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Ausgabe 3/2019


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Cinesounds

FINNLAND-NEWS
PIIRPAUKE
Hali
(Nordic Notes)


Die Urväter der Weltmusik werden nicht müde und paaren auf ihrem neuen Album beinah mühelos Jazz, finnische Folklore und orientalische Einflüsse. Das klingt mit dem Piirpauke typischen Saxofon ungewohnt und aufregend. Jeder einzelne Track bietet unfassbar viele frische Ideen, die gesanglichen Experimente sind schlicht genial. Mit Hali beweisen Piirpauke einmal mehr ihren Ausnahmestatus. Pflichtkauf.
Chris Elstrodt
ÁŠŠU
Áššu
(Nordic Notes)


Wenn ihnen das Wort Joik begegnet, hören die meisten auf zu lesen. Entweder, weil sie mit Joik nichts anfangen können oder weil sie sowieso jede Joik-CD kaufen. Dabei lohnt es sich sehr wohl, die unterschiedlichen Stile des samischen Gesangs zu beleuchten. Im Fall von Áššu dominiert zum Beispiel die ausgesprochen filigrane sanfte Hintergrundmusik von Gitarre und Synthesizer, die die CD in die Ambient-Stilrichtung rückt und das Träumen erleichtert.
Chris Elstrodt

PAUANNE
Pauanne
(Nordic Notes)


Das finnische Trio entdeckte längst verschollen geglaubte Texte und Lieder aus dem beginnenden 20. Jahrhundert und älter und beschloss, diese mit moderneren musikalischen Mitteln zu interpretieren. So erinnern die alten Weisen dank Hammond-B3-Orgel auch schon mal an Emerson, Lake and Palmer. Die skandinavischen Geigen klingen jedoch so, wie man es als Nordic-Folk-Fan erwartet, damals wie heute.
Chris Elstrodt
JARMO SAARI REPUBLIC
Soldiers Of Light
(Membran)


Nach fünf Jahren Pause veröffentlichen die finnischen Progressiv-Jazzer ihr zweites Album. Mit drei Schlagzeugern erinnern sie an King Crimson; die Musiker, mit denen Bandleader Jarmo Saari zusammenarbeitete, reichen von Trilok Gurtu bis Nils Landgren. Für Folkies ist der treibende Rhythmus spannend, den die Band nicht zu Unrecht als „Tribal“ bezeichnet. Letztlich entzieht sich diese CD aber jeglicher Schublade.
Chris Elstrodt

HANNU KELLA & TIMO ALAKOTILA
Mingled Years
(Keino Productions)


Zwei finnische Folksuperstars an Akkordeon und Flügel veröffentlichen ihr erstes gemeinsames Album. Bereits beim Opener schwingt die finnische Volksseele als virtuoser Tango durch den Raum. Durch den charakteristischen Klang des Flügels und Einsatz eines Orchesters verortet man die Musik eher im Opernhaus als auf einem Folkfest. So könnte die CD auch Teil einer klassischen Sinfonie sein.
Chris Elstrodt
MARKKU LEPISTÖ & MIKKO HELENIUS
Bellows And Pipes
(Rapussari Records)


Der Albumtitel verrät es, die erste Zusammenarbeit dieser beiden finnischen Musiker bietet Akkordeon und Kirchenorgel. Genauso klingt es auch, und so muss man sich an den sakralen Einschlag gewöhnen, als hätte ein Kantor versehentlich einen Notenstapel mit Volksliedern gefunden und übte nun vor der Sonntagsmesse. Das eher filigrane Akkordeon wird letztlich durch die Wucht der Orgel an die Wand gedrückt.
Chris Elstrodt

INSELBEGABUNGEN
PAOLO FRESU und A FILETTA und DANIELE DI BONAVENTURA
Danse Mémoire, Danse
(Tŭk Music)


ORNELLA VANONI
Argilla
(Tŭk Music)


MONICA DEMURU und NATALIO MANGALAVITE
Madera Balza
(Tŭk Music)


ELVA LUTZA und ESTER FORMOSA
Cancionero
(Tronos)


GIANMARIA TESTA
Prezioso
(Incipit Records)


Der sardische Jazztrompeter PAOLO FRESU präsentiert auf seinem Label Tŭk Music Klänge, die musikalische Grenzen und Kategorisierungen sprengen. Alle CDs erscheinen mit grafisch einheitlichen, oft in mehrere Sprachen übersetzten Beiheften. Danse Mémoire, Danse (Tŭk Music) ist die zweite Koproduktion mit der korsischen Vokalgruppe A FILETTA und dem Bandoneonisten DANIELE DI BONAVENTURA. Entstanden ist ein Werk voller Spannung. Da der Chor – archaisch, sakral, experimentell, erst ruhig, dann aufwühlend, auch textlich –, dort der Trompeter mit jazzigen Einflüssen und die gefühlvollen Einschübe des Bandoneonspielers. Eine Ohrenweide. Das wiederveröffentlichte Argilla (Tŭk Music) von ORNELLA VANONI, entstanden 1997 unter der Ägide von Paolo Fresu, ist eines von über sechzig Alben der italienischen Sängerin und Schauspielerin. Darin geben sich Brazil-Jazz und poppige Italianità die Hand. Die Liebe zu Jazz, Brasilien und Lateinamerika spürt man auch in Madera Balza (Tŭk Music). Das hervorragende Duoalbum der sardischen Sängerin MONICA DEMURU und des argentinischen Pianisten NATALIO MANGALAVITE hört sich manchmal wirklich so fein und zerbrechlich wie Balsaholz an. Das Holz dient in den Tropen aber auch zum Bau eines Floßes. Damit gleitet das Duo spielend leicht über den Atlantik. Ganz ähnlich und doch ganz anders ist das musikalische Konzept in Cancionero (Tronos) des sardischen Duos ELVA LUTZA mit der katalanischen Sängerin ESTER FORMOSA. Katalanische und sardische Lieder wechseln mit lateinamerikanischen Standards. Formosas eindringlicher Gesang kontrastiert mit der überraschenden, unkonventionellen Begleitung von Nico Casu (Trompete) und Gianluca Dessì (Gitarre). Zum Schluss ein Nachruf. Der 2016 verstorbene GIANMARIA TESTA war kein Inselbewohner. Der Piemontese war selbst eine Insel – Stationsvorstand und Sänger mit unverkennbarer, rauer Stimme, wunderschönen Liedern mit tief humanistischen Texten und einer Liebe zum Jazz. Prezioso (Incipit Records) sind elf zwischen 2013 und 2015 entstandene Lieder, die es nicht auf ein Album geschafft hatten. Fazit: Inselbegabungen? Nein. Musik für die Insel? Ja.
Martin Steiner



KLEZMER AND MORE
THE SWEETEST KLEZMER ORCHESTRA
Halva
(Galileo)


„Neuen Klezmer“ bieten Nicolas Cottenie (v) mit etlichen Eigenkompositionen und seine Kollegen Alina Bauer (v), Georg Brinkmann (cl) Eline Duerinck (Cello), Robbe Kieckens (perc) sowie Ilya Shneyveys (acc) an. Auch wenn es im Großen und Ganzen Klezmer bleibt, das Album Halva ist geprägt durch die Faszination für das Wechselspiel zwischen Konsonanz und Dissonanz traditioneller griechischer und modaler Musik im Allgemeinen, kombiniert mit klassischer Stimmführung und dem einen oder anderen jazzigen Akkord.
Matti Goldschmidt
SONIA DISAPPEAR FEAR
By My Silence
(Galileo)


Wenig hörten wir hier in Deutschland bislang von Sonia Rutstein, wenngleich die Folksängerin aus Baltimore – übrigens eine Cousine Bob Dylans – bereits seit dreißig Jahren aktiv ist und dieses Frühjahr in Deutschland auf Tour ist. Ihr bereits neunzehntes Album enthält nicht nur die Nationalhymne Israels, sondern auch zwei israelische Volkslieder sowie auch eine Interpretation von Leonard Cohens „Hallelujah“.
Matti Goldschmidt

MISCHPOKE
Di Eyne Velt
(Timezone)


Magdalena Abrams (cl, voc) ist Gründungsmitglied des Vereins Musiker ohne Grenzen e. V., über den sozial benachteiligten Kindern ein Zugang zu musikalischer Bildung ermöglicht wird. Für diese Initiative wurde sie 2016 mit dem Bundesverdienstorden ausgezeichnet. Mit in der „Familie“ (jiddisch „Mischpoke“) sind Cornelia Gottesleben (v), Alexander Hopff (acc), Frank Naruga (g) und Maria Rothfuchs, die sich hier zu hundert Prozent dem Klezmer verschrieben haben.
Matti Goldschmidt
IDA & LOUISE
Proud Poems – Shtoltse Lider
(Kakafon)


Die Schwedin Ida Gillner (sax, voc) sowie die Dänin Louise Vase (p, voc) bilden ein ausdrucksvolles wie auch symbiotisches Duo, das mit bescheidenen Mitteln eine künstlerische Einheit aus Musik und Poesie erschafft. Mit „Stolzen Liedern“ belebt es fast vergessene Gedichte und schafft ein poetisches musikalisches Universum, gewürzt mit Klezmer, Tango, Kunstmusik, Jazz und 1920er-Kabarett.
Matti Goldschmidt

ULLA KRAH MIT MESCHUGGENE MISCHPOCHE
Bagels, Borscht und Bulbes
(Eigenverlag)


Bereits seit 2005 besteht das Trio „Verrückte Familie“, namentlich aus Ulla Krah (voc), Andreas Kneip (b) und Tatjana Lesko (p). Wohlwissend, dass viele jiddische Lieder eine reichhaltige Innensicht auf das Alltagsleben der Menschen bilden, bleibt auch die Thematik „Essen und Trinken“ nicht unberührt. Es geht also im Wesentlichen um jiddische Küchen- und Kochlieder, wobei letztlich selbst das natürlich jüdische Tischgebet nicht fehlen darf.
Matti Goldschmidt



OLDIES AUF VINYL
BOB DYLAN
Bob Dylan
(Glamourama Records)


ETTA JAMES
At Last!
(Glamourama Records)


Im Zuge des anhaltenden Vinyl-LP-Revivals beschert das Label Glamourama Records zwei besonders feine Wiederveröffentlichungen. Zu Beginn der 1960er-Jahre tauchte in den Folkclubs des New Yorker Stadtteils Greenwich Village ein zwanzigjähriger Bursche auf, der sich durch seine eigenwilligen Interpretationen von Folk- und Bluessongs schnell einen Namen in diesem lokalen Umfeld machte. Bald schon wurde der Produzent John Hammond auf ihn aufmerksam, und eine Verabredung zur ersten Aufnahmesession im Leben des Bob Dylan war getroffen. Am 20. und 22. November 1961 fand sie statt; dreizehn Lieder wurden für das Album ausgewählt. Dylan singt, spielt Gitarre und Mundharmonika. Elf Stücke sind adaptierte Folk- oder Bluessongs. Die zwei Eigenkompositionen „Talkin’ New York“ als kritische Beobachtung seines neuen Lebensumfelds und „Song To Woody“ als Verneigung vor einem seiner Vorbilder zeigen hier schon Dylans Fähigkeit, Texte von hoher literarischer Komplexität wirkungsvoll in einen dreiminütigen Song zu kondensieren.
Etta James hatte sich bereits erste Sporen als Blues-, Jazz- und Rhythm-’n’Blues-Sängerin verdient, als sie im Jahr 1960 ihr Debütalbum At Last! aufnahm. Ihre Stimme überstrahlt geradezu das Riley Hampton Orchestra, welches hier als Begleitung ausgewählt wurde. Der Schmalz und der Zucker der Bläser verdampfen förmlich, wenn sie einmal tief Luft holt und mit ihrer volltönenden, rauen und gleichzeitig geschmeidigen Stimme all den Schmerz, das Leid und die Freude herauslässt, die in Songs wie „My Heart Cries“, „All I Could Do Was Cry“ oder „I Just Want To Make Love To You“ steckt. Sie verfügte über eine der größten Stimmen der „Black Music“ und wird ganz zu Recht in einem Atemzug mit Ella Fitzgerald, Billie Holiday oder Bessie Smith genannt.
Beide Alben sind auf 180 Gramm schweres Vinyl gepresst. Die Klangqualität ist sehr gut; dankenswerterweise wurde auf ein Remastering verzichtet, sodass der Originaleindruck erhalten bleibt. Zudem liegt beiden als Bonbon eine Single bei.
Achim Hennes