Trude Herrs „Morgens bin ich immer müde“ und, am wunderbarsten, einigen Eigenkompositionen, mit denen Thomas Walter Maria als spanischer Don Juan vor dem All-you-can-eat-Büffet Bustouristenherzen bricht. Der Saxofonist und Sänger Maria wird von einer gut gelaunten Posaune, Bass, Schlagzeug und Klavier begleitet. Obwohl Timeless voller Humor steckt, ist das Album keine Parodie auf die guten alten Zeiten. Die Kapelle drückt eher augenzwinkernd ihre Liebe zur Musik der damaligen Zeit aus, Tränen der Rührung stehen neben Lachfalten. Timeless ist Musik im besten Sinne, sie unterhält und wärmt das Herz. Chris Elstrodt
| MANFRED POHLMANN … singt Peter Weißgerber. Manfred Pohlmann hört Ute Zimmermann (Schnoor) (mit dt. Texten u. Infos)
Der in Neuwied wohnende Liedermacher Manfred Pohlmann, bekannt für Lieder in moselfränkischer Mundart und Interpretationen von Schlagern seiner Kindheit (1958 bis ’63), singt hier Lieder seines Pfälzer Kollegen Peter Weißgerber. Es sind Lieder mit einem gemütlichen Witz und voller Lebensfreude, bei aller Kritik am Konkreten, ganz so wie bei Pohlmanns und Weißgerbers Vorbildern, den französischen Chansonniers. „Ich denk, mir geht’s ganz gut“, sozusagen trotz allem, heißt denn auch das Eröffnungslied, das wie auch die anderen Titel den Blick auf das Wesentliche lenkt. Ebenfalls dabei das schon von Guggugg bekannte moselfränkische „Weinfestlied“, das von den Erlebnissen eines Touristen in Neumagen-Dhron an der Mosel erzählt. Rheinpfälzer Mundart kommt im zweiten Teil des Albums zum Tragen, in Form der Gedichte von Ute Zimmermann, die sich stimmungsmäßig passend anschließen: „Ach Mond, du nemmscht ab und zu, wie’s dir passt. Ich nemm ab und zu, bis mir nix mehr passt.“ Leider kann man sie nicht mitlesen. „De Blues“, der an einem Dienstagabend plötzlich „do war … um viertel zehn herum“, wird vom im Taunus lebenden Cajun-Musiker Yannik Monot umspielt. Ja, so kann Rheinland-Pfalz klingen. Michael A. Schmiedel
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YXALAG Miloš und die verzauberte Klarinette (gpARTS)
Vor elf Jahren wurde das erste Klezmerensemble der Musikhochschule Lübeck gegründet. Nun sind die „jungen Wilden“ von damals inzwischen gestandene, will sagen professionelle Musiker geworden, namentlich mit Kayako Bruckmann (v), Juliane Färber (v), Nicolas Kücken (g), Jakob Lakner (cl, sax, voc), Ulrich von Neumann-Cosel (b), Nele Schmidt (v) und Luka Stankovic (tb). Mit ihrem fünften Album verlassen sie jedoch die konventionelle Aufnahmeschiene und präsentieren nun ein in acht Kapiteln aufgeteiltes, durchaus fantasievolles, auf Kinder zugeschnittenes Hörspiel (Text und Idee: Maxie von Neumann-Cosel, Sprecher: Jonas Nay). Ein kleiner Junge namens Miloš flüchtet mit seiner Klarinette vor einem bösen König, verjagt mit seinem magischen Instrument Räuberbanden und findet schließlich sogar seine große Liebe. Musikalisch begleitet wird die Geschichte mit diversen Liedern aus dem langjährig eingespielten Repertoire des Septetts, wobei die vorliegende CD weitere sieben „Bonustracks“ von den vier zuvor erschienenen Alben enthält. Die Produktion wurde übrigens für den Medienpreis Leopold – Gute Musik für Kinder 2019/20 nominiert und steht damit auch auf der Hörmedienempfehlungsliste des Verbandes deutscher Musikschulen. Matti Goldschmidt
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hö
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