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Ausgabe 3/2019


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UMUT ADAN
Bahar
(Riverboat Records)


Schon in den ersten Takten wird klar, der aus Istanbul stammende und nun in Italien lebende Adan hat den Sechzigerjahre-Psychedelic-Rock der Türkei verinnerlicht. Das zeigt sich nicht nur im Sound, der sehr an Fikret Kızılok, Cem Karaca und Erkin Koray erinnert und übrigens eher zum Gemächlichen neigt. Auch sind Adans Texte (leider nicht abgedruckt) wie die seiner Vorbilder zum Teil hoch politisch („Bandırma Başkent Oldu“), ihre Botschaften zur Sicherheit aber stark verklausuliert.
Ines Körver
ANDREAS ARNOLD
Odisea
(Galileo MC)


Im elften New Yorker Jahr gibt der deutsche Flamenco-Jazzgitarrist das dritte zwischen den zwei Musikwelten gut vermittelnde Album heraus. Erneut sehr tiefgründig und poetisch geht es zu, mit den geeigneten Musikern. Zum recht neuen Trio gehören der Grieche Petros Klampanis am Kontrabass und Percussionist Miguel Hiroshi aus Spanien. Zusammen gelingt eine so urbane wie mediterrane Klangsprache in Arnolds mehr oder weniger flamenconahen Kompositionen, auch durch Gäste wie den jungen Pianisten Guy Mintus.
Katrin Wilke

HUGO BARRIOL
Yellow
(Naïve)


Ein Franzose, der leidenschaftlich Englisch singt. Das kommt nicht häufig vor. Entdeckt in der Pariser U-Bahn, legt der Singer/Songwriter ein starkes erstes Album vor. Sein melancholischer Akustikfolk mir Popelementen erinnert zwar sehr an seine Vorbilder Jack Johnson, Coldplay, Bon Iver, The Lumineers oder Mumford and Sons. Doch mit seiner sanften Stimme, seinen tiefgehenden Texten und gefühlvollen Melodien vermag Barriol ganz eigene Akzente zu setzen und macht Lust auf mehr.
Erik Prochnow
THE BLACK ELEPHANT BAND
Pop Smears
(9pm Records)


Folk trifft Punk. Diese Band ist eigentlich ein Solist, und der heißt Jan Bratenstein. Der Nürnberger singt zur Gitarre Songs mit großartiger Garagenpunkattitüde. Neunzehn kurze Stücke vertreiben mit wildem Gesang, Schrammelgitarre und skurrilen englischen Texten jede Folkgemütlichkeit. Das klingt herrlich respektlos und passend in die heutige Zeit. Die Stücke sind kaum länger als zwei Minuten – einfach grandios hingerotzt. Deshalb: Die Black Elephant Band ist so etwas wie die Ramones des Folk!
Udo Hinz

CHATHAM COUNTY LINE
Sharing The Covers
(Yep Roc Records)


Das kommt davon. In Konzerten Songs covern, die aber auf keiner CD der Band zu finden sind –also musste dieses Album her, damit endlich Ruhe herrscht an der Fanfront. Mit der Veröffentlichung bekommen die Anhänger ihre Covers, einen bunten Reigen von den Stones („Last Time“) über John Lennon („Watching The Wheels“) und Tom Petty („You Don’t Know How It Feels“) bis zum Ventures-Instrumental „Walk, Don’t Run“. All das in eigenwilligen Interpretationen und im Gewand eines rauen Bluegrass. Gut so.
Volker Dick
C’MON TIGRE
Racines
(BDC)


Die Musik des zweiten Albums der beiden Kreativköpfe von C’mon Tigre ist der Nacht zugehörig. Aus der Zeit gefallene Klangperlen, suggestiv und opulent instrumentiert, auch nicht selten filmmusikalisch die Mischung aus Atmosphären und Stilen, die im Bandprofil grob mit „Funk Afrobeat World“ zusammengefasst wird. Das Saiten- und Tasteninstrumente spielende und auch singende Duo umgibt sich mit diversen Bläsern, Vibrafon oder Schlagzeug.
Katrin Wilke

NED COLLETTE
Old Chestnut
(IT Records)


Für dieses Album muss man sich Zeit nehmen. Der in Melbourne geborene und in Berlin lebende Musiker hat ein verrücktes achtes Album veröffentlicht. In seinen vierzehn Kompositionen wechseln lange instrumentale Strecken und Folk der 1960er-Jahre, etwa im Stil von Donovan oder Pink Floyd. Ned Collette hält einen Abschluss in improvisierter Musik, und er präsentiert hier sein großes Können. Sein experimentaler Psych-Folk strotzt von interessanten Ideen, auch wenn seine Gesangsparts mitunter eine depressive Stimmung verbreiten.
Erik Prochnow
JANE COMERFORD
Filmreif! – Hollywood, Pyjamas & andere Tragödien
(Useful Music)


Es ist schon wieder dreizehn Jahre her, dass die gebürtige Australierin mit ihrer Band Texas Lightning für Deutschland beim ESC gesungen hat. Ihr zweites Soloalbum nach über zwanzig Jahren enthält jetzt nur deutsche Songs von ihr und Pille Hillebrand. Geschichten aus dem manchmal so bösen Leben. Beziehungen, mit den Höhen und vor allem Tiefen und Abschieden, bestimmen mit Humor oder Zorn die Lieder. Popchanson oder Soul, je nach Stimmung, und ein fast romantischer Lovesong auf ihre Wahlheimat Hamburg.
Rainer Katlewski

D’ARTAGNAN
In jener Nacht
(Sony Music)


Es ist die Lieblingsmusik meines neunjährigen Enkels. Er steht auf verwegene Männer, Mut und Ehre, Musketiere und Ritter und hört die drei Alben der Nürnberger hoch und runter. Als Erwachsener betrachtet man die Mischung aus Wolfgang-Petry-Sound, Karnevalshit und Irish Folk Rock doch etwas differenzierter. Dem Rezensenten ist sie zu marktorientiert und glattgebügelt, wirkt wie Après-Ski-Musik mit endlos wiederholten Mitsingrefrains, alles schön rhythmisch im Viervierteltakt. Die Qualität der Musiker ermöglicht viel spannendere Musik.
Piet Pollack
TRISTAN DRIESSENS & ROBBE KIECKENS
Blue Silence
(Home Records)


Eine meditative Platte, die aber nie langweilt. Driessens und Kieckens tragen meist auf ihren Hauptinstrumenten Oud und Rahmentrommel Kompositionen von Driessens vor. Doch auch diverse Gastmusiker sind zu hören, darunter Deryan Türkan an der Kemençe, Emre Gültekin an der Bağlama und Nathan Daems am Tenorsaxofon. Da Driessens kaum zu Vierteltönen und krummen Rhythmen neigt, ist die CD auch für ungeübte Ohren ein guter Einstieg in die orientalische Klangwelt.
Ines Körver

EASTEND
Morning Tide
(ATS Records)


Dass der österreichische Sitarvirtuose Klaus Falschlunger die Begegnung mit der Elektronik nicht scheut, bewies er bereits vor ein paar Jahren mit den Remixen seiner Sitar Diaries. Mit seinem Projekt Eastend sucht er nun die Interaktion von akustischen und elektrischen Klängen. In der Jazzsängerin Heidi Erler und dem Schlagwerker Christian Unsinn fand er zwei Partner, die in beiden Klangwelten zu Hause sind. Das Ergebnis ist ein Album mit jazzigem Flair und passenden indischen Einsprengseln.
Walter Bast
EKITI SOUND
Abeg No Vex
(Crammed Discs)


Keine Musik zum entspannt zurücklehnen! Leke „Chif“ Awoyinka aka Ekiti Sound knallt mit seinen wuchtigen elektronischen Soundcollagen gleich wie ein entfesseltes Feuerwerk los und ist bis zum letzten (dem fünfzehnten!) Track auch nicht mehr zu bremsen. Seit seiner Jugend pendelt der nigerianische Künstler zwischen Lagos und London hin und her. Er vermengt Hip-Hop, Drum ’n’ Bass, Soul und Afrobeat auf furiose, aber auch verstörende Art. Der Titel seines Debüts in Pidgin: „Bitte nicht beleidigt sein!“ Bin ich nicht!
Roland Schmitt

CHRISTIAN FALK
Jetzt
(Timezone)


In zehn ausgefeilt arrangierten Liedern untersucht der Liedermacher das Phänomen seiner persönlichen Gegenwart im Verhältnis zum Weltgeschehen. Und während er sich dem „Jetzt“ widmet, nimmt der knapp dreißigjährige Bremer Abschied von der jugendlichen Unbekümmertheit und den rockigen Klängen. Unterstützt durch Cello und Schlagzeug, gibt er sich mit heller Stimme und Gitarre ganz der Liedermacherei hin. Auch für die Zukunft reicht das Konzept: nach Jetzt plant er das Album Danach.
Imke Staats
THE FERALINGS
The Feralings
(Eigenverlag)


Das Songschreiben teilen sich Banjospielerin Nicole Upchurch und Bassist Patrick Bloom ebenso wie den Gesang, dazu kommt Benj Upchurch an der Mandoline. Fertig ist das Trio aus Iowa. Auf ihrer Debüt-EP bieten die Drei angenehm klingende Songs zwischen Folk und Bluegrass. Dazu zeigt sich Nicole Upchurch als gute Sängerin, die Alltagsgeschichten erzählt von Freundschaften und vom Familienleben. Die Produktion wirkt etwas hausbacken, aber die vielen schönen Passagen reißen’s wieder raus.
Volker Dick

SIGI FINKEL & MONIKA STADLER feat. DJAKALI KONE
Flower In The Desert
(Galileo MC)


Das weltläufige Duo Sigi Finkel (Saxofon und Flöte) sowie Monika Stadler (Konzertharfe) treffen in der Wüste, der Quelle allen Blues, auf den Koraspieler Djakali Kone. Leider ist dessen Einfluss auf das Gesamtwerk eher gering. Das Kernduo Sax/Harfe dominiert das Album mit Bluesanklängen zwischen Melancholie und unbedarfter Fröhlichkeit. Hier treffen Klangwelten aufeinander, die nicht leicht verschmelzen, und dies trifft nicht nur auf die asiatisch gestimmte Flöte zu. Gewöhnungsbedürftiger Folkjazz.
Christoph Schumacher
PEPPE FRANA & CHRISTOS BARBAS
Such A Moon, The Thief Pauses To Sing
(Felmay Records)


Bei einem Labyrinth Musical Workshop (Leitung Ross Daly) lernten sich der Süditaliener Frana und der Nordgrieche Barbas kennen. Beide hatten reichlich Erfahrung mit klassischer Musik, wollten aber in ihren Zwanzigerjahren noch einmal eine neue Richtung kennen und neue Instrumente spielen lernen. Inzwischen haben sie sich so gut in die Ney und die Oud eingearbeitet, dass es Spaß macht, ihren Duetten (meist Eigenkompositionen) über zehn Stücke hinweg zu folgen. Dazu trägt der hervorragende Sound bei.
Ines Körver

DAVE HAUSE
September Haze
(End Hits)


Der Amerikaner Dave Hause hat eine Vergangenheit im Punk. Doch hier legt er ein Minialbum vor, das klingt, als hätte er sein Leben lang nur Bruce Springsteen und Jackson Browne gehört. Die fünf Stücke sind sparsam arrangiert, zu dominanter Akustikgitarre kommen Tupfer von Klavier, E-Gitarre und Schlagzeug. Inmitten der Vorbereitungen zu einem regulären Album erfuhr Hause, dass er Vater wird. Nach dieser Kurzform und einer Babypause können sich Fans Hoffnung auf das lange Werk machen.
Imke Staats
HOODNA ORCHESTRA
Ofel
(Agogo Records)


Vor fast sechs Jahren, im Oktober 2013, veröffentlichten Hoodna ihr erstes Album, bereits vor über einem Jahr (Januar 2018) sollte nun das dritte folgen. Das „Orchester“ besteht aus einem vierzehnköpfigen Ensemble aus Tel Aviv, das eine Mischung aus frei fließenden Afrobeatrhythmen und – mit Anleihen aus dem Klezmer – einen heftigen „Dance-Floor-Funk“ spielt. Verantwortlich für die Kompositionen von acht der insgesamt neun Stücke des in Eilat produzierten Albums zeigt sich Ilan Smilan (g).
Matti Goldschmidt

JAHFRO
Farbenfro
(Catchy Records)


Auch ein Alleinstellungsmerkmal, (fast) jeden Song mit „Jah-jah“ zu beginnen. Originell. Musikalisch strotzt der Reggae des Kielers vor kraft- und druckvollen Melodien und Rhythmen; die Texte stammen überwiegend aus der Abteilung „Persönliches & Privates“. Lediglich zu Jahfros Stimme mag man geteilter Meinung sein. Oder sagen wir’s so: Wer Herrn Eißfeldts Gesang abkann, der wird mit Jahfros Intonation mühelos klarkommen. Alles in allem ein grundsolides Debüt mit hohem Wiedererkennungswert.
Walter Bast
LABELLE
Orchestre Univers
(Infiné)


Der Musiker und Produzent Jérémy Labelle, Sohn einer bretonischen Mutter und eines Vaters aus Réunion, beschreibt seine frühen musikalischen Einflüsse mit Séga, Jean-Michel Jarre und Detroit Techno. Ersteres ein Tanzstil aus der Heimat des Vaters, die beiden anderen musikalische Vorlieben von Mutter und Bruder. Wie er daraus zu einem eigenen Stil fand, kann man auf seinem dritten Album hören. Sanfte Percussion, schwebende Elektronik und unaufdringliche Beats sorgen für ein entspanntes Hörerlebnis.
Walter Bast

LANIKAI
Wild Indigo
(Ferryhouse Productions)


Solide gemachter Synthie-Pop mit Jazz- und Soulelementen aus Kanada. Die in Winnipeg beheimatete Songschreiberin Marti Sarbit wagt nach dem Ende des Indieduos Imaginary Cities mit Lanikai einen Neuanfang. Die zehn Songs über die Befreiung von emotionalem Schmerz im Alltag laden von Anfang an zum Tanzen ein. Obwohl gut produziert, reißt die Platte jedoch nicht wirklich mit. Irgendwie drängt sich das Gefühl auf, vieles schon mal gehört zu haben.
Erik Prochnow
DAVID MASSEY
Late Winter Light
(Poetic Debris Records)


Wer als Rechtsanwalt gearbeitet hat, könnte mit menschlichen Tiefen und Untiefen in Berührung gekommen sein. Der Ex-Jurist Massey wagt jedenfalls die Blicke ins allzu Menschliche. Die Songs auf seinem vierten Album kommen in Bandbesetzung daher, bieten sowohl Countryshuffle als auch Balladenintimität. Dazu kommen ansprechende Arrangements, etwa im Titelsong, wo sich eine Viola und eine zweite Stimme zu Gesang und Gitarre gesellen. Eine reife Arbeit des Mannes aus Washington, D. C.
Volker Dick

YOUN SUN NAH
Immersion
(Warner Music)


Sie liebt das Experiment mit neuen Wegen. Die international prämierte Jazzsängerin aus Südkorea widmet sich auf ihrem zehnten Album diesmal minimalen Pop- und Elektroniksounds, gemischt mit ihren bekannten Arrangements. Die dreizehn Songs bestehen je zur Hälfte aus eigenen Kompositionen und Coverversionen. Trotz ihrer sehr ausdrucksstarken Stimme vermag sie dabei nicht durchgehend zu überzeugen. Vor allem die Coverversionen verlieren sich oft in Synthesizerklängen und wirken, als ob Nah keine innere Nähe zu den Stücken aufbauen konnte.
Erik Prochnow
DANIEL NORGREN
Wooh Dang
(Superpuma Records)


Dieses Album ist ein Sammelsurium von skurrilen Ideen. Hier klingt es nach Schrammelblues, dort nach epischen Landscapes. Mal sind die Tracks sauber produziert, mal klingen sie nach Proberaum. Dylan trifft sich mit Yann Tiersen für die Bonustracks zum White Album. So muss ein Album klingen, an dem der Künstler Spaß hat. Für den Hörer klingt es eher nach der Zufallswiedergabe einer MP3-Sammlung. Dabei sind die einzelnen Tracks für den Folkfan durchaus hörens- und entdeckenswert.
Chris Elstrodt

ONOM AGEMO & THE DISCO JUMPERS
Magic Polaroid
(Agogo Records)


Wenn jemand wie der Dresdner Jazzsaxofonist Johannes Schleiermacher als Einflüsse Coltrane, Cage, Fela Kuti, Krautrock oder die Musik der Gnaoua angibt (kleine Auswahl), dann kann man auf das neue Werk seines Projekts gespannt sein. Und wer den sechs quirligen Patchwork-Tracks aufmerksam lauscht, wird so manches von den oben Genannten heraushören können. Und dennoch wirkt nichts bemüht oder gewollt, alles fließt organisch ineinander. Doch eine Frage bleibt: Wer, zum Teufel, ist Mono Omega?
Walter Bast
OVER THE RHINE
Love & Revelation
(Great Speckled Dog/ Redeye)


Das Folkduo aus Ohio besteht aus Sängerin Karin Bergquist und ihrem Mann Linford Detweiler. Bergquists dezente Stimme, die leicht an Joni Mitchell erinnert, beherrscht die entspannte Musik, die oft von Lap Steel Guitar, Akkorden oder Streichern getragen wird, wozu noch leise Gitarrenakkorde ertönen. Diese intensiv vorgetragenen Melodien sind wie dafür geeignet, bei einem Konzert das brennende Feuerzeug zu heben. Wieder einmal zeigt sich, je sparsamer die Arrangements, desto größer die Wirkung.
Hans-Jürgen Lenhart

RANAGRI
Playing For Luck
(Stockfisch Records)


Sehr audiophil aufgenommenes Album voller diversifizierter Pop-Folk-Musik aus der angloirischen Ecke. Sänger Donal Rogers geriert sich fast als Chansonnier, zusammen mit verschiedenen Flöten, Harfe, Percussion und Chorsätzen klingen die Songs zwar sehr dicht und high-end gespielt, aber auch sehr glatt. Songgestaltung und -writing sagten dem Rezensenten nicht unbedingt zu (zu viele musikalische Klischees), aber das sollte jeder Hörer für sich selbst herausfinden!
Johannes Schiefner
ROCCO UND MARC
Vergaß dei Haamit net
(Tyson Records)


Lebt denn der alte Günther Anton noch? Nein, der erzgebirgische Heimatdichter starb 1937. Seine Lieder aber bringen der Rocco und der Marc zu Gehör, mit Bluegrassinstrumenten unterlegt. Deswegen ist Anton Günther noch lang kein sächsischer Bill Monroe. Die Lieder drehen sich um die einfachen Dinge, wie die Freuden des Holzhackens, rauschende Wälder und den schönen Feierabend. In der Haamit is doch immer schie! Da hört man aus der Ferne schon das Musikantenstadl tönen: Rocco und Marc, hierher!
Volker Dick

RONCHI, WENDLING, MAAS
Soul Mining
(Stormy Monday Records)


Blues hatte in den Südstaaten stets eine religiöse Facette. Bluesmusiker spielten immer wieder auch kirchliche Songs oder wurden sogar Priester. Sänger und Gitarrist Stefano Ronchi hat mit Drummer Micha Maas und Kontrabassist Klaus Wendling eine CD mit Gospels und Spirituals eingespielt, u. a. von Blind Willie Johnson, Mississippi Fred McDowell und Son House – stilistisch Gospel- und Countryblues. Das Trio gibt der Musik auf akustischen Instrumenten etwas Filigranes, Leichtes – und eine spirituelle Dimension.
Udo Hinz
QUENTIN SAUVÉ
Whatever It Takes
(Corrupt Records)


Wenn Rockmusiker beschließen, ein persönliches, in der Regel akustisch eingespieltes Album aufzunehmen, ist das Ergebnis oft ein bestimmter Sound, den Punks als Folkmusik und Weltmusiker als Punk bezeichnen würden. Whatever It Takes erfüllt genau diese Beschreibung. Der Künstler, eigentlich Musiker im Post-Hardcore-Sektor, spielt sich die Seele aus dem Leib und erzählt seine persönlichen Underdog-Geschichten, die nach verräucherter Kneipe und autonomem Zentrum klingen.
Chris Elstrodt

DANNY SCHMIDT
Standard Deviation
(Live Once Records)


Sein neuntes Studioalbum zeigt den Sänger/Songschreiber aus Austin, Texas, in anderen Farben. Zwar stehen Stimme und Gitarre weiter im Vordergrund, dazu kommen jedoch feine Arrangements in vielfältiger Instrumentierung. Sind das die Wandlungen eines Vater gewordenen Mannes, der jetzt eine neue Art der Liebe erfährt? Zumindest verändert sich die Perspektive des poetischen Textens. Da klafft ein Loch in der Zeit, durch das wir rutschen, und auf dem Grund liegen schöne Melodien und stille Songs.
Volker Dick
SIDETRACK WALKER
Come What May
(Eigenverlag)


Ein Ein-Mann-Projekt des Kieler Musikers Dominik Sonders. Obwohl seine Wurzeln eigentlich im Doom Metal liegen, hat der Songschreiber seine Heimat in einer Mischung aus Folk, progressiven Rockballaden, Darkwave und klassischen Elementen gefunden. Das dritte Album seines Projektes verbreitet mit seinen feinen Klaviermelodien, akustischen Arrangements und meditativen Instrumentalstrecken eine sehr intensive Stimmung. Das zeigt sich auch in den diesmal deutlich lebensfroheren Texten. Einzig Sonders sanftem Gesang fehlt es manchmal an Ausdruckskraft.
Erik Prochnow

SNOWY WHITE & THE WHITE FLAMES
The Situation
(Eigenverlag)


Er war Gitarrist bei Thin Lizzy, wurde von Roger Waters wiederholt für diverse Pink-Floyd-Tourneen engagiert – höchster musikalischer Adel also. Snowy Whites Gitarrenspiel ist geprägt durch lange und sparsame, sehr rund und warm gespielte Töne, die er ganz wunderbar phrasiert. Mit der Band The White Flames ist wieder ein Album mit typischen Songs entstanden, mit intelligenten, nachdenklichen Texten und schönen, oft verträumt wirkenden Melodien mit Tiefe.
Achim Hennes
SWAMPCANDY
Mine
(Eigenverlag)


Bei Gitarrist und Songschreiber Ruben Dobbs und seinem Duopartner Joey Mitchell am Bass geht es hin und her. Sie fischen im sumpfigen, elektrischen Blues, wildern im Western Swing, brandschatzen im Punk und wühlen im Rockabilly. Diese wüste Vielfalt an Stilen sorgt immer wieder für Überraschungen. Dazu holen sich die beiden mehrfache instrumentale Verstärkung, sodass die Bandbreite von Cello bis Tabla reicht. Der Soundtrack zu einer Party mit dem Teufel, bei der Lucifer das Wettsaufen verliert.
Volker Dick

ANTON van DOORNMALEN
Einfach ich
(Optical Records)


Als ein spätes Nachwuchstalent zeigt sich der Ex-Manager aus den Niederlanden mit seinen freundlichen, nachdenklichen und lebensnahen Liedern. Er besingt die Liebe, Familie, Enkel, eben Themen, die einen im Alltag bewegen, aber auch Fragen an den Zustand der Welt und dazu, wie die Erde ein besserer Ort werden kann. Ganz profan dagegen die Hymne auf den Blau-Weiß Büderich, eine Fußballmannschaft, in der dieser Liedermacher wohl aktiv war. Es sind schöne Lieder, die etwas Anrührendes haben, ohne platt zu sein.
Rainer Katlewski
MICHAEL van MERWYK
I Had A Hard Way To Go
(Timezone)


Ein Musiker zieht eine Zwischenbilanz. Der Bluesmusiker aus Rheda-Wiedenbrück in Nordrhein-Westfalen – Jahrgang 1969 – hat bisher dreizehn Alben veröffentlicht und bringt jetzt ein Best-of auf den Markt. 25 eigene englische Songs zeigen ihn als kraftvollen Sänger und energiegeladenen Gitarristen des akustischen wie elektrischen Blues, Solo und mit Band. Das Album richtet sich an die Download- und Streaminggeneration. Es gibt keine CD, sondern ein XXL-Booklet mit Download-Link.
Udo Hinz

THE TED VAUGHN BLUES BAND
It Takes A Man To Play The Blues
(Eigenverlag)


Hier steckt wirklich drin, was draufsteht – schnörkelloser, geradeheraus gespielter elektrischer Blues ohne Verzierung. Ted Vaughn ist der Sänger und Harpspieler der Band, drei weitere Musiker an Bass, Schlagzeug und Gitarre machen das Quartett komplett. Shuffle, Slow, Balladen – so viel zum Spektrum, ab und an ein Solo, ansonsten viel Enthusiasmus und glaubhaft transportierte Freude am gemeinsamen musikalischen Schaffen.
Achim Hennes
BILLY WHITE, JR. It’s About Time (Ayemaydah Records)



Aus Texas stammt der Sänger und Gitarrist Billy White Jr., und folgerichtig ist diese CD sehr gitarrenlastig geraten. Macht aber gar nichts, wenn man derart gekonnt und abwechslungsreich zwischen Rock, R&B und Blues mäandert. Neben Bass, Schlagzeug und gelegentlicher Orgelbegleitung kommt häufig noch eine Bläsersektion hinzu, und dann drehen die Stücke auch schon einmal Richtung Soul oder Southern Rock. Alles ist selbst komponiert, arrangiert und produziert – Handarbeit, die sich wahrlich lohnt.
Achim Hennes

REESE WYNANS AND FRIENDS
Sweet Release
(Provogue)


Länger als fünfzig Jahre begleitet der Keyboarder Reese Wynans nun bereits viele Bands und Musiker im Blues und Rockgenre. Ein Mann „der zweiten Reihe“, der hier sein „Debüt“ veröffentlicht – und was für eines! Die Liste der Mitstreiter ist lang und ehrfurchtgebietend, das Ergebnis atemberaubend. Sehr schön, wie Wynans Orgelspiel bei all den Solisten, Bläsern und Chören immer die Fäden in der Hand und den Song in der Struktur hält. Wer Rock mit tiefen Wurzeln im Blues mag, wird dieses Album lieben.
Achim Hennes